Vier-Tage-Woche als Realität

Markt / 02.03.2023 • 22:07 Uhr
Bei pratopac in Klaus wurde die Vier-Tage-Woche in der Produktion getestet. Die Organisation in einem Schichtbetrieb sei herausfordernd, sagt Geschäftsführer Alexander Abbrederis.
Bei pratopac in Klaus wurde die Vier-Tage-Woche in der Produktion getestet. Die Organisation in einem Schichtbetrieb sei herausfordernd, sagt Geschäftsführer Alexander Abbrederis.

In einzelnen Betrieben in Vorarlberg haben Beschäftigte drei Tage in der Woche frei.

Schwarzach In der aktuellen Arbeitszeitdiskussion ist auch die Vier-Tage-Woche ein großes Thema. Vier Tage Arbeiten, drei Tage Wochenende – zum gleichen Lohn wie sonst bei einer Fünf-Tage-Woche: Für viele Beschäftigte klingt das nach Wunschdenken.

Die Koje als Vorreiter

In einzelnen Firmen in Vorarlberg ist das Arbeitszeitmodell bereits Realität. Als Vorreiter gilt der Zirbenmöbelhersteller Die Koje in Bludenz. Dort wurde die Vier-Tage-Woche bereits 2019 eingeführt. Zunächst gab es eine Pilotphase, danach wurde unter den Mitarbeitern  demokratisch abgestimmt. Seither arbeiten die 25 Mitarbeiter nur mehr an vier Tagen in der Woche, insgesamt 37 Stunden. Die Produktion ist freitags geschlossen, im Verkauf gibt es bezüglich drittem freiem Tag ein rollierendes System, um die Erreichbarkeit zu gewährleisten. „Wir ziehen ein sehr positives Resümee“, sagt Mitarbeiter Lucas Bitschnau, der als Marketingleiter im Unternehmen arbeitet. Denn das Arbeitszeitmodell habe viele Vorteile. „Es ist leichter, Fachkräfte zu finden. Dazu kommt der Umweltgedanke, weil an einem zusätzlichen Tag die Maschinen und die Heizung nicht laufen und die Mitarbeiter sich den Arbeitsweg ersparen. Und die work-life-Balance ist durch das verlängerte Wochenende deutlich besser.“ Es werde insgesamt auch nicht weniger gearbeitet. „Der Tagesablauf ist sicher straffer, aber man wird dafür auch durch drei freie Tage entschädigt.“

Beim Baumaschinenanbieter Huppenkothen in Lauterach wurde die Vier-Tage-Woche im Februar vergangenen Jahres eingeführt, auf freiwilliger Basis und mit einem rollierenden freien Tag, um den Service für die Kunden aufrechtzuerhalten.  Auch der technische Händler Haberkorn in Wolfurt hat in der Logistik eine Vier-Tage-Woche.

Einige Barrieren

Beim Klauser Verpackungshersteller pratopac wurde im vergangenen Jahr in Bereichen der Produktion das neue Arbeitszeitmodell getestet. 20 Mitarbeiter waren in die Pilotphase eingebunden. Nun aber wurde vorläufig wieder auf Fünf-Tage-Woche umgestellt. „Grundsätzlich hat es gut funktioniert, aber es gab ein paar Barrieren. Vor allem die Anpassung des Arbeitsaufkommens an den Zeitplan war mit sehr viel Organisations- und Koordinationsaufwand verbunden“, resümiert Geschäftsführer Alexander Abbrederis. Zudem sei auch nicht jeder einzelne Mitarbeiter mit der Umstellung glücklich gewesen. „Das Ziel wäre es nun, Teams zu formen, die sich das Zeitmodell selbst aussuchen können“. Das Thema Vier-Tage-Woche ist somit nicht vom Tisch. „Uns war wichtig eigene Erfahrungen zu machen, um handfeste Erkenntnisse zu sammeln. Sobald die neue Struktur im Betrieb etabliert ist, werden wir das Thema nochmal evaluieren.“ VN-reh

„Durch die Vier-Tage-Woche wird bei uns im Betrieb nicht weniger gearbeitet.“

Die Produktion des Zirbenmöbelherstellers Die Koje steht am Freitag prinzipiell still. koje
Die Produktion des Zirbenmöbelherstellers Die Koje steht am Freitag prinzipiell still. koje
Vier-Tage-Woche als Realität