Ein neues Zuhause gefunden

Markt / 22.12.2023 • 20:33 Uhr
Nasehulla Zahir gefällt die Lehre als Elektriker sehr, er möchte den Beruf weiter ausüben.VN/PEM
Nasehulla Zahir gefällt die Lehre als Elektriker sehr, er möchte den Beruf weiter ausüben.VN/PEM

Nasehulla Zahir ist aus Afghanistan geflüchtet und schlägt nun Wurzeln in Vorarlberg.

Dornbirn Momentan sind zehn minderjährige Geflüchtete im betreuten Außenwohnen des SOS-Kinderdorfs untergebracht. Nasehullah Zahir ist einer von ihnen. Mit 15 Jahren ist er aus Afghanistan geflüchtet. Den Grund dafür darf er aus Sicherheitsgründen nicht verraten. „Ich bin über fast neun Länder hierher gekommen. Die Reise hat über ein Jahr gedauert“, erzählt er. Vier Monate war er in der Türkei. Dreimal hat er versucht, über die bulgarische Grenze zu kommen – vergebens. „Das war nicht möglich. Die Polizei dort ist ziemlich brutal vorgegangen. Sie haben mich mehrmals geschlagen.“ Schließlich ist er über Griechenland nach Mazedonien und weiter nach Serbien, bis er von Ungarn nach Österreich fliehen konnte. „Das war wirklich schwer. Wir hatten kein Essen und mussten uns immer in den Bergen aufhalten“, schildert Zahir. Bei sich hatte er nur eine Tasche mit zwei Jeanshosen und ein paar T-Shirts.

Als er die österreichischen Polizisten sah, rannte er weg. „Ich hatte große Angst wegen der Erfahrungen, die ich gemacht habe. Sie haben mich aber eingeholt und gesagt, dass ich keinen Grund habe mich zu fürchten.“

Angekommen

Der jetzt 19-Jährige ist nach Vorarlberg gekommen, weil er erfahren hat, dass sein älterer Bruder hier ist. „Wir haben uns davor fast sieben Jahre nicht gesehen“, sagt er. Für ihn stand fest: Er möchte hierbleