Dauerstresstest für den Exportweltmeister

Fortwährende Ausnahmesituation zeigt Auswirkungen.
Höchst, Schwarzach „Wir fahren auf Sicht“ ist in vielen Vorarlberger Unternehmen inzwischen die Standardantwort beim Blick in die Zukunft – die Herausforderungen, die sich in den jüngeren Vergangenheit aufgebaut haben, nehmen nicht ab. Sie treffen auch Exportweltmeister Vorarlberg. Nach einem ersten leisen Aufatmen, nachdem Corona zwar noch nicht überstanden, aber halbwegs – je nach Branche – gemeistert wurde, folgt mit dem Krieg und den damit einhergehenden Teuerungen ein weiterer Schlag. Die explodierenden Energiepreise sind das eine, die Unsicherheit der Konsumenten ist eine Folge davon, die Firmen zu Maßnahmen zwingen, die bis vor kurzem noch unvorstellbar waren.
Geänderte Voraussetzungen bedingten z. B. eine verstärkte Lagerhaltung, um Engpässe zu vermeiden. Das wiederum führte zu einer überhitzten Produktion. Folge: Die Lager sind voll. Die Zukunftsangst wie auch das inflationsbedingte Loch im Geldbeutel sorgen nun für einen deutlichen Rückgang, der im Fall Blum die Möbelindustrie trifft. Was nicht dringend gebraucht wird, wird verschoben.
Beim Beschlägehersteller, der wie seine Kunden die Lager gefüllt hat, reagiert man früh genug mit einer Reduzierung der Produktion in verschiedenen Bereichen. Zusammen mit Betriebsrat und Mitarbeitern hat man sich für die betroffenen 250 Mitarbeiter auf ein flexibles Arbeitszeitkonto geeinigt. Das sichert Einkommen und Arbeitsplatz (und für Blum auch die Mangelware Mitarbeiter). Ein sozialpartnerschaftliches Modell, das auch anderen nützen kann, denn eines ist sicher: Blum bleibt nicht das einzige Vorarlberger Exportunternehmen, das in den nächsten Monaten mit schwindender Kaufkraft und -laune fertig werden muss.