“Der Schritt in die USA war sehr wichtig”

Markt / 01.10.2021 • 18:34 Uhr
Christopher Schöpf ist davon überzeugt, dass es schon im nächsten Jahr neue Technologien im Bereich der E-Mobilität gibt. VN/Steurer
Christopher Schöpf ist davon überzeugt, dass es schon im nächsten Jahr neue Technologien im Bereich der E-Mobilität gibt. VN/Steurer

Von Akku Mäser zu E.Battery: CEO Schöpf über Second-Life-Energiespeicher und seine unternehmerischen Ziele.

Dornbirn 2019 gründete Christopher Schöpf die e.battery systems GmbH. Die Firma, ein Spin of  – also eine Ausgliederung  – des bekannten Dornbirner Unternehmens Akku Mäser,  entwickelt und fertigt kundenspezifische Batterien für Elektrofahrzeuge, Baumaschinen und Industrieanlagen sowie Second-Life-Energiespeicher. Der erste Großauftrag kam von einem schwedischen Motorradhersteller, seither sind die Ideen von Schöpf und seinem Team weltweit gefragt.

 

Sie haben gerade eine Niederlassung im Silicon Valley eröffnet. Hat der amerikanische Markt mehr Zukunft als der europäische?

Schöpf Der Markt in Amerika ist um ein Vielfaches größer. Derzeit ist es nur ein Vertriebsstandort, aber wir planen, daraus auch einen Produktionsstandort zu machen. Wir führen mit vielen namhaften Herstellern vor Ort schon länger Gespräche und sind sehr weit, potenzielle Kunden zu gewinnen. Deshalb war es sehr wichtig, dass wir diesen Schritt gemacht haben.

 

Tesla will künftig mit ihren Batterien insgesamt bis zu 54 Prozent höhere Reichweiten schaffen. Ist das realistisch?

Schöpf Alles ist realistisch. Es muss in die Richtung gehen, die jetzige Technologie ist noch für niemanden zufriedenstellend. Wir selber forschen auch schon länger an diesen Themen. Einerseits ist es immer Kapazität, also Reichweite, und andererseits Sicherheit. Die beiden Themen muss man miteinander vereinen. Und bei den derzeit bestehenden Technologien entscheidet man sich für das eine oder andere.

 

Sie haben angekündigt, dass Sie in den nächsten drei Jahren die Umsatzmarke von 100 Millionen Euro überschreiten werden.

Schöpf Unsere Auftragslage ist sehr gut, und unser Umsatz steigert sich derzeit jährlich bis zu 400 Prozent. Laut Auftragssituation müssen wir innerhalb der nächsten drei Jahre sehr viel davon umsetzen, und aus diesem Grund – wenn kein unvorhergesehenes Ereignis eintritt, das uns wieder zurückwirft – wird das ganz sicher so passieren. 

 

Sie haben einige namhafte Gesellschafter an Bord. Wie viel Input kommt von dieser Seite? 

Schöpf Ich bin der Kopf und das Hirn dieses Unternehmens, und so sehen das auch die Gesellschafter. Sie bringen Inputs und Möglichkeiten mit ein, das wird alles in Form eines Netzwerks geteilt, aber ich bin sehr autark unterwegs. Ich komme manchmal auch mit Fragen auf sie zu, und sie erzählen von ihren Erfahrungen und helfen mir mit Netzwerk oder Ressourcen. Das ergänzt sich sehr gut.

 

Lithium für Batterien zu verwenden, ist sehr umstritten. Welche Alternative gibt es sonst?

SCHÖPF Es gibt bereits Unternehmen, mit denen wir eng zusammenarbeiten, die in diesem Bereich quasi die nächste Stufe von Zelltechnologie erreicht haben. Ich bin der Meinung, dass in den nächsten ein oder zwei Jahren schon die ersten Zellen in der Masse gefertigt werden.

 

Welche Verbesserungen wird es zukünftig für Fahrer geben?

SCHÖPF Es wird in Zukunft Zelltechnologien geben, mit denen eine viel höhere Reichweite möglich ist – und zwar innert eines sehr kurzen Zeitraums. Wir sind mit dieser Technologie schon so weit, dass in den nächsten drei Jahren ein riesiger Sprung gemacht wird. Die Frage ist natürlich immer: Was lässt die Industrie zu? Das ist auch alles ein Geschäftsmodell.

 

Betrifft Sie der aktuelle Engpass der Chips-Lieferungen?

SChöpf Auf jedem Akku ist ein Batteriemanagementsystem verarbeitet, das ist quasi das Gehirn eines Akkus. Unter normalen ­Umständen ist da ein Chip drauf, und diese Chips sind genauso betroffen davon. Wir sind deswegen auch schon in Verzug gekommen. Die Auftragslage ist gleichgeblieben, aber die Lieferzeiten sind viel länger geworden.

 

Ist das ein Grund, keine weiteren Aufträge anzunehmen?

SCHÖPF Wir nehmen die Aufträge an, sind aber von Anfang an transparent und überlassen dem Kunden die Entscheidung, ob er die Lieferzeiten in Kauf nimmt.

 

Was passiert mit Ihren Alt-Akkus, wenn sie entsorgt werden müssen? Sind alle ein Teil des Second-Life- Prinzips?

Schöpf Ausrangierte Akkus werden entsorgt, wie es das Gesetz vorschreibt. Alle 48-Volt-Module nehmen wir wieder zurück, und die kommen in unsere Energiespeicher.

 

Für welche Speicheraufgaben sind die Second-Life-Batterien konzipiert?

Schöpf Unsere Speicher beginnen bei 100 Kilowatt, der Einfamilienhausbesitzer wird unseren Speicher nie im Keller stehen haben. Wir arbeiten gerade an einem gemeinsamen Projekt mit der Firma ZM3: In deren Wohnanlagen wird es zukünftig einen Speicher geben, der aus Second-Use-Batterien besteht und mit einer Photovoltaikanlage, also grünem Strom, gekoppelt wird. Das ist der erste Energiespeicher im ganzen Land – das Sonnenhaus Göfis 2.0.

 

Welche unternehmerischen Schwerpunkte werden in der Zukunft gesetzt?

Schöpf Der Aufbau von weiteren ausländischen Standorten ist natürlich ein Thema. Aber das starke Wachstum zu managen, ist im Moment die größte Aufgabe. Wir suchen derzeit 150 zusätzliche Mitarbeiter für fünfundzwanzig unterschiedliche Stellen, denn das Umsatzwachstum kann man nur mit mehr Personen schaffen. Jeder, der sich in diesem Bereich etablieren möchte, sollte sich mal unsere Homepage ansehen. Wenn unsere Planung aufgeht, haben wir bis Ende des nächsten Jahres 197 Mitarbeiter.

Mit Anfang des Jahres 2022 wird der Firmensitz nach Wolfurt verlegt. Dort stehen 3000 Quadratmeter Produktionsfläche und 500 Quadratmeter für Büros zur Verfügung.

Mit Anfang des Jahres 2022 wird der Firmensitz nach Wolfurt verlegt. Dort stehen 3000 Quadratmeter Produktionsfläche und 500 Quadratmeter für Büros zur Verfügung.

In der Produktion werden mehrere Batterien zusammengeschlossen, um erneut verwendet werden zu können.

In der Produktion werden mehrere Batterien zusammengeschlossen, um erneut verwendet werden zu können.

Zur Person

Christopher Schöpf

Geboren 15. 9. 1983 in Bregenz

Ausbildung Magister Studium für Unternehmensführung und Management an der FH Wien, Zertifizierter Prozessmanager, Externer Lehrbeauftragter an der FH Vorarlberg

Laufbahn nach dem Studium Leiter Controlling bei Doppelmayr Cable Cars, anschließend CFO bei THIEN eDRives in Lustenau, Geschäftsführer von der AKKU Mäser Gruppe, 03/2019 Gründung und Geschäftsführer von AKKU Mäser Produktions- und Entwicklungs GmbH, 02/2021 Umbenennung in e.battery systems GmbH

Familie verheiratet seit 2017 mit Sonja, 2 Kinder (Maximilian 2,5 Jahre und Moritz 9 Monate)