Pionier der Verhaltensökonomie

Wirtschaftswissenschaftler Ernst Fehr referiert am 38. Vorarlberger Wirtschaftsforum.
Schwarzach Nicht nur in Zeiten der Pandemie ist guter Rat in der Wirtschaft besonders gefragt. Ökonominnen und Ökonomen der ganzen Welt meldeten sich im vergangenen Jahr zu Wort, trafen jedoch auf unterschiedlichen Anklang. Im Zuge dessen veröffentlichen die drei Zeitschriften „Neue Zürcher Zeitung“, „Frankfurter Allgemeine“ und „Presse“ alljährlich eine gemeinsame Rangliste, welche die einflussreichsten Wirtschaftswissenschaftler im deutschsprachigen Raum ermittelt. Die Ergebnisse des Ökonomen-Rankings setzten sich aus der Forschungsleistung der Wissenschaftler, ihrem Einfluss auf die Politik, ihrer Relevanz in den Medien und in den sozialen Netzwerken zusammen. Mit über 16.000 Zitierungen führt der gebürtige Vorarlberger Univ. Prof. Dr. Ernst Fehr (64) diese Rangfolge bereits zum sechsten Mal in Folge unangefochten an.
Internationale Anerkennung
Ernst Fehr, maßgebender Vertreter der Verhaltensökonomie und gesuchter Vortragender, gehört zu einem der meistzitierten und einflussreichsten Wirtschaftswissenschaftler der Welt. Sein internationales Ansehen beurkunden zahlreiche namhafte Universitäten und Auszeichnungen, wie der Gottlieb Duttwiler- oder Marcel-Benoist-Preis, welcher als „Schweizer Nobelpreis“ bezeichnet wird.
Der ursprünglich aus Hörbranz stammende Ernst Fehr studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität in Wien und ist seit 1994 Professor für Mikroökonomie und experimentelle Wirtschaftsforschung an der Universität in Zürich. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder, Gerhard Fehr, rief er vor rund elf Jahren die FehrAdvice & Partners AG ins Leben, das erste auf Verhaltensökonomik spezialisierte Beratungsunternehmen. Kennzeichnend für Fehrs Arbeit ist die Kombination von experimentellen Methoden und die Nutzung von Erkenntnissen außerhalb seines eigenen Forschungsspektrums wie der Sozialpsychologie, Soziologie, Biologie und Neurowissenschaften für ein besseres Verständnis des menschlichen Sozialverhaltens.
Lange bediente sich die Wirtschaftswissenschaft dem „Homo oeconomicus“, einem vereinfachten Modell, welches das rationale, zweckorientierte Handeln der Menschen beschreibt, einen möglichst großen Nutzen, häufig in Geld gemessen, zu erlangen. Mit seinen interdisziplinären Forschungen brachte Ernst Fehr diese festgefahrene Denkweise ins Schwanken: „Die Menschen brechen regelmäßig Vorsätze, hören nicht zu rauchen auf, obwohl es sie krank macht und sparen viel weniger als sie sich vorgenommen haben. Das bedeutet zwar nicht, dass der Mensch nicht in vielen Situationen seine Probleme rational angeht, doch bei wichtigen Entscheidungen ist er nicht immer in der Lage, für sich die besten Entscheidungen zu treffen.“
Mit seiner Untersuchung der Hirnaktivität des Menschen in ökonomischen Entscheidungssituationen revolutionierte Fehr die Wirtschaftsforschung, indem er das Forschungsgebiet der „Neuroökonomie“ mitbegründete. Anstatt wie beim „Homo oeconomicus“ ausschließlich die Entscheidungen des Menschen auszuwerten, geht Ernst Fehr der Psychologie, den (un-) bewussten Gefühlen, Motiven und Gründen nach, welche das Verhalten des Menschen beeinflussen. Beispielsweise entdeckte er die Auswirkung der Empathie- und Fairnessvorstellungen auf das soziale und wirtschaftliche Handeln. Seine Forschungsarbeiten belegen, dass wir meist nicht vom Egoismus, sondern von unserem Gerechtigkeitssinn getrieben sind: „Menschen nehmen ungewöhnlich große Kosten in Kauf, um andere zu bestrafen, von denen sie sich unfair behandelt fühlen.“
Vorgehen gegen das Virus
Bereits zu Beginn der Pandemie machte Ernst Fehr mit seinen Ideen zur Corona-Bekämpfung auf sich aufmerksam. Für Länder der Größe Österreichs oder der Schweiz schlug er einen regelmäßigen Test an 10.000 Personen vor: „Dann wüssten wir, wo Hotspots entstehen, welche Berufes- oder Bevölkerungsgruppen besonders gefährdet sind, und wie einzelne Maßnahmen wirken. Außerdem kostet ein regelmäßiger Stichprobentest deutlich weniger als ein zweiter Lockdown.“ Um auf die Notwendigkeit der Tests hinzuweisem, engagierte sich der Wirtschaftswissenschaftler im Mai vergangenen Jahres bei der Initiative „Test the World“: „Die aktuelle Epidemie erfordert es, komplexe Abwägungen zu treffen. Dabei sind ökonomische, soziale und insbesondere gesundheitliche Auswirkungen zu berücksichtigen und gegeneinander abzuwägen. Gute Entscheidungen können nur evidenzbasiert getroffen werden.“
Heimspiel in Vorarlberg
Am 38. Vorarlberger Wirtschaftsforum wird sich der Experte für Verhaltensökonomik unter dem Fokus „Mut und Innovation: Stark ins neue Zeitalter“ zu den neusten Erkenntnissen in seinem jungen Forschungsgebiet äußern. Des Weiteren beschäftigt sich der mehrfach als Nobelpreiskandidat gehandelte Ernst Fehr momentan nebst der Pandemie mit den anderen unumgänglichen Fragen unserer Zeit: dem Klimawandel, dem Strukturwandel am Arbeitsmarkt, der sich durch die Digitalisierung ergibt, der Migration aus ärmeren Ländern nach Österreich und der Zukunft des Wirtschaftswachstums. VN-MRK
38. Vorarlberger Wirtschaftsforum
„Mut & Innovation: Stark ins neue Zeitalter“
Wann Donnerstag, 11. 11. 2021
Wo Festspielhaus Bregenz
Preis 345 Euro zuz. USt.
Firmenbonus Bei einer gemeinsamen Anmeldung ab fünf Personen 290 Euro zuz. Ust. pro Person. Es kann nur ein Rabatt pro Firma in Anspruch genommen werden.
Frühbucherbonus Early Bird bis 30. 9. 2021 310 Euro zuz. USt.
Anmeldung wirtschaftsforum.vn.at
Information Russmedia, Tel.: +43 (5572) 501-630, simone.koenig@russmedia.com