In der Schweiz jetzt vieles billiger

Rekordinflation in Europa, doch bei Eidgenossen sinkt Inflation auf drei Prozent.
Schwarzach, Zürich Während die Inflation in Österreich im Oktober auf elf Prozent stieg, ist jene in der Schweiz auf drei Prozent gesunken. Das ist bereits der zweite Rückgang in Folge. Im August hatte die Inflation den zumindest vorläufigen Höhepunkt bei 3,5 Prozent erreicht – und lag damit auf dem höchsten Stand seit fast dreißig Jahren.
Eine Insel
Die Schweiz ist damit international gesehen eine Insel. Sind die Schweizer also zu beneiden? Man könnte es meinen. Zum einen ist die Währung stark. „Wenn der Schweizer Franken aufwertet, werden importierte Güter für Verbraucher billiger“, sagt Alexander Rathke von der Konjunkturforschungsstelle der Universität ETH. Dieser Effekt erkläre aber höchstens einen Prozentpunkt der Inflationsdifferenz. Tatsächlich profitieren die Schweizer in Krisenzeiten, wenn Preise weltweit in die Höhe schnellen, von hohen Importzöllen auf Lebensmittel und bei Energie von Preiskontrollen. „Durch die protektionistischen Maßnahmen sind die Schweizer Nahrungsmittelpreise von der Entwicklung auf dem Weltmarkt abgekoppelt“, sagt Credit- Suisse-Analyst Maxime Botteron. Die Schweizer heben den Preis für ausländische Agrarprodukte, die auch im Inland hergestellt werden, durch Importzölle auf das höhere Schweizer Niveau, um heimische Bauern vor ausländischer Konkurrenz zu schützen. „Wenn der Preis für Güter, die wir selber produzieren, am Weltmarkt steigt, sinkt nur der Zoll“, sagt Rathke.
Preise insgesamt höher
Allerdings zahlen die Eidgenossen auch in Zeiten ohne Krisen einen hohen Preis: „Die Preise sind zwar jetzt stabiler, dafür ist das Preisniveau aber auch sonst immer höher“, sagt Rathke. Für Lebensmittel, die in den Nachbarländern zehn Euro kosten, seien in der Schweiz umgerechnet 18 Euro fällig. Weil 2021 die Schweizer Ernte schlecht war und fehlendes Getreide und Gemüse ohne hohe Importzölle importiert werden konnte, gab es sogar Schnäppchen: „Weil Nahrungsmittel aus dem Ausland billiger sind, fielen die Preise“, sagt Botteron.
Thema Energie: Die Schweiz deckt ihren Strombedarf fast ganz aus Wasser- und Atomkraft, während in Deutschland viel Strom mit Gas produziert wird. Nur im Winter muss die Schweiz Strom importieren, dann könnten sich höhere europäische Preise auswirken.
Anderer Warenkorb
Hinzu kommt, dass die Warenkörbe sich unterscheiden. Im Schweizer Warenkorb machen Energiekomponenten wie Strom und Gas nur fünf Prozent aus, während es in Deutschland knapp zehn Prozent sind. Der Anstieg der Weltmarktpreise bei Öl und Gas befeuert die Inflation in der Schweiz deshalb weniger. Dasselbe gilt für Lebensmittel. In der Schweiz liegt ihr Anteil im typischen Warenkorb bei 11,5 Prozent, in der Eurozone bei 15 Prozent. „Je wohlhabender die Menschen sind, desto kleiner der Anteil, den sie für Nahrungsmittel ausgeben“, sagt Rathke.
Preisänderungen
Das wurde in der Schweiz billiger
Olivenöl – 8,7 Prozent
Inland-Pauschalreisen – 4,1 %
Computer – 4,4 %
Diesel – 3,5 %
Benzin – 6 %
Neue Autos – 0,9 %
Kombi-Angebote Fest- und Mobilnetz – 7,8 %
Rotwein inländisch – 3,7 %
Beeren – 4 %