Deshalb hat Vorarlbergs Wirtschaft Botschafter in aller Welt

Garant für Wohlstand und Arbeitsplätze: Vorarlbergs Wirtschaft ist auf starken Export angewiesen.
Feldkirch Unser Bundesland ist – das weiß wahrscheinlich jeder Vorarlberger – Exportweltmeister. Was vielleicht nicht jeder Vorarlberger weiß, ist die Tatsache, dass der hohe Lebensstandard im Land und in Österreich wesentlich davon abhängt, wieviele unserer hiesigen Produkte im Ausland begehrt sind. Damit der Weltmeistertitel und der Lebensstandard gehalten werden können, müssen neue Märkte erschlossen werden, müssen weitere Unternehmen den Schritt über die Grenze machen.

Wie, darüber informierten Wirtschaftsdelegierte aus 27 Ländern am Montag beim 8. Vorarlberger Exporttag im Feldkircher Montforthaus über 100 exportinteressierte Unternehmerinnen und Unternehmer aus Vorarlberg. Der Exporttag ist das wichtigste Außenwirtschafts-Serviceformat für die heimische Wirtschaft, betonte denn auch Wirtschaftskammer-Präsident Wilfried Hopfner. Die Außenhandelsorganisation ist in 80 Ländern mit 100 Niederlassungen vor Ort. 700 Mitarbeiter beraten nicht nur – das auch und zwar 47.000 mal im vergangenen Jahr – über Chancen, sie helfen in den jeweiligen Ländern bei Behördengängen, organisieren Veranstaltungen und Messeauftritte sowie Termine mit potenziellen Kunden. Eine Aufgabe ist dazugekommen: Umgekehrt werben sie um Mitarbeiter, die in Österreich tätig werden wollen, in vielen Ländern. Mit den Philippinen stehe ein Abkommen kurz vor Abschluss, auch aus Brasilien konnten bereits Mitarbeiter für die Gastronomie und die Produktion für einen Umzug nach Österreich begeistert werden, berichten die Außenhandelsdelegierten Günther Sucher (Brasilien) und Christian Miller (Frankreich), die zusammen mit Hopfner über den Außenhandel speziell an ihren Einsatzorten informierten.

