“Wir haben eigentlich eine gute Größe”

Hannes Strolz führt in dritter Generation die einzige Skischuh-Manufaktur der Welt.
Klösterle Die Firma Hannes Strolz ist weltweit der einzige handwerkliche Hersteller von Skischuhen. Heuer feiert das Unternehmen hundertsten Geburtstag in einem schwierigen Jahr.
Herr Strolz, ausgerechnet zum
100. Geburtstag ihres Unternehmens haben sie gleich mehrere
große Herausforderungen zu
meistern . . .
Hannes Strolz Es ist viel zusammengekommen. Wir haben in der Pandemie eine neue Kollektion gemacht, auch eine Jugendlinie. Aufgrund der Situation mit der Insolvenz des Sport- und Modehauses und der Entflechtung haben wir auch einen neuen Marktauftritt entwickelt. Die Entflechtung ist eine gute Lösung, weil jeder seine Stärken richtig leben kann. In Lech werden wir auch eine „Ski-Boot-ique“ bei der Rüfikopf-Talstation eröffnen.
Als ihr Großvater ab 1921 Skischuhe in Handarbeit produzierte, war die Wahl des Materials klar. Wie funktioniert die Maßfertigung heute?
Strolz Wir machen weiter einen handgefertigten Schuh, den Innenschuh aus Leder, wie schon früher. Was dazugekommen ist, ist der Kunststoff. Den Umbruch Anfang der 70er-Jahre vergleiche ich immer mit der Mondlandung. Mein Vater sagte auch immer, das war für ihn die größte Herausforderung. Die Investitionen in die neue Technologie waren enorm.
Ihr Skischuh gilt in Fachkreisen als perfekt, was kann man noch anders machen?
Strolz Das habe ich mich auch immer gefragt. Man kann schon was anders machen. Wir machen eigentlich alle 15 Jahren was Neues. In diesem Zeitraum gibt es immer was, z. B. das Carving. Da mussten wir einen Schuh bauen, mit dem man diesen Stil umsetzen kann. Wir haben den Kunden ja ganz nahe bei uns – wir haben nicht nur die Produktion, sondern auch den Handel. Wir haben den Anspruch, für jeden Kunden den richtigen Skischuh zu machen, außer im Rennsport oder für Anfänger. Ausnahmen sind besondere Füße, wo man einen individuellen Schuh braucht, weil wir in der Orthopädie verwurzelt sind.
Für Skischuhhersteller sind Rennen eine gute Möglichkeit, sich zu präsentieren. Für Strolz nicht?
Strolz Das hat sich durch den Skipool so ergeben. Das ist sehr strikt und ich frage mich manchmal, ob das für den Sportler gut ist. Wir sind einfach zu klein – alleine die Preisgelder können wir uns gar nicht leisten. Unsere Spezialität sind Skifahrer, die einen besonderen Schuh brauchen, in dieser Nische sind wir daheim.
Wer kauft Hannes-Strolz-Skischuhe?
Strolz Wir haben alles, Skilehrer, den normalen Touristen bis hin zum Versehrtensportler oder Altersgruppen bis 80. Wir hatten auch bisher schon junge Leute, aber erst, wenn das Wachstum vorbei ist. In der neuen Pop-Linie können wir für diese Altersgruppe auch einen Schuh anbieten.
Ist Ihr Skischuh auch ein Statussymbol?
Strolz Das kommt natürlich auch vor. Wer früher in der Lecher Skischule in der Einsergruppe war, wurde zuweilen zu uns geschickt, um einen Strolz-Schuh zu besorgen. Es gibt auch Leute, die mit dem Arlberg verbunden sind und ein Produkt wollen, das regional produziert wird. Aber wir verkaufen die Schuhe weltweit.
Was müssen diese Partner können, was sind die Anforderungen ihrerseits?
Strolz Die Anforderung ist schon, dass sie Fachhändler sind. Die kommen zu uns und machen Schulungen und Seminare. Da wird ihnen das alles erklärt. Die nehmen das Maß, das wird uns zugeschickt und wir produzieren das. Sie machen dann noch die Anpassung, in Vorarlberg bei Burkhard Schertler in Wolfurt, bei Sander Schuhe in Schruns und bei Lehninger in Rankweil, nicht alle kommen an den Arlberg.
Sie produzieren rund 7000 Paar Skischuhe im Jahr, haben Sie vor zu expandieren?
Strolz Das ist eigentlich eine gute Größe, damit wir konstant weiter arbeiten können. Wir wollten nie expandieren, wir wollen klein bleiben. Wir sind stolz, der kleinste Skischuhhersteller zu sein.
Sie haben 2021 die Marke, den Namen geändert?
Strolz Der Skischuhmarkt ist relativ klein – man kauft unsere Schuhe nicht nur wegen dem Namen, sondern weil das Produkt gut ist. Strolz ist in Lech, in Vorarlberg und Österreich ein Begriff, in anderen Ländern wird die Bekanntheit immer dünner. Wir haben auch ein sehr loyales Händlernetz, das mitgezogen ist. Den Namen zu ändern, ist einmal in 100 Jahren möglich, das gibt unseren Schuhen auch einen neuen Pfiff.
Wie wirkt sich eine Saison wie die letzte auf Ihr Geschäft aus?
Strolz Ein trauriges Gefühl. Wenn man in Lech war und unter der Woche war niemand auf den Pisten, das war deprimierend. Natürlich war das schwierig, ein kompletter Ausfall. Wir haben Reserven aufgebaut und sind so einigermaßen schadlos durch die Zeit gekommen. Wir haben mit Kurzarbeit durchgearbeitet, aber es war nicht überall geschlossen, etwa in Skandinavien, in den USA und der Schweiz. Und die Zeit haben wir genutzt, um uns auf heuer vorzubereiten.
War für Sie immer klar, dass Sie die Firma übernehmen?
Strolz Als kleiner Bub habe ich immer gesagt, Schuhmacher werde ich nicht. Die Mutter hat ein Gasthaus gehabt, deshalb habe ich eine Ausbildung in beide Richtungen gemacht und mich für die Skischuhe entschieden. Ich habe es nie bereut. Eine Grafikerausbildung habe ich gemacht, weil ich ein Modell auf Papier darstellen wollte. Aber am meisten habe ich von meinem Vater gelernt. Er hat mir auch früh das Zepter übergeben, damals war ich 27 Jahre und mit der Ausbildung gerade fertig.


Zur Person
Hannes Strolz
Geschäftsführender Gesellschafter Strolz Schuhe Gesellschaft m.b.H.
Geboren 11. Dezember 1962
Ausbildung Hotelfachschule, Orthopädieschuhmacherlehre zuhause und im eigenen Betrieb in Südtirol, Grafikerausbildung
Laufbahn Praktika in Amerika, in Australien, seit über 30 Jahre im Betrieb
Familie verheiratet, ein Sohn, eine Tochter
Strolz Schuhe Gesellschaft m.b.H.
Umsatz 2,5 Millionen im Jahr 2019
Mitarbeiter 7
Produktion rund 7000 Paar Skischuhe jährlich