Nicht alle Auswirkungen schon sichtbar

Markt / 11.03.2022 • 22:45 Uhr

Martin Ohneberg sieht durch Ukraine-Krieg vielfältige Herausforderungen für Betriebe.

Dornbirn Die Folgen des Ukraine-Kriegs treffen auch die Vorarlberger Wirtschaft. Lieferketten sind bedroht, steigende Preise bei Rohstoffen und Energie belasten zusätzlich. Martin Ohneberg ist Präsident der Industriellenvereinigung und Eigentümer und Geschäftsführer des Automobilzulieferers Henn. „Unsicherheiten sind für die Wirtschaft immer schlecht. Dabei stellt sich die Frage, wie lange der Krieg dauert und ob mit weiteren Instabilitäten in der Region zu rechnen ist“, sagt Ohneberg im VN-Gespräch. Gerade in China/Taiwan oder Ex-Jugoslawien drohe die Gefahr, dass sich andere „Herrscher“ daran ein Beispiel nehmen könnten. Zudem sieht Ohneberg Herausforderungen auf die Betriebe zukommen, die noch nicht sichtbar sind. „Es gibt Produktionsstandorte in Polen, die ukrainische Mitarbeiter haben, die nun in den Krieg ziehen.“

Gas kurzfristig nicht ersetzbar

In der Vorarlberger Industrie sei die Betroffenheit bezüglich Absatzmärkte sehr unterschiedlich. „Das reine Handelsvolumen mit Russland und der Ukraine ist nicht riesig, aber es hängen andere Themen daran, die viele betreffen“, betont Ohneberg. Bröckelnde Lieferketten, Verfügbarkeit von Aluminium oder Stahl, genauso die steigenden Energiepreise. Das russische Gas kurzfristig zu ersetzen, sei aber nicht möglich. „Vor allem wenn es um die Prozesswärme geht“, so der IV-Präsident. Die Gasspeicher seien niedrig, das könnte im Herbst zur Herausforderung werden. Österreich habe auch keine Infrastruktur für Flüssiggas. „Das dauert Jahre und außerdem braucht es zur Kühlung viel erneuerbare Energien.“

Die generell steigenden Preise würden den Druck auf die Endverbraucher verschärfen. Die Frage sei, wie die Politik reagiere. „Mit einer Verschiebung der Co2-Bepreisung oder dem Verzicht auf Steuern. Anders wird es nicht funktionieren können“, ist Ohneberg überzeugt.

Produktionsstopps

In der Automobilindustrie gibt es bereits Produktionsstopps, weil aus der Ukraine wichtige Teile wie etwa Kabelbäume fehlen. Auch sei denkbar, dass der Rohstoff Ruß aus Russland, der für Dichtungen benötigt wird, knapp werden könnte. Noch sei Henn von den Stopps nicht betroffen. Aufträge würden derzeit verschoben, aber nicht storniert. Es könnte allerdings noch zum Thema werden, je nachdem ob und wie die Autohersteller die Beschaffung regeln können. VN-reh

„Es gibt auch Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, die teilweise noch nicht sichtbar sind.“