“Ein Anfang, aber keine Lösung”

Ich fühle mich freier, wenn ich zur Miete wohne. Ich persönlich möchte mich nicht mein Leben lang verschulden, daran ändert auch eine mögliche Streichung der Grunderwerbssteuer nichts. Maximilian Kathan, 26, Feldkirch
Mögliches Aus für Grunderwerbssteuer: Experte zeigt sich skeptisch.
Schwarzach, höchst Wohnen wird, gerade in Vorarlberg, immer teurer. Den Traum von der eigenen Immobilie haben viele verworfen, weil sie es sich schlicht nicht leisten können. Um dem beizukommen, sind seit Weihnachten auch Landeshauptmann Markus Wallner und Finanzminister Magnus Brunner auf die ÖVP-Linie zur Abschaffung der Grunderwerbssteuer eingeschwenkt.
Mit der Streichung der 3,5-Prozent-Steuer beim Erwerb des ersten Wohneigentums soll dieses wieder leistbarer werden und auch jungen Menschen den Kauf ermöglichen, so die Erwartung der Volkspartei. Die Kommunen zeigen sich zurückhaltend, Gemeindeverbandspräsidentin Andrea Kaufmann befürchtet weniger Einnahmen für die Gemeinden, schließlich fließt die GrESt zu knapp 94 Prozent in die Gemeindekassen.
Skepsis beim Experten
Klaus Meusburger, Filialleiter und Finanzierungsberater der Hypo Höchst, sieht dringenderen Handlungsbedarf an anderer Stelle. „Es hilft jeder Euro, den man sich einsparen kann, die Lösung ist so eine Maßnahme aber nicht.“ Wer die Eigenmittel zur Aufnahme eines Kredits hat, der könne im Normalfall auch das Geld für die GrESt aufbringen. „Es kann sein, dass so eine Ersparnis die Finanzierung im Einzelfall erleichtert, im Großen jedoch eher nicht.“
Meusburger spricht sich für eine Pauschale für sämtliche weitere Nebenkosten, wie die Grundbucheintragungsgebühr oder Maklergebühren aus. „In Höchst haben sich die Quadratmeterpreise für Grundstücke in den letzten fünf Jahren verdoppelt, bei der Wohnfläche sind sie um etwa ein Drittel gestiegen. Da zum Beispiel Maklerkosten anteilsmäßig vom Verkaufspreis verrechnet werden, steigen diese mit, obwohl die Makler selbst kaum höhere Kosten haben.“
Strengere Kreditvergabe
Ein weiterer Faktor, der die Finanzierung von Eigentum in vielen Fällen erschwert, sei die strengere Richtlinie für die Kreditvergabe, die seit 1. Juli 2022 in Kraft ist. Diese gibt vor, dass Käufer, um einen Kredit aufzunehmen, mindestens 20 Prozent Eigenkapital aufbringen müssen, wobei die Laufzeit nicht länger als 35 Jahre sein darf. Das ließe den Banken weniger Spielraum, sagt Meusburger. Seit Inkrafttreten der Verordnung sei die Anzahl an neuen Anfragen für eine Finanzierung gegenüber dem Vorniveau auf gerade einmal ein Fünftel eingebrochen. „Wenn diese Verordnung gelockert würde, könnten wir wieder mehr ermöglichen“, so der Banker. VN-rhu
„Es hilft jeder Euro, den man einsparen kann. Die Lösung ist das aber nicht.“

Ich denke, es wäre schon mehr als nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich bin selbst in der Situation, dass ich nicht schlecht verdiene, aber es ist trotzdem nicht leicht, sich eine Immobilie leisten zu können. Christopher Wiener, 31, Dornbirn

Das könnte ein Anfang sein. Aber dadurch können die Probleme mit den hohen Immobilienpreisen nicht gelöst werden. Der Weg, bis man das nötige Startkapital gespart hat, wird trotzdem ein langer bleiben. Daniel Engstler, 27, Göfis