Hypo hat die Hand auf Chalet N

Markt / 11.12.2023 • 22:12 Uhr
Benko versucht das in den Stiftungen geparkte Vermögen zu sichern. NOGER
Benko versucht das in den Stiftungen geparkte Vermögen zu sichern. NOGER

20 Millionen schwere Pfandrechte, Firmenverschiebungen kurz vor der Insolvenz.

LECH, INNSBRUCK Die Frage „Wem gehört das Chalet N?“ ist nur vermeintlich einfach zu klären. In Lech war immer klar, dass es René Benko gehört. Das stimmt einerseits und andererseits wieder nicht. Denn Zugriff auf Teile des Luxus-Chalets hat die Hypo Vorarlberg mit zwei Pfandrechten über insgesamt 20.410.000 Euro, die am 21. April 2023 im Grundbuch eingetragen wurden. Damit hätten die Vorarlberger Banker zumindest zehn Prozent der rund 200 Millionen Euro, die als Kredit an die Signa geflossen sein sollen, besichert. Von Immobilienexperten wird das Chalet N mit einem Wert von zumindest 40 Millionen Euro beziffert. Das halbe Chalet gehört also der Vorarlberger Landesbank – theoretisch.

Der Dornbirner Wirtschaftsanwalt Wilhelm Klagian, von den VN zu der Belehnung befragt, vermutet, diese sei erfolgt, „um Liquidität zu beschaffen. Das ist grundsätzlich ein üblicher Vorgang, nämlich eine Nachfinanzierung bis zur möglichen Höchstbelehnung, die die Bank akzeptiert.“

Besitzverhältnisse unverändert

Das Chalet N wurde auf den Liegenschaften jener Gesellschaft gebaut, die Benko im Jahr 2011 von Josef und Sonja Muxel erworben hat, der Muxel Berggasthof Schlössle GmbH, inzwischen mit Sitz in Innsbruck, konkret in Benkos Kaufhaus Tyrol. Medien hatten in den letzten Tagen im Zusammenhang mit dem Chalet N über Veränderungen der Besitzverhältnisse berichtet. Dem dürfte allerdings nicht so sein.

Die Muxel Berggasthof Schlössle GmbH steht mit 25 Prozent im Eigentum der Laura Chronos GmbH und zu 75 Prozent im Eigentum der Laura Chloris GmbH. Gesellschafter dieser beiden Gesellschaften ist die „Laura AT 2019 Zwei GmbH“. Doch auch diese Gesellschaft hat eine weitere Alleingesellschafterin: die Laura Privatstiftung. Dringt man weiter ins Firmendickicht vor, wird klar: Das Chalet N stand immer indirekt im Eigentum der Laura Privatstiftung. Mit anderen Worten: Was die Lecher schon immer zu wissen glaubten, lässt sich in Firmenbuch-Recherchen bestätigen: die Luxus-Immobilie ist René Benko selbst zuzuordnen. Jene Muxel Berggasthof Schlössle GmbH, der das Chalet N gehört, spielt allerdings möglicherweise seit wenigen Tagen im Zusammenhang mit anderen Luxus-Immobilien eine maßgebliche neue Rolle. Am 27. November hat laut Firmenbuch die Signa Luxury Collection GmbH (eine Tochter der Signa AT 2020 Vier KG) mit der Muxel Berggasthof Schlössle GmbH einen neuen Gesellschafter erhalten. Dass die Muttergesellschaft, die Signa Holding, nur zwei Tage später in die Insolvenz schlitterte, hat – wie es so schön heißt, mehr als nur ein Gschmäckle, das es zu untersuchen gilt. Es könnten Liegenschaften wie das Hotel Bauer Palazzo Venedig oder das Eden Luxury Resort Gardone über die Lecher Gesellschaft in letzter Sekunde in die Privatstiftung Benkos heimgeführt worden sein. Anwalt Klagian nach Studium der Firmenstruktur: „Am Eigentum des Chalet N änderte sich weder direkt noch indirekt etwas.“ Die Luxus-Immobilie war immer unter direkter Kontrolle der Familie Benko, denn die Stifter sind René Benko und seine Mutter Ingeborg.“ Neu ist, dass die Stifter seit zwei Wochen mit der Muxel Berggasthof Schlössle GmbH auch die Kontrolle über die bis dahin im Eigentum der Signa Luxury Collection GmbH stehenden Liegenschaften in Italien haben dürften. VN-sca, mig

Teil der Luxus-Gruppe, die der Familie besonders am Herzen liegt: Das Eden Luxury Resort Gardone. FA
Teil der Luxus-Gruppe, die der Familie besonders am Herzen liegt: Das Eden Luxury Resort Gardone. FA
Die Luxusherberge Chalet N des strauchelnden Immobilientycoons war immer im Eigentum der Laura Privatstiftung. VN/RP
Die Luxusherberge Chalet N des strauchelnden Immobilientycoons war immer im Eigentum der Laura Privatstiftung. VN/RP