Wie Vorarlbergs Wirtschaft auf den Wachstumspfad zurückkehrt

Bundesländer-Konjunktur: Vorarlberg dank Branchenmix stärker als Tirol und Salzburg.
Wien, Schwarzach Die Wirtschaft in Österreich – und nicht nur in unserem Land – hat im vergangenen Jahr die größte Rezession in Friedenszeiten seit der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er-Jahre erlebt. Das ist bekannt, doch die Ökonomen der UniCredit Bank Austria haben nun den Rückgang im Detail analysiert und haben aufbauend auf diesen Ergebnissen auch einen Ausblick auf 2021 bzw. die weitere Entwicklung der Wirtschaft erstellt. Am stärksten waren im Coronajahr die persönlichen und körpernahen Dienstleistungen und Teile des Handels betroffen. Die Industrie und die Bauwirtschaft passten sich rasch an die geänderten Rahmenbedingungen an. In den Bereichen Gesundheit, IT-Dienstleistungen und im Immobilienwesen zeigte sich dagegen in beinahe allen Bundesländern ein positiver Trend.
Unterschiedliches Wachstum
Insgesamt erholt sich die Wirtschaft, doch die Geschwindigkeiten sind in den Bundesländern sehr unterschiedlich. Vorarlberg konnte sich trotz der starken Abhängigkeit vom Tourismus insgesamt besser behaupten als etwa die beiden Nachbarbundesländer Tirol und Salzburg, auch ist der Rückgang mit 6,1 Prozent in Vorarlberg niedriger als im Bundesdurchschnitt. Das wiederum ist dem hohen Anteil der produzierenden Wirtschaft und hier vor allem der Baubranche und der Industrie zu danken.
„Industrie und Bau dämpften Einbußen aus dem Tourismus, so dass Vorarlberg relativ gut abschneidet.“
Stefan Bruckbauer, Chefökonom UniCredit Bank Austria
Doch wie wird es mit der Wirtschaft in Österreich und speziell in Vorarlberg weitergehen? Aufgrund der aufgehellten Konjunktur im ersten Quartal 2021 und der besseren Stimmung unter anderem wegen der Öffnungsschritte im Mai und des Impffortschritts rechnen die Ökonomen der Bank Austria mit einem Wirtschaftswachstum für heuer von real 3,2 Prozent. Es werden 2021 voraussichtlich alle Bundesländer auf den Wachstumspfad zurückkehren, wobei der Grad der Erholung genauso wie der Rückgang 2020 sehr unterschiedlich ausfallen wird.
Konjunktur zieht an
„Die industrieorientierten Bundesländer wie Oberösterreich und die Steiermark mit einer hohen Exportquote profitieren heuer von der stark verbesserten globalen Konjunktur, während Tirol und Salzburg nach dem De-facto-Totalausfall der vergangenen Wintersaison im Tourismus nur relativ schwach wachsen“, erwartet Walter Pudschedl. Mit einem deutlichen Anziehen der Konjunktur rechnen die Ökonomen der Bank in der zweiten Jahreshälfte.
Das Wirtschaftswachstum der restlichen sechs Bundesländer wird, so die Berechnungen der Bank-Austria-Ökonomen, voraussichtlich im Bereich des bundesweiten Durchschnitts von 3,2 Prozent liegen. Vorarlberg liegt laut den Berechnungen knapp unter dem Bundesdurchschnitt mit einem Wachstum von drei Prozent, weniger wachsen die Bundesländer Tirol (2,2 Prozent) und Salzburg (2 Prozent). Damit dürfte im Jahr 2021 noch kein Bundesland das Vorkrisenniveau erreichen, obwohl für die Bundesländer Oberösterreich (4,1 Prozent), Kärnten (3,9 Prozent) und Steiermark (3,8 Prozent) eine deutlich höhere Dynamik erwartet wird, so Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Wachstumstreiber
Wie im Vorjahr die Industrie und der Bau einen stärkeren Absturz der Vorarlberger Wirtschaft verhindert haben, werden diese Branchen auch im kommenden Jahr das Wachstum im Land treiben. „Das Wachstum ist höher als in den anderen Tourismushochburgen“, stellt Pudschedl fest, wobei auch gute Hoffnung besteht, dass in der zweiten Jahreshälfte Gastronomie und Hotellerie sowie weitere stark von Urlaubern und Gästen abhängige Branchen deutlich zulegen, wenn sich die Pandemie so weiterentwickelt, wie es sich jetzt abzeichnet. Auch die Inlandsnachfrage trage ihren wichtigen Teil zur Erholung bei. Bruckbauer: „Sie kommt immer stärker in Schwung und sorgt für Belebung der Investitionen und zunehmend mehr Schwung im Konsum.“