„Wir verzichten auf eine wertvolle Ressource“

Markt / 12.09.2022 • 22:09 Uhr
Steuerberater Christian Gerstgrasser wurde selbst initiativ. weissengruber
Steuerberater Christian Gerstgrasser wurde selbst initiativ. weissengruber

Analyse zeigt Relation von Betreuungsangebot und Teilzeitquote.

Schwarzach Österreich zählt im internationalen Vergleich zu jenen Ländern, in denen Frauen besonders oft Teilzeit arbeiten. Inwieweit liegt das am Kinderbetreuungsangebot? Das hat die Denkfabrik Agenda Austria nun analysiert. Mit dem Ergebnis: Während in Wien fast neun von zehn der betreuten Kinder in einer Einrichtung versorgt werden, die Beruf und Familie vereinbaren lässt, ist es in Vorarlberg knapp die Hälfte. Die Teilzeitquote von Frauen in Wien liegt bei 43,3 Prozent, in Vorarlberg bei 52,6 Prozent.

Eine Voraussetzung

Für Agenda Austria-Ökonom Hanno Lorenz ist ein gutes Angebot an Ganztagskinderbetreuung zwar nicht der einzige Grund, warum Frauen nicht Vollzeit arbeiten. Es sei aber dennoch eine Voraussetzung für eine hohe Frauenbeschäftigung. Frauen seien vielfach aufgrund der Kinderbetreuung nicht als Vollzeitkräfte einsetzbar. Viele würden auch gern mehr arbeiten. „Wir verzichten hier auf eine wertvolle Ressource“, so Lorenz. Und: „Die Möglichkeit einer Vollzeitbeschäftigung wäre entscheidend, denn wir haben momentan das große Problem, viele Stellen auf dem Arbeitsmarkt nicht besetzen zu können“.

In Schlins im Walgau zeigt man gerade, wie eine Kinderbetreuung gestaltet sein muss, die Vollzeitarbeit ermöglicht. Das Forscherhüsle – eine private Initiative der Wirtschaft im Walgau und der Gerstgrasser Steuerberatung – will einen Beitrag gegen den Arbeitskräftemangel leisten und bietet ab Herbst eine Ganztagesbetreuung für Kleinkinder mit MINT-Ausrichtung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). „Wenn Eltern ihre Kinder in Betreuung geben, wollen sie nur das Bestmögliche für Ihr Kind. Dies wollen wir für alle zugänglich machen“, betont Initiator Christian Gerstgrasser, der selbst eine Steuerberatungskanzlei mit rund 25 Angestellten in Schlins führt.

Vorteile für Betriebe und Eltern

Kleinkindbetreuungsangebote seien nicht nur ein attraktives Zusatzangebot für Mitarbeiterinnen, sondern bringen auch viele Vorteile für Unternehmen mit sich. „Begehrte Fachkräfte kehren früher in den Beruf zurück, wenn sie den Nachwuchs gut betreut wissen.“ VN-reh