„Schluss mit den Absonderungen“

Vorarlbergs Industrie trotzt weiter der Krise. Herausforderungen werden aber nicht kleiner.
Dornbirn 44 Vorarlberger Industriebetriebe, die gesamt rund 27.400 Menschen beschäftigen, zeichnen ein positives Bild von ihrer aktuellen Geschäftslage und erwarten das auch für die kommenden sechs Monate. Das ist das Ergebnis der quartalsmäßigen Umfrage der Sparte Industrie und der Industriellenvereinigung. „78 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage als gut“, resümiert Spartenobmann Markus Comploj (Getzner Holding). Ähnlich positiv schaut es beim Auftragsbestand und bei den Auslandsaufträgen aus.
Differenziertes Bild
Hauptträger der guten Konjunktur ist weiterhin die Maschinen- und Metallindustrie, erklärt Spartengeschäftsführer Michael Amann. Genauso gebe es von der Lebensmittelindustrie positive Signale, während sich in der Textilindustrie ein sehr differenziertes Bild zeigt. Währenddessen habe sich die Lage bei den Elektrounternehmen verbessert, erklärt IV-Geschäftsführer Christian Zoll, wenn sie auch im Vergleich zu anderen Branchen hinterherhinke. „In der Verpackungsindustrie läuft es indes grundsätzlich gut.“
Zudem will über die Hälfte der befragten Industriebetriebe zusätzliche Mitarbeitende einstellen. Wenn es sie denn gäbe. „Die Suche bleibt schwierig. Wir haben längst kein Fachkräfteproblem, sondern einen generellen Mitarbeitermangel. Neben Fachkräften suchen die Unternehmen genauso Lehrlinge oder Hilfskräfte“, sagt Comploj.
Herausfordernd bleibt auch die Rohstoffsituation. Die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise belasten die Betriebe. Auch die Verfügbarkeit von Rohstoffen sei ein großes Problem. „In unseren Betrieben sind derzeit beispielsweise Chemikalien und Garne schwer zu bekommen“, betont Comploj und wünscht sich in der aktuellen Situation wieder mehr Normalität. „Es müssen weitere Lockerungsschritte folgen. Auch braucht es mehr Flexibilität beim Freitesten.“
Denn gerade die Absonderung von Mitarbeitern ohne Symptome sieht er sehr kritisch. „Dadurch fehlen uns mehrere Tausend Beschäftigte. Ein späteres Freitesten als nach dem fünften Tag bringt uns zusätzlich unter Druck.“ Wenn die Situation so bleibe, dass das Gesundheitssystem weiterhin von einer Überlastung weit entfernt ist, müsse spätestens Anfang März überhaupt Schluss sein mit der Absonderung symptomfreier Kontaktpersonen.
Zukunftsthema Betreuung
Dann wäre es aus seiner Sicht auch an der Zeit, sich abseits von Corona auch wieder anderen Themen zu widmen. So wie der Kinderbetreuung. „Die bestens ausgebildeten Frauen und Männer in Vorarlberg dürfen nicht durch fehlende Betreuungsplätze oder unbrauchbare Öffnungszeiten in ihren beruflichen Karrieren behindert werden“, fordert Markus Comploj weniger Schließtage und einen Ausbau der Kapazitäten ganztägiger Kinderbetreuungseinrichtungen. VN-reh