„Rabattitis ist Gift für uns“

Heimischer Handel sieht sich zu Unrecht als Preistreiber hingestellt.
Schwarzach Wie geht’s dem Handel im Land? „Es ist eine herausfordernde Zeit“, sagt Rainer Trefelik, Bundesspartenobmann und geschäftsführender Gesellschafter des bekannten Wiener Modehauses Popp & Kretschmer. „Der Handel lebt von Psychologie. Und schlechte Nachrichten sind immer kontraproduktiv.“ Betrachte man rein die Zahlen der vergangenen Monate, sehe es schlecht aus. „Uns laufen die Kosten davon, und die Umsätze kommen da nicht mit“, betont Trefelik. Während viele Menschen während Corona noch viel Geld in ihr Zuhause investierten, würde aktuell bei den Ausgaben im Handel gespart. Auch die Online-Umsätze gehen zurück.
Vier statt sechs Tage?
Diskussionen über eine Vier-Tage-Woche erteilt Trefelik eine Absage. „Wir haben Flächen, und auf diesen Flächen brauchen wir Mitarbeiter. Wir können ja nicht sagen: ,Verkauft in vier Tagen so viel wie sonst an sechs Tagen.‘“ Ärgerlich ist der Handelssprecher auch darüber, was gerade im Lebensmittelhandel passiert. Der Handel sei nicht an den derzeit hohen Preisen schuld, vielmehr stehe man ganz am Ende der Kette. „Es ist ein populistisches Hinhauen auf eine Branche“, sagt Trefelik. Während Corona habe man die Lebensmittelhändler bezüglich Versorgung, Masken, Testsammelboxen und Logistik stark in die Pflicht genommen, nun stelle man sie als Preistreiber hin, fordert er ein „Abrüsten des Populismus“.
Generell sei die Branche sehr heterogen. Während der Einrichtungshandel während Corona noch stark profitierte, habe im Modehandel auch der Restart nicht gut funktioniert. Im Fahrradhandel habe man zuerst mit Lieferkettenproblemen zu kämpfen gehabt, nun seien die Lager voll. Von „dauernden Rabattschlachten“ hält Trefelik allerdings nichts. „Rabattitis ist Gift für die Branche.“
Gestärkt hervorgehen
Auch in Vorarlberg spricht Robert Küng (Inhaus) von einer angespannten Lage. Dennoch will er zuversichtlich bleiben. „Ja, wir haben mit hohen Rohmaterial-, Energie- und Personalkosten zu kämpfen. Das wird sich auch nicht von einem Tag auf den anderen erledigen. Aber Vorarlberg ist gut aufgestellt, um sich den Herausforderungen zu stellen. Auch wenn es derzeit schmerzt, ist es eine Chance, gestärkt hervorzugehen.“ VN-reh
