Geschäftsgrundlage geht langsam in Rauch auf

Trafikanten müssen sich auf weitere Tabakverbote einstellen.
Hard „Mit Europas Plan gegen den Krebs schlagen wir mutige und ehrgeizige Maßnahmen zur Verringerung des Tabakkonsums vor. Wir haben uns ein sehr klares Ziel gesetzt, nämlich die Schaffung einer rauchfreien Generation in Europa, in der bis 2040 weniger als fünf Prozent der Menschen Tabak konsumieren. Dafür müssen die EU-Tabakvorschriften strenger durchgesetzt werden“, sagte Stella Kyriakides, Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, heuer im Mai. „Und wenn die EU sich etwas vorgenommen hat, dann wurde es bislang immer auch durchgesetzt“, macht sich die Sprecherin der Vorarlberger Tabaktrafikanten, Ursula Steurer, keine Illusionen. Derzeit allerdings basiert der Geschäftserfolg in den 73 Vorarlberger Trafiken noch auf dem Tabak. Neben den Trafiken mit dem markanten Rauchring-Logo gibt es Tabakwaren derzeit bei rund 200 weiteren Verkaufsstellen.
Strukturbereinigung
Das führe zu einer Strukturbereinigung, d. h. dass die österreichische Monopolverwaltung beispielsweise Trafiken, die zur Nachbesetzung anstehen, nicht mehr ausschreibe. „Da sind wir in Vorarlberg aber österreichweit am besten aufgestellt“, so Steurer, man habe bereits in den vergangenen 20 Jahren die Struktur den Verhältnissen angepasst. Zu Beginn noch deshalb, weil früher Zigaretten in der Schweiz einfach billiger waren. Derweil setzen sich Alternativen zu herkömmlichen Zigaretten, also Tabakerhitzer, die Schadstoffe minimieren, immer mehr durch. „Mindestes ein Gerät verkaufen wir am Tag“, berichtet sie, die in Hard eine Trafik betreibt und auf die Rolle der Trafik als Nahversorger hinweist. „Wir wurden ja in der Coronazeit nicht umsonst als systemrelevante Versorger eingestuft, die Menschen sowohl mit Tabakwaren, aber auch mit Zeitungen versorgen.“
Wichtig sind für die Zukunft die Dienstleistungen, die Trafiken schon jetzt anbieten – beginnend beim Lotto/Toto-Angebot über Telefonkarten bzw. Ladebons, Gutscheine und die Vignette bis zu Konzertkarten sowie natürlich Zeitschriften, so die Sprecherin der Tabaktrafikanten. Auch Segmente wie Zigarren, die sich an sogenannte Genussraucher wenden, bleiben vorläufig attraktiv. Die Zukunft der Branche ist ob dieser Aussichten auch Thema einer bundesweiten Arbeitsgruppe, in der sie auch mitwirkt. Ein Thema, das vom Staat bisher außen vor gelassen wurde, sei die Tabaksteuer, die im vergangenen Coronajahr, der Republik Österreich Einnahmen von rund zwei Milliarden Euro bescherte. Geld, das eine wesentliche Stütze des gesamten Gesundheitssystems darstellt. Nach der Mineralölsteuer, die ebenfalls zurückgehen wird, ist die Tabaksteuer die höchste Verbrauchssteuer in Österreich.
Während der Coronazeit litten in Vorarlberg vor allem jene Tabakgeschäfte, die ihren Standort nahe der Grenze hatten, weil die Kunden aus der Schweiz und Deutschland ausblieben. In den anderen Trafiken, so Steurer, blieb der Absatz konstant, „es wurde nicht mehr geraucht“. VN-sca
„Wir wurden ja in der Coronazeit nicht umsonst als systemrelevante Versorger eingestuft.“