„Es fehlen der Mut und der Wille“

Markt / 26.06.2023 • 22:15 Uhr
Eines der Zukunftsbilder der IV: Der Campus in Dornbirn mit der Wälderbahn. IV/Reinventing-Society
Eines der Zukunftsbilder der IV: Der Campus in Dornbirn mit der Wälderbahn. IV/Reinventing-Society

IV-Präsident Martin Ohneberg gibt sein Amt nach acht Jahren ab. Eine Bilanz.

Schwarzach Nach zweimal vier Jahren als Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg gibt Martin Ohneberg nun sein Amt ab. So ist es in der Satzung vorgesehen. Es ist ein Abschied, der vor allem mit positiven Gefühlen verbunden ist. „Als ich angetreten bin, haben 45 Prozent der Vorarlberger gesagt, der Tourismus sei der wichtigste Wirtschaftsfaktor im Land. Die Industrie kam nur auf 26 Prozent.“ Man habe in den vergangenen Jahren viel in die Marke Industrie eingezahlt, ist der CEO und Eigentümer der Henn Group überzeugt. „Wir haben gezeigt, wie wichtig sie für den Standort ist. Heute sagen 38 Prozent, dass die Industrie der wichtigste Wirtschaftsfaktor ist.“

Vieles erreicht

Das sei natürlich nicht sein alleiniger Verdienst. Aber es zeige, dass man, ausgestattet mit rotem Faden und mit kontinuierlicher Arbeit, etwas erreichen könne. Stolz ist Ohneberg auf Forderungen, die am Ende realisiert wurden. Sei es die Ansiedelung des HSG-Instituts in Dornbirn und der ersten internationalen Schule an der Riedenburg oder den Expat-Service für Fachkräfte aus dem Ausland.

Weitergekommen wäre er gerne beim Thema Raumbild. „Hier sind wir noch nicht da, wo wir hinwollen. Es gibt keine S18. Aber unsere Vorstellungen wurden diskutiert, und wir waren diejenigen, die aufgezeigt haben, dass man die Raumordnung neu definieren müsste“, so der scheidende Präsident.

Die Vision der Marke Vorarlberg, dass Vorarlberg 2035 der chancenreichste Lebensraum für Kinder ist, sei toll, politisch allerdings ein „Rohrkrepierer“. „Es zeigt, dass der Politik am Ende der Mut und der Wille fehlen, große Dinge anzugehen. Leider wird kein Weitblick für die nächsten Jahrzehnte bewiesen.“ So heiße es bei großen Themen wie der Unterflur-Lösung, der Straßenverbindung in die Schweiz oder der Wälderbahn zunächst „es geht nicht“ und dann „kein Budget“.

Auch bei der Kinderbetreuung sei man längst noch nicht da, wo man hinwolle. „Nicht alles gelingt, aber die IV hat eine deutlich aktivere Rolle eingenommen.“

Nicht der Politik überlassen

Das Amt angenommen zu haben, bereut er keine Sekunde. „Es hat Spaß gemacht und ich finde es wichtig, dass man sich engagiert. Durch die Politik wird unsere Zukunft bestimmt. Deshalb darf man es nicht allein der Politik überlassen. Auch wenn es manchen lieber gewesen wäre, wenn wir ruhig wären.“

Was er nun vorhat, neben dem Unternehmer-Sein? „Ich lasse das auf mich zukommen.“ Eine politische Tätigkeit schließt er erstmal aus. Man wisse allerdings nie, was die Zukunft bringe. Wer ihm als IV-Präsident nachfolgt, darüber herrscht noch Stillschweigen. Die Wahl ist am 5. Juli. VN-reh

Martin Ohneberg gibt nach acht Jahren das Amt des IV-Präsidenten ab. vn
Martin Ohneberg gibt nach acht Jahren das Amt des IV-Präsidenten ab. vn