Statt Einkaufsmeile: Neuer Standort für Bregenzer Bahnhof

Stadt in Gesprächen über Ankauf des Seestadt-Areals. Bahnhofsprojekt bekäme eine neue Heimat.
Darum geht’s:
- Möglicher Verkauf des 9300 Quadratmeter großen Seestadt-Areals in Bregenz
- Grundstück könnte wieder in öffentliche Hand kommen, was Auswirkungen auf Bahnhofspläne hätte
- 5500 bis 6000 Quadratmeter für Bahnhof, Busbahnhof und Infrastruktur, restliche 3000 Quadratmeter für Wohnraum und Handel
Bregenz In das Bregenzer Seestadt-Areal kommt wieder Bewegung. Die Grundstückseigentümer PRISMA, SES und Familie Drexel führen Gespräche über einen möglichen Verkauf des 9300 Quadratmeter großen Areals im Herzen der Landeshauptstadt. Das berichtet die Wirtschaftspresseagentur unter Berufung auf Beteiligte. Auch die Stadt Bregenz bestätigt gegenüber den VN “seit Wochen andauernde Gespräche”. Kommt das Grundstück tatsächlich zurück in öffentliche Hand, hat das weitreichende Auswirkungen für eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte des Landes. Die Bahnhofspläne würden “umgesiedelt”. Anstelle einer vor Jahren geplanten Einkaufsmeile würde an gleicher Stelle die Mobilitätsdrehscheibe der Stadt entstehen.

Am Montag sei die Machbarkeit entsprechender Pläne bestätigt worden, so der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch (55, SPÖ) im Gespräch mit den VN. “Damit würde unser größter Wunsch wahr. Der Bahnhof käme dort hin, wo er schon einmal war.” Das Bahnhofsprojekt könnte demnach direkt auf dem Seestadt-Areal realisiert werden. ÖBB, Land und die Fraktionen der Stadtvertretung seien informiert, so Ritsch. Vieles würde dadurch leichter. Die völlig verfahrene Situation um Neubau und Zentrumsentwicklung bekäme einen neuen Schub. “Wir könnten einen gordischen Knoten lösen”, so der Stadtchef.
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An entsprechenden Plänen wird seit Wochen gefeilt, es laufen Abklärungen. Busbahnhof, notwendige Infrastruktur und der Bahnhof selbst würden demnach 5500 bis 6000 Quadratmeter des Areals in Anspruch nehmen. Die restlichen rund 3000 Quadratmeter wären für leistbaren Wohnraum, Handel und Dienstleistungen reserviert, beschreibt Ritsch bereits konkrete Überlegungen. “Es besteht jetzt ein Zeitfenster, das Grundstück in öffentliche Hand zurückzubekommen.” Die Stadt hätte die Zügel wieder selbst in der Hand, könnte gestalten. Ohne private Investoreninteressen könnten deutlich großzügigere Lösungen angedacht werden, beschreibt der Bürgermeister die städtebauliche Bedeutung eines entsprechenden Ankaufs.

Noch ist das Grundstücksgeschäft freilich nicht in trockenen Tüchern. Die Signale der Eigentümer sind aber durchaus positiv. “Wir wollen mit diesem Schritt eine Lösung in städtebaulicher Hinsicht und im öffentlichen Interesse ermöglichen”, so PRISMA-Vorstand Bernhard Ölz lautWirtschaftspresseagentur über die aktuellen Gespräche.
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Das über die Jahre immer wieder abgeänderte Seestadtprojekt könnte damit endgültig begraben werden. Einen herben Rückschlag hatte es bereits 2017 gegeben. Die Betreiber hatten die Reißleine gezogen, weil Kosten für die Tiefgarage der damals mit 140 Millionen Euro kalkulierten Einkaufsmeile aus dem Ruder zu laufen drohten. Zuletzt wurden Pläne für eine städtische Bebauung mit Einzelprojekten erarbeitet. Tatsächlich ist das Grundstück bis heute ein großer Parkplatz in Bestlage, der jährlich mehrere 100.000 Euro an Parkgebühren abwirft. Wirtschaftlicher Druck bei den Eigentümern besteht demnach keiner.

Die Stadt Bregenz wird sich auch finanziell nach der Decke strecken müssen. So wurde aktuell auch das Portfolio an vorhandenen Grundstücksreserven durchforstet. Unter anderem ist das Schlossberg-Areal beim Landeskrankenhaus als Tauschgrundstück im Gespräch. “Es würde sich vorwiegend für Wohnbau anbieten”, beschreibt Ritsch.

Es kommt also Bewegung in die Zentrumsentwicklung. Ganz zur Freude auch der Investoren angrenzender Grundstücke, jenen des Seequartiers. “Wichtig ist, dass der Bahnhofsbau in die Gänge kommt”, sagt Hubert Rhomberg, dessen Unternehmen Rhomberg Bau zusammen mit i+R-Wohnbau in der eigens dafür gegründeten SQ-Holding die Bebauung mit Wohnungen, einem Hotel und Geschäftsflächen plant. “Wir wollen das Projekt jedenfalls realisieren.” Dass die Stadt versuche, „das Seestadt-Gelände in ihren Besitz und ihre Planungshoheit zu bekommen, ist grundsätzlich zu begrüßen“, so der Bauunternehmer, „das ist eine echte Chance für die Stadt.“
Mitarbeit: Andreas Scalet