Die Erdäpfel werden knapp

2023 ist kein gutes Kartoffeljahr. Im Supermarkt wird die heimische Ernte rar.
St.pölten, Schwarzach 40 Prozent der Österreicher essen laut der rollierenden Agrarmarktanalyse (RollAMA) mehrmals pro Woche Erdäpfel, das summiert sich auf zuletzt 52,8 Kilo pro Kopf und Jahr (2022). Damit sind die Österreicher und auch die Vorarlberger nur durchschnittliche Kartoffelesser, und doch: Für die Liebhaber der Erdknolle könnte es heuer knapp und damit teurer werden. Die österreichischen Frühkartoffelbestände sind nämlich weitgehend geräumt, schlägt die Landwirtschaftskammer in Niederösterreich Alarm.
Die für die Lagerung vorgesehenen Erdäpfel seien zumeist noch nicht erntereif und würden bei frühzeitiger Rodung letztendlich im Herbst und Winter fehlen, heißt es seitens der Landwirte. Diese Rahmenbedingungen führen zu einer Situation, die es so noch nie gab: Das Sortiment im Supermarkt werde bereits jetzt mit ausländischer Ware ergänzt. Das bestätigt auch Nicole Berkmann, Sprecherin des Lebensmittelmarktführers, Spar, auf VN-Anfrage: „Die diesjährige Kartoffelsaison ist erntebedingt schwierig.“ Aber Spar habe langjährige Kontrakte mit Lieferanten und habe wie immer auch Mengenvereinbarungen getroffen. „Daher können wir auf jeden Fall noch für einige Wochen heimische Kartoffeln anbieten.“ Danach müsse man „leider auf ausländische Ware zurückgreifen“.
Ein Risiko
Der regionale Kartoffelengpass hat Gründe: Für die bäuerlichen Betriebe sei der Erdäpfelanbau zum Risiko geworden, beklagt Lorenz Mayr von der Landwirtschaftskammer. Deshalb sei die heimische Erdäpfel-Anbaufläche heuer bereits zum dritten Mal in Folge zurückgegangen. Die Anbaufläche in Österreich hat sich seit dem Jahr 2020 von 24.251 Hektar auf 20.529 Hektar im Jahr 2023 verringert und ist damit um mehr als 15 Prozent gesunken. Durch die kalte Witterung im Frühjahr konnten die Erdäpfel erst später gepflanzt werden, außerdem sind sie langsamer gewachsen. Die darauffolgende Hitze hat die Bestände zusätzlich gestresst. Die durch den Klimawandel stark veränderte Witterung sei ein weiterer Grund für die prekäre Situation. Der Wegfall bzw. die Einschränkung wirksamer Pflanzenschutzmittel tue das seine dazu, so Mayr. Das Frastanzer Unternehmen 11er, einer der größten Kartoffelverarbeiter Österreichs, bestätigt den Rückgang der Erntemengen, doch Geschäftsführer Thomas Schwarz beruhigt: 11er habe gute Verträge mit Bauern entlang der Donau, die vorderhand für genügend Erdäpfel sorgen. Auch die Preise sollten sich in Grenzen halten, sagt er. „Die großen Preissteigerungen gab es im vergangenen Jahr“, u. a. auch wegen der massiven Kostensteigerungen bei der Energie. Insgesamt sei die Lage wegen Witterung und Klima nicht gut, bestätigt er die Analyse der Landwirtschaftskammer. Doch sieht Schwarz zuweilen auch die Landwirte in der Pflicht, die in der Vergangenheit die Erntemenge sukzessive erhöht haben, was auf die Dauer auch nicht gut sei. Doch er beruhigt: „Es gibt für jeden Pommes und Rösti.“ VN-sca
„Wir sind unterwegs, um so lange wie möglich heimische Ware anbieten zu können.“

