„Greif- und fühlbar“ sicher

Markt / 03.04.2022 • 20:03 Uhr
Seit Freitag führt Alexander Meier die Geschäfte der Wiener Städtischen in Vorarlberg, sein Vorgänger Burkhard Berchtel wechselt in den Ruhestand. VN/Paulitsch
Seit Freitag führt Alexander Meier die Geschäfte der Wiener Städtischen in Vorarlberg, sein Vorgänger Burkhard Berchtel wechselt in den Ruhestand. VN/Paulitsch

Wiener Städtische: Staffelübergabe in Vorarlberg in einer herausfordernden Zeit.

Feldkirch Die Wiener Städtische Versicherung hat in den vergangenen 16 Jahren gezeigt, dass auch in einem trägen Markt Bewegung ist. Sie konnte ihre Marktanteile sowohl im Unternehmensbereich als auch bei Privatkunden steigern und ist, so das Unternehmen, damit die Nummer drei am regionalen Markt. Diesen Weg weiterzugehen, ist seit Freitag Sache von Alexander Meier, der nun Landesdirektor des Versicherungsunternehmens ist. Sein Vorgänger Burkhard Berchtel, der seit 2006 die Landesdirektion leitete, ist auf einen anderen Weg abgebogen. In den Ruhestand. Tatsächlich beginnt er diesen Lebensabschnitt auf dem Jakobsweg, für den er schon die letzten Monate fleißig trainiert hat. In den letzten vier Monaten waren sie aber zusammen unterwegs. Die Übergangsphase dauerte vier Monate, in der Berchtel Meier in alle Facetten seiner Tätigkeit einweihte und zusammen mit ihm wichtige Kunden besuchte. „Mein Vorgänger übergibt die Wiener Städtische in einer sehr stabilen Marktsituation“, sagt Meier im Gespräch mit den VN.

„Die Latte liegt sehr hoch“ 

„Die Latte ist sehr hoch, das Unternehmen im Land gut aufgestellt.“ Es gelte nur an einigen Stellschrauben zu drehen, so der Kennelbacher, der nach der Matura seine Karriere in der österreichischen Finanzbranche startete, wo er zuletzt als Regionaldirektor in einem heimischen Versicherungsunternehmen tätig war. Und natürlich hat er auch Ziele: Den Marktanteil, der seit 2006 von 8,1 auf 12,6 Prozent kletterte, weiter auszubauen. Dafür sucht Meier zehn neue Mitarbeiter, auch vier Lehrlinge werden aufgenommen. Das Personal ist notwendig, denn die Wiener Städtische will für ihre Kunden vor Ort betreuen. „Jetzt ist es wichtig, dass wir in der Nähe unserer Kunden im privaten Bereich und in der Wirtschaft sind“, so Meier und Berchtel unisono. Regionalität sei dem Unternehmen wichtig, nicht nur Schlagwort. „Die Landesdirektionen werden weiter gestärkt“, so Berchtel. Die Wiener Städtische verfolge bei der Kundenbetreuung zwei Wege: Die persönliche Beratung und die digitale Servicierung, „aber es gibt immer einen Ansprechpartner und nicht eine anonyme Telefonhotline“. Dass man für die Kunden greif- und fühlbar sei, war auch im vergangenen Krisenjahr eines der Erfolgsgeheimnisse für Wachstum in allen Sparten. Zwar ging die Zahl der Neuwagenversicherungen zurück, doch werden nun vermehrt Gebrauchtfahrzeuge versichert, die Nachfrage in der Vorsorge habe sich deutlich gesteigert, wenngleich viele auf die Gesundheitsvorsorge fokussieren und es bei der privaten Altersvorsorge immer noch Luft nach oben gebe. Bewusstseinsbildung sei in diesem Bereich immer noch ein Thema.

Pionier beim Thema Cybercrime

Das ist es auch beim Thema Cybercrime, so Meier. „Die Cyberthematik ist die Feuerversicherung des 21. Jahrhunderts“, verdeutlicht er, wie wichtig das Thema vor allem für Unternehmen, aber auch für Private ist und wird. Die Wiener Städtische gehört in diesem Bereich zu den Pionieren. „Die Zahl der Unternehmen, die sich damit beschäftigen, wächst, aber es gibt noch viele Firmen, die die Cyberkriminalität nicht entsprechend im Fokus haben“, so Meier. Vor allem kleine Unternehmen vernachlässigen oft die IT-Sicherheit. Dafür biete man nicht nur Versicherungen an, sondern auch die entsprechende Beratung sowie Begleitung von Fachleuten und Risikochecks für die Kunden.

Mit Blick auf die Verwerfungen der vergangenen zwei Jahre betonen die Versicherer, gut durch die Krisen gekommen zu sein, doch gegen manche Dinge wie Krieg sei auch ein Versicherungsunternehmen nicht gewappnet. Sehr wohl aber gegen Naturkatastrophen, die auch zunehmen. Zusammen mit den anderen Versicherern fordert die Wiener Städtische eine solche Naturkatastrophenversicherung, wie sie zum Beispiel in der Schweiz seit Jahren funktioniere. Die sogenannte Elementarschadenversicherung wird dort von allen Versicherern gemeinsam gemanagt und von allen Versicherten gemeinsam und solidarisch (gleicher Beitrag, egal wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, davon getroffen zu werden), finanziert. „Die Ereignisse nehmen zu, hier muss die Politik jetzt handeln“, so der neue Landesdirektor. VN-sca

„Die Cyberthematik wird in der Branche die Feuerversicherung des 21. Jahrhunderts.“

Wiener Städtische Vorarlberg

Landesdirektor Alexander Meier (seit 1. April 2022), Burkhard Berchtel (bis 31. März 2022)

Eigentümer Aktiengesellschaft (Vienna Insurance Group)

Mitarbeiter in Vorarlberg 83, Lehrlinge 7

Prämieneinahmen Vorarlberg 2021 105,98 Millionen Euro