Jobs der Bertsch-Energy-Mitarbeiter sind gesichert

Deutscher Investor übernimmt insolventen Kraftwerksbauer inklusive Standort und Mitarbeitern.
Bludenz Wilhelm Klagian, Dornbirner Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter der insolventen Bertsch Energy, hatte es bereits vor Weihnachten angekündigt. Die Gespräche mit drei, vier Interessenten laufen, noch vor Beginn des neuen Jahres soll es eine Lösung geben. Dabei gebe es einen Interessenten, der angeboten habe, viele Dienstnehmer behalten und den Standort fortführen zu wollen. „Das wäre die Ideallösung“, so Klagian.

Und mit dieser Idealbesetzung wurden nun die Verträge finalisiert. Dabei handelt es sich um den deutschen Maschinen- und Anlagenbauer Dieffenbacher. Er kauft Bertsch Energy und will den Fortbetrieb in Bludenz gewährleisten.
Dementsprechend froh, die Verhandlungen erfolgreich zum Abschluss gebracht und den Standort Bludenz gesichert zu haben, sind Insolvenzverwalter Klagian und Eigentümer Hubert Bertsch.

Die Verhandlungen mit Dieffenbacher seien seit Mitte Juni am Laufen. „Es freut mich, dass sie nun erfolgreich finalisiert wurden“, so Bertsch. Auch wenn er es bedauere, dass es trotz aller Anstrengungen nicht gelungen sei, den Teilbetrieb Bertsch Energy in der Bertsch Firmengruppe weiterzuführen. „Dieffenbacher plant, möglichst alle Mitarbeiter der Bertsch Energy zu übernehmen. Damit sind der Standort in Bludenz und die professionelle Abwicklung der Projekte gesichert.” Es sei sehr erfreulich, dass Dieffenbacher die Bertsch Mannschaft mit ihrem großen technischen Know-how in die Zukunft führen werde.
Bertsch Energy errichtet Kraftwerksanlagen und stellt Abhitzesysteme und Prozessapparate für die chemische und petrochemische Industrie her. Der Betrieb wird neu unter dem Namen Dieffenbacher Energy GmbH firmieren.

Das deutsche Unternehmen wird, so Wilhelm Klagian, im Einvernehmen mit den bestehenden Kunden deren Projekte fertigstellen. „Nun können die wesentlichen Gläubigergruppen, nämlich Dienstnehmer, Kunden und Sublieferanten sowie die Banken als Garantiegeber bestmöglich bedient werden.“
Er danke den Verhandlungsführern der Firma Dieffenbacher, Herrn Kitzelmann und Herrn Langer, für die involvierten Mitarbeiter stellvertretend dem Geschäftsführer, Thomas Smetana und dem Eigentümer, Hubert Bertsch, für deren immer zielgerichteten Einsatz, der dieses (fast) perfekte Ergebnis möglich machte.
KSV1870 ist froh
Auch beim Kreditschutzverband KSV1870 freut man sich, dass es noch vor Jahresende einen positiven Ausgang rund um das Insolvenzgeschehen der Bertsch Energy GmbH & Co KG gibt. „Eine ideale Lösung nach intensiven Verhandlungen“, heißt es. Innerhalb kürzester Zeit sei es gelungen, rund 150 Arbeitsplätze am Standort Bludenz zu sichern sowie die möglichst nahtlose Fortsetzung und Fertigstellung sämtlicher Projekte zu gewährleisten.
Über das Vermögen der Bertsch Energy GmbH & Co wurde am 14. Dezember 2022 das Konkursverfahren am Landesgericht Feldkirch eröffnet. Grund waren Schulden in Höhe von 138,3 Millionen Euro.
Für die Gläubiger sei die Lösung nun ebenfalls äußerst positiv, weil ohne diesen Investor das Quotenergebnis am Verfahrensende um einiges geringer ausfallen würde, so der KSV1870. Es wären sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit Verzögerungs- und Gewährleistungsschäden eingetreten.
Bürgermeister: “Ich freue mich”
Erleichtert ist auch der Bludenzer Bürgermeister Simon Tschann: „Ich freue mich sehr, dass diese Lösung gelungen ist. Das ist wichtig für die Menschen, die bei Bertsch Energy arbeiten und für die Stadt Bludenz als Wirtschaftsstandort. Bertsch ist nicht irgendein Unternehmen in Bludenz, denn der Betrieb ist seit fast 100 Jahren ein wichtiger Arbeitgeber in unserer Stadt.”

Anlagenbauer mit langer Historie
Dieffenbacher hat seinen Sitz im baden-württembergischen Eppingen. Gegründet im Jahr 1873 als Manufaktur für Obst-, Wein- und Speiseölpressen und Schlosserarbeiten, wird das Familienunternehmen heute in fünfter Generation von Christian Dieffenbacher geführt.

Dieffenbacher produziert Pressensysteme und komplette Produktionsanlagen für die Holzwerkstoff-, Forming- und Recyclingindustrie. Im Geschäftsjahr 2021 wurde ein Umsatz von knapp 400 Millionen Euro erzielt. Heuer sollen es rund 450 Millionen Euro werden. Beschäftigt werden rund 1700 Mitarbeiter an 17 Produktions-, Service- und Vertriebsstandorten weltweit.
Christian Dieffenbacher freut sich, dass es gelungen ist, die Vermögenswerte der Bertsch Energy zu kaufen. „Das vorhandene Know-how und die Kompetenz der Mitarbeiter passen hervorragend zur strategischen Ausrichtung unseres Unternehmens. Die Produktprogramme beider Firmen ergänzen sich ideal. Wir agieren teilweise in den gleichen Märkten und haben bereits in der Vergangenheit Kundenprojekte gemeinsam erfolgreich realisiert.“
Man wolle das Unternehmen nachhaltig weiterentwickeln und den Kunden wie auch den Mitarbeitern eine langfristig erfolgreiche Perspektive bieten. „Um die vorhandenen Projekte zur Zufriedenheit der Kunden fortzuführen und Neuaufträge zu gewinnen, beabsichtigen wir alle Mitarbeiter zu übernehmen.”

Dieffenbacher werde, so Hubert Bertsch, auch die Räumlichkeiten im ehemaligen WIFI Bludenz übernehmen. „Ich bin zuversichtlich, dass der Standort Bludenz langfristig gesichert ist, da hier die Mitarbeiter sind, die das wichtigste Kapital des Unternehmens sind.“ Die Perspektiven seien sehr gut, da die Auftragsbücher voll sind und das Know-how auch international anerkannt ist.
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