VN-Exklusiv: Integra steht vor dem Konkurs

Markt / 28.03.2023 • 15:55 Uhr
VN-Exklusiv: Integra steht vor dem Konkurs
Patrick Breuss beschäftigt 550 Personen. 300 davon sind langzeitarbeitslose Klientel, die auf den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt vorbereitet werden. Doch es fehlt nun das Geld. VN/Hartinger/Rauch

Der Arbeitgeber für Menschen auf dem zweiten Arbeitsmarkt hätte Geld benötigt.

Wolfurt Die Integra gibt Menschen, die schon lange ohne Arbeit sind, die Chance für einen einfacheren Wiedereinstieg in die Berufswelt und eine sinnvolle Beschäftigung. 120 Fixangestellte und 130 Transitangestellte bereiten dort 300 Klientel auf den primären Arbeitsmarkt vor. Zu den Projekten zählt etwa der Gutshof Heidensand oder mehrere Kantinen. Das soll nun alles Geschichte sein.

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Alle Bemühungen von Jugend am Werk, von der ARB (Arbeitsinitiative Region Bodensee) und der Vorarlberger Arbeiterkammer, die Sozialeinrichtung Integra zu retten, sind schlussendlich am Veto des zweiten Haupteigentümers Dowas (Durchgangsort für Wohnungssuchende) gescheitert, bestätigt der Geschäftsführer von Integra, Patrick Breuss. Das Sozialunternehmen sei daher gezwungen, die nächsten Tage Konkurs anzumelden. Die 250 Arbeitnehmer wurden bereits am Montag beim AMS angemeldet.

Integra

Das Ziel der Gesellschaft ist die Erhöhung der Arbeitsmarktchancen von Menschen, die sich seit längerer Zeit auf Arbeitsuche befinden. Dies erfolgt auch durch eigene Unternehmen, in denen die Langzeitarbeitslosen wieder Arbeitserfahrung, Wissen und Selbstvertrauen erarbeiten können. Die Gesellschaft ist gemeinnützig und ist nicht auf das Erwirtschaften von Gewinnen ausgerichtet.

Eigentumsverhältnisse:
Arbeiterkammer Vorarlberg: 38,25 Prozent
Verein Dowas: 36,67 Prozent

ARB – Arbeitsinitiative Regio Bodensee: 18,33 Prozent
Jugend am Werk: 6,75 Prozent

Bereits im Jänner wurde bekannt, dass die Integra nach zwei sehr schwierigen Jahren zu einem Sparprogramm gezwungen war. Doch auch das Eigenkapital rutschte massiv ins Minus. Dem Vernehmen nach müsste zur Rettung der Integra beinahe 900.000 Euro nachgeschossen werden. Dazu hätten sich die Eigentümer grundsätzlich bereit erklärt. “Zudem hat sich die Arbeiterkammer bereit erklärt, noch weitere notwendige Mittel für die Weiterführung von Integra bereit zu stellen und war auch bereit, die Anteile von Dowas und ARB zu übernehmen”, betont Breuss, dass es eine Chance zur Rettung gab.

Patrick Breuss im Dezember 2022. Er ist für insgesamt über 500 Arbeitnehmer verantwortlich. <span class="copyright">VN/Böcken</span>
Patrick Breuss im Dezember 2022. Er ist für insgesamt über 500 Arbeitnehmer verantwortlich. VN/Böcken

Absolutes Unverständnis

Gescheitert wäre es jedoch am Dowas. Unverständlich für Breuss, da der Dowas zum überwiegenden Teil über den Sozialfonds des Landes aus öffentlichen Mitteln finanziert wird. Auch habe er die notwendigen Rücklagen, die es trotz einer Zweckwidmung auch für die Rettung des Reintegrationsbetriebs für den Arbeitsmarkt auch hätte verwenden dürfen.

Eine Rettung der Integra, die erst vor wenigen Jahren aufgrund von Missständen durch damaliges Führungspersonal in Schieflage geriet, ist aus Breuss’ Sicht auch im Interesse des Landes, dem Finanzier von Dowas.

Rainer Keckeis hat kein Verständnis, warum das Unternehmen nicht gerettet werden soll. <span class="copyright">AK Vorarlberg</span>
Rainer Keckeis hat kein Verständnis, warum das Unternehmen nicht gerettet werden soll. AK Vorarlberg

Rainer Keckeis, Direktor der Arbeiterkammer, zeigt sich ebenfalls entsetzt. “Hier geht es um hunderte Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Gerade um diese sollte man sich kümmern”, erklärt er auf Rückfrage der VN. Es sei für ihn nicht nachvollziehbar, wie gerade der Dowas nicht auf ihre Ersparnisse zurückgreifen will, um ihre eigene Tochterfirma zu helfen. “Gerade jene, die gern bei der Armutskonferenz aufzeigen, sind die ersten, die die Notbremse ziehen, statt diese Menschen zu retten.”

Keine Grundlage, weiterzumachen

Der Dowas verweist in der Materie auf ihren Anwalt Nicolas Stieger. “Der Verein Dowas würde sehr gerne helfen, jedes Sozialprojekt im Land ist wichtig”, betont dieser gegenüber den VN. Aber auf den dem Verein zur Verfügung stehenden Unterlagen sieht man keine rechtliche oder wirtschaftliche Grundlage dafür.

Der Verein Dowas ist eine Anlaufstelle für Wohnungssuchende und -lose. Man sieht auf Basis der bekannten Unterlagen wenig Sinn darin, die Integra mit zusätzlichem Eigenkapital zu versorgen. <span class="copyright">VN/Serra</span>
Der Verein Dowas ist eine Anlaufstelle für Wohnungssuchende und -lose. Man sieht auf Basis der bekannten Unterlagen wenig Sinn darin, die Integra mit zusätzlichem Eigenkapital zu versorgen. VN/Serra

Von der Schieflage des Unternehmens habe Dowas im Rahmen der Generalversammlung am 1. März erfahren. Seitdem warte man auf detailliertere Unterlagen, der jetzige Wissenstand erlaube jedoch aus Sicht des Vereins keine positive Fortbestehungsprognose für die Integra. Auf diese Basis wäre es keine zweckgerechte Verwendung der Rücklagen, über 300.000 Euro an zusätzliches Eigenkapital nachzuschießen. Auch gibt es dazu keine rechtliche Verpflichtung.

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Grundsätzlich sei Dowas seit Jänner bereit, ihre Anteile für einen symbolischen Euro abzutreten. Damals sei der Verein jedoch noch nicht über die Ausmaße der Probleme informiert gewesen. Dieses Angebot wurde mit Stand Montag auch allen Gesellschaftern noch einmal unterbreitet. Zusätzliches Geld wird es für die Integra aber nicht geben, zu negativ sind die Zukunftsaussichten der Integra soweit sie dem Dowas bekannt sind. Landesrätin Katharina Wiesflecker, die den Sozialfonds des Landes verwaltet, wollte sich am Dienstagnachmittag zu der Causa nicht äußern.

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