Schlagabtausch um Arbeitszeit

Markt / 11.07.2023 • 22:08 Uhr
Für 2022 zeigt der Wirtschaftsbericht Vorarlberg recht erfreuliche Zahlen. vlk/Serra
Für 2022 zeigt der Wirtschaftsbericht Vorarlberg recht erfreuliche Zahlen. vlk/Serra

Präsentation des Wirtschaftsberichts Vorarlberg auch Anlass für Leistungsdiskussion.

Bregenz Zum einen ist da der aktuelle Wirtschaftsbericht 2022/23 für Vorarlberg. Er zeigt vor allem für das vergangene Jahr trotz aller Herausforderungen doch recht erfreuliche Zahlen. So lag Vorarlberg 2022 mit einem Wirtschaftswachstum von 5,2 Prozent knapp über dem Österreich-Durchschnitt von 5,0 Prozent. Sowohl Tourismus als auch der Bau hätten von günstigen Rahmenbedingungen profitiert.

Nominell und real

Bei der Sachgüterproduktion konnte Vorarlberg mit einem Wachstum von 6,0 Prozent nicht ganz an das Ergebnis aus dem Jahr davor (+13,1 Prozent) anschließen. Die Industrieproduktion stieg 2022 um 10,5 Prozent, blieb damit aber hinter den Erwartungen. Der Einzelhandel verzeichnete ein nominelles Wachstum um 5,9 Prozent, aufgrund der Inflation aber ein reales Ergebnis von -3,0 Prozent. Denn die hohen Preise, sagt Wirtschaftslandesrat Marco Tittler, hätten das Wachstum teilweise aufgezehrt.

Für heuer wird beim Wachstum jedenfalls ein leichter Dämpfer erwartet. Aufgrund einer relativ schwachen Industrie- und ­Baukonjunktur wird ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um -0,1 Prozent prognostiziert.

Und dann wären da noch aktuelle Themen, die vieles erschweren. Der Wohnbau sei in einer schwierigen Situation, so Tittler. Auch wegen der sogenannten KIM-Verordnung, die die Kreditvergabe bei Immobilienkrediten deutlich verschärft hat. Dazu kommen hohe Inflation und hohe Energie- und Rohstoffpreise. Wirtschaftskammerpräsident Wilfried Hopfner hofft deshalb darauf, dass bei den kommenden Lohnverhandlungen im Herbst maßvoll vorgegangen wird. „Erneut so hohe Abschlüsse sind nur schwer vorstellbar.“ Bei der KIM-Verordnung plädiert er für ein Außer-Kraft-Setzen. „Sie passt nicht mehr in die heutige Zeit.“ Ebenso müsse der Energiekostenzuschuss II endlich kommen. Zugleich appelliert Hopfner an den Willen zur Leistung. „Sich auf dem erarbeiteten Wohlstand auszuruhen, wird nicht funktionieren. Wir müssen schon aufpassen, denn wenn wir alle weniger arbeiten, wenn das alle tun, dann bricht das ganze System zusammen.“

Aus der Steinzeit

Die Äußerung rief dann gleich die Gewerkschaft auf den Plan. ÖGB-Landesvorsitzender Reinhard Stemmer: „Eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich bringt für alle nur Vorteile.“ Die Beschäftigten seien produktiver, gesünder und zufriedener. Kürzere Arbeitszeiten würden Frauen ermöglichen, stärker ins Berufsleben einzusteigen. „Mit Steinzeitunternehmertum und Forderungen nach mehr Arbeit ist heute kein Blumentopf zu gewinnen.“ Überdies kündigt Stemmer an, sich bei den KV-Verhandlungen unbeirrt für die Arbeitnehmer einzusetzen. VN-reh

„Die hohen Preissteigerungen zehren das Wachstum teilweise wieder auf.“

Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink und WKV-Präsident Wilfried Hopfner. vlk
Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink und WKV-Präsident Wilfried Hopfner. vlk