Krise erreicht den Arbeitsmarkt

Markt / 02.11.2023 • 22:14 Uhr

Arbeitslosigkeit in Vorarlberg steigt wegen Konjunkturschwäche um 8,7 Prozent.

Bregenz „Der Bestand an arbeitslos vorgemerkten Personen ist gegenüber dem Vorjahr deutlich angestiegen“, informiert AMS- Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter über die aktuellen Entwicklungen am heimischen Arbeitsmarkt. Nachdem die Zahlen schon in den letzten Monaten leicht gestiegen sind, wird die Konjunkturdelle, die besonders die Industrie und die Bauwirtschaft getroffen hat, deutlich größer. Es ist anzunehmen, dass sich diese Zahlen auch bei den KV-Verhandlungen verschiedener Branchen nicht unbedingt zum Vorteil der Arbeitnehmer auswirken werden.

Ende Oktober 2023 waren 10.291 Personen beim AMS Vorarlberg als arbeitslos vorgemerkt. Dies entsprach einem Zuwachs von 825 Personen oder satten 8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein Teil des Zuwachses ist auf den verstärkten Zugang (+306 Personen bzw. 51,9 Prozent) von arbeitssuchenden Konventionsflüchtlingen, subsidiär Schutzberechtigten und Vertriebenen aus der Ukraine zurückzuführen. Derzeit sind 896 Personen dieser Gruppe beim AMS als arbeitslos vorgemerkt.

Sorgenkinder Bau und Industrie

Der größte Zuwachs nach Altersgruppen musste, so das AMS Vorarlberg in seinem monatlichen Lagebericht, bei den Personen im Haupterwerbsalter (25 bis 50 Jahre) verzeichnet werden. In dieser Altersgruppe erhöhte sich die Anzahl der vorgemerkten Arbeitslosen um 690 oder 13 Prozent auf 5991 Personen und stellte somit 58,2 Prozent aller Vorgemerkten dar. Gleichzeitig reduzierte sich die Zahl der offenen Stellen auf 4987 Angebote. Im Vergleich zum Vorjahr sind das um 236 Stellen oder 4,5 Prozent weniger Im Oktober standen 378 offene Lehrstellen 240 Lehrstellensuchenden gegenüber. 66,3 Prozent oder 1098 vorgemerkte Arbeitslose mit einem Berufswunsch im Fremdenverkehr konnten eine Einstellzusage für die kommende Wintersaison vorweisen.

Sorgenkinder des Arbeitsmarktservice sind wie bereits erwähnt die Industrie mit der Herstellung von Waren und die Bauwirtschaft, die aufgrund mehrerer Faktoren, u. a. durch die sogenannte KIM-Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung), eine Talfahrt sondergleichen erlebt. Im Vorjahresvergleich hat sich die Zahl der arbeitslosen Personen, die davor im Bereich Herstellung von Waren gearbeitet hatten, um 11,9 Prozent auf 1686 Personen und im Bauwesen um neun Prozent auf 448 erhöht. „Die Anzahl der Neuzugänge in die Arbeitslosigkeit ist gegenüber dem Vorjahr um 6,6 Prozent angestiegen“, erläutert Bereuter die sich langsam zuspitzende Lage am Arbeitsmarkt im Land.

378 offene Lehrstellen

Auch bei den aktuellen Zahlen zeigt sich, dass eine Ausbildung besser vor den Unbillen des Arbeitsmarktes schützt, denn rund 44 Prozent aller Neuzugänge in die Arbeitslosigkeit haben maximal einen Pflichtschulabschluss. „Unser Ziel ist es, dass möglichst viele Arbeitslose ohne Ausbildungsabschluss einen Lehrabschluss nachholen“, erklärt Bereuter und verspricht: „Wir haben für jede Person mit Interesse an einem Ausbildungsabschluss ein passendes Angebot.“ In diesem Zusammenhang weist das AMS Vorarlberg auch darauf hin, dass für die derzeit 240 Lehrstellendensuchenden 378 offene Lehrstellen offeriert werden – eine, so Bereuter, wirklich sinnvolle Option für das Berufsleben.

Mit 5,7 Prozent liegt Vorarlberg zum Monatsende zwar weiterhin unter dem bundesweiten Durchschnitt von 6,3 Prozent Arbeitslosen, allerdings schnitten bei der Oktoberbilanz nur Kärnten (6,5 Prozent) und Wien (10,3 Prozent) noch schlechter ab. VN-sca

„Wir haben für jede Person mit Interesse an einem Ausbildungsabschluss ein passendes Angebot.“