Rezession ante portas?

Markt / 26.05.2023 • 19:43 Uhr
Rezession ante portas?

Dornbirn Im Zuge der gestiegenen Zinsen und der Inflation blicken Anleger gespannt auf die Wirtschaftsdaten. Könnten sie doch Aufschluss darüber geben, ob sich die Wirtschaft in Richtung Rezession entwickelt, die schon seit längerem erwartet wird. Die Börsen schlugen sich bislang erstaunlich gut. Die Investoren belohnten die guten Ergebnisse im 1. Quartal und hoffen auf einen positiven Verlauf der Gespräche zur US-Schuldengrenze. Besonders Tech-Aktien wie Nvidia haussierten und bescherten Technologiefonds neuen Schwung. Doch nun zeigen sich Wolken am Horizont. So ist die deutsche Wirtschaft im Winterhalbjahr in eine Rezession gerutscht. Das weltweite Wirtschaftswachstum dürfte sich auf rund 2 Prozent im aktuellen Quartal halbieren. Für die USA deuten die Wirtschaftsindikatoren insgesamt auf ein anhaltend niedriges Wachstum unter dem Potenzial hin. Nach dem realen BIP-Wachstum von 1,1 Prozent im Quartalsabstand (annualisiert) hält die Schätzung für das aktuelle Quartal bei 1 Prozent. Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone wurde mit einem Anstieg von 0,3 Prozent (annualisiert) im Quartalsabstand bestätigt. Gleichzeitig stieg in der Eurozone die Beschäftigung um 2,4 Prozent (annualisiert) im Quartalsabstand an. Das Resultat bedeute eine Verschlechterung der Arbeitsproduktivität und erzeuge Druck für ein höheres Wachstum der Lohnstückkosten

Positiv betrachtet stehen die Wachstumsindikatoren mit einer „weichen“ Landung im Einklang. Das würde ein schwaches Wachstum, fallende Inflation und ein absehbares Ende der Leitzinsanhebungen bedeuten. Dieses Szenario scheinen die Börsen derzeit zu reflektieren. Negativ betrachtet wird der volle Effekt der Leitzinsanhebungen auf das Wachstum erst mit einer beträchtlichen Zeitverzögerung sichtbar werden. Zudem könnte der Inflationsrückgang zu langsam sein bzw. könnte sich die Inflation über dem Ziel der Zentralbanken stabilisieren. Weil das Wachstum in den entwickelten Volkswirtschaften mager ist, fehlt nicht mehr viel für eine Schrumpfung. Die Rezessionsrisiken bleiben hoch.

christoph.flatz@dornbirn.sparkasse.at, Christoph Flatz, Private Banking. www.erste-am.at