Frankreich etwa ist für Vorarlbergs Wirtschaft die drittbedeutendste EU-Partnernation mit 554 Millionen Euro an Ausfuhren (+24,8 Prozent) und 302 Millionen Euro an Einfuhren (+17,8 Prozent). Große Chancen für Vorarlberger Unternehmen sieht Miller in der Energiewende, in Brasilien gebe es sehr große Chancen, wenn das Mercosur-Abkommen in Kraft treten würde.
Exporttag 2023 Themen
Internationalen Fachkräfte-Offensive (IFO)
Der virulente Fachkräftemangel in Österreich zieht sich quer durch alle Branchen und ist längst zu einem der größten Bremser für die positive Entwicklung der heimischen Wirtschaft geworden. Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) begegnet diesem Problem unter andern mit einer Fachkräfteoffensive im Ausland. Mit der Internationalen Fachkräfte-Offensive (IFO) setzt die WKÖ gezielte Maßnahmen in definierten Fokusländern, um die Rahmenbedingungen für den Zuzug von qualifizierten Fachkräften aus Drittstaaten zu verbessern. Andere Länder werben aktiv um Fachkräfte im Ausland. Ziel der IFO ist es, Österreich international als attraktiven Arbeitsstandort zu positionieren und heimische Unternehmen bei der Anwerbung von Fachkräften aus Drittländern zu unterstützen. Dafür hat die WKÖ in einem strategischen Framework („Internationale Fachkräfte-Strategie“) Handlungsfelder, Fokusländer und Fokus-Mangelberufe definiert, die den besten Match mit den in Österreich vorherrschenden Gegebenheiten versprechen. Sechs Fokusländer (Albanien, Kosovo, Nordmazedonien, Philippinen, Indonesien und Brasilien) wurden dazu ausgewählt und qualifiziertes Personal aus diesen Ländern gezielt rekrutiert werden. Die Aktivitäten beziehen sich auf zwölf Berufe mit besonderem Arbeitskräftemangel in den Bereichen IT, Handwerk, Elektro, Pflege und Tourismus. Beispiele für IFO-Aktivitäten sind Jobmessen online oder vor Ort, B2B Formate für Personalvermittler, Bewerbung des Arbeitsstandortes Österreich und weitere.
Fokus Brasilien
„Brasiliens Wirtschaft hat sich von der Pandemie erstaunlich gut erholt hat und schon 2021 mit einem Plus von 4,6 Prozent wieder das Vorkrisen-Niveau erreicht. Der positive Trend setzte sich auch 2022 fort und brachte ein Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent. Für heuer liegen die Wachstumsprognosen jedoch aufgrund der hohen Zinsen und der globalen Konjunktureintrübung deutlich niedriger; es wird ein Plus um ca. ein Prozent erwartet“, berichtet Günther Sucher, Leiter AußenwirtschaftsCenter Sao Paulo, Brasilien. Aus österreichischer Sicht bedeutsam ist in dem Zusammenhang, dass nun auch wieder Schwung in die mögliche Umsetzung des Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur (Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay) gekommen ist, das ja schon seit 2019 ausverhandelt, aber noch nicht ratifiziert ist, primär auch aufgrund von Bedenken seitens der EU hinsichtlich mangelnder Umwelt- und Sozialstandards. „Für österreichische Exporteure würde das Abkommen handfeste Wettbewerbsvorteile gegenüber Drittländern bringen was Zollsätze, Produktzertifizierungen und den Zugang zum öffentlichen Beschaffungs- und Dienstleistungsmarkt angeht“, sagt Sucher. Brasilien verzeichnet mit Vorarlberger Ausfuhren im Wert 47 Millionen Euro den höchsten Wert bei den Mercosur-Staaten und ist für unser Land der zeitwichtigste Exportmarkt nach Mexiko (85 Millionen Euro). Fast alle namhaften Vorarlberger Exportunternehmen sind in Brasilien aktiv, einige von ihnen auch mit eigenen Produktionsstätten.
Fokus Frankreich
„Der Fokus in Frankreich liegt auf dem Vorantreiben des ökologischen Wandels und der Stärkung der Exzellenzsektoren Automotive, Luftfahrt und Raumfahrt“, erklärt Christian Miller, Leiter AußenwirtschaftsCenter Paris. Mit 554 Millionen Euro (+24,3 Prozent) bei den Ausfuhren und 302 Millionen Euro (+17,8,Prozent) bei den Einfuhren machen Frankreich zur drittbedeutendsten EU-Partnernation nach Deutschland und Italien und zum fünftwichtigsten Partner inklusive Drittstaaten (Top 5: Deutschland, Schweiz, Italien, USA, Frankreich). Die Bilanz ist mit 252 Millionen Euro positiv. Die Firmen Grass und Blum sind beide mit Ihren Schubladenführungen in Frankreich sehr gut eingeführt, vom atomangetriebenen U-Boot bis hin zu den feinsten Küchenausstattern. Im Elektronikbereich sind unsere Vorzeigeunternehmen Gantner Instruments bzw. Omicron. Mit Architekturbauten in vielen Städten Frankreichs lassen Baumschlager & Eberle, welche zuletzt u.a. das größte Bürogebäude Frankreichs mit Plusenergiebilanz erbaut hat, oder Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH mit einem großen Wohn- und Geschäftskomplex in Toulouse aufhorchen. Die Dieffenbacher Energy baut derzeit ein thermisches Kraftwerk für die Papierfabrik Saica Papier in Champblain Laveyron im Department Drôme (SO-Frankreich). In der Verkehrsinfrastruktur zeichnen sich Getzner Werkstoffe GmbH aus, die mit Anti-Vibrationsmatten im Bahn- und Baubereich reüssieren – (La Seine musicale), aber auch mit Schwingungsdämpfer für das Windrad am Eiffelturm. Während Doppelmayr Lifte 2400 Passagiere/Std. auf den Pic Vert und noch viele andere Bergspitzen in Frankreich befördern, beleuchtet die Zumtobel Gruppe Büro- & Geschäftsräume sowie Sportstätten Frankreichs.