Das Comeback des Sparbuchs

Jeder zehnte Vorarlberger kann sich keinen Notgroschen auf die Seite legen.
DORNBIRN, WIEN Der Weltspartag ist vor allem für Kinder ein jährliches Highlight – nach wie vor haben viele am 31. Oktober, am Weltspartag, mit dem Sparefroh (Sparkassen), der Biene Sumsi (Raiffeisen), dem Hamster Mike (Volksbank) oder dem Flusspferd Hippo (Hypo) ein Rendezvous und liefern den Inhalt ihrer Sparkässele ab. Immerhin gibt es wieder Zinsen. Das führt auch bei den erwachsen gewordenen Sparern in Vorarlberg zurück zum Sparbuch, wie eine vom Institut IMAS für die Erste Bank und die Sparkassen durchgeführte Studie zeigt.
Kein Geld zum Sparen
Aktuell geben 84 Prozent der in Vorarlberg befragten Sparer an, dass für sie Geld beiseitezulegen „sehr wichtig“ oder „ziemlich wichtig“ ist. Das zeigt sich auch am durchschnittlichen monatlichen Sparbetrag, der – nach dem Ausnahme-Jahr 2021 mit 338 Euro – konstant bei 321 Euro liegt. „Offensichtlich haben sich viele von uns während der Pandemie daran gewöhnt, so viel wie möglich auf die Seite zu legen. Betrachtet man die letzten zehn Jahre, so ist der durchschnittliche Sparbetrag im Land sogar um rund 61 Prozent angestiegen, ordnet Martin Jäger, Sprecher der Vorarlberger Sparkassen, die Umfrageergebnisse ein, um gleich darauf einzuschränken: „Der hohe Durchschnittsbetrag täuscht allerdings darüber hinweg, dass aufgrund der allgemeinen Teuerung heute ganze zehn Prozent überhaupt nicht mehr sparen beziehungsweise sparen können.“ Zum Vergleich: „2021 waren das nur vier Prozent.“
Heuer feiert die klassische Sparform der Vorarlberger ein kleines Comeback: Das Sparbuch beziehungsweise das zeitgemäße Sparkonto ist zurück, nachdem es aufgrund des Niedrigzinsumfelds in den vergangenen Jahren eher ein Nischendasein fristete. Nun berichten 78 Prozent der für die Studie der Sparkassen befragten Vorarlberger – das ist ein Plus von neun Prozentpunkten – dass sie das Sparbuch als kurzfristig verfügbare Reserve nutzen. „Unsere Kundinnen und Kunden haben schon begonnen, aktiv Geld umzuschichten“, so Jäger. Dennoch gibt in der Studie immer noch fast jeder Zweite (48 %) an, sein Geld unverzinst am Girokonto liegen zu lassen. Umdenken lohnt sich, doch „nach dem langen Zinstief haben sich viele wohl noch nicht daran gewöhnt, dass Sparen wieder interessant geworden ist“, merkt der Sprecher der Vorarlberger Sparkassen an.
Ein zweiter Evergreen im Sparportfolio schwächelt allerdings derzeit noch. Dass sich für den Bausparvertrag 2023 deutlich weniger entscheiden als noch im Vorjahr (45 %; -7 PP), ist für Jäger wenig begründet: „Möglicherweise schreckt die längere Bindungsdauer beim Bausparvertrag ab.“ Dabei biete Bausparen nach wie vor unschlagbare Vorteile, vor allem dann, wenn man plant, Wohneigentum zu schaffen. Ob es auch daran liegt, dass viele junge Menschen die Hoffnung auf ein eigenes Heim abgehakt haben, ist unklar, weil dies nicht Teil des Fragenkatalogs war.
Notgroschen als Sparmotivation
Die Motivation zum Sparen hat sich – wen wundert es nach den weltpolitischen Ereignissen der jüngeren Vergangenheit – verändert: Noch mehr als in den vergangenen Jahren steht heuer bei den Sparmotiven der „Notgroschen“, der für unerwartete Ausgaben vorbereitet, im Vordergrund (76 Prozent, plus 9 Prozent). 65 Prozent legen zur finanziellen Absicherung und Vorsorge fürs Alter Geld beiseite, und 59 Prozent, um sich zukünftig einen Urlaub, eine Immobilie oder Konsumgüter leisten zu können. VN-sca
„Unsere Kundinnen und Kunden haben schon begonnen, aktiv Geld umzuschichten.“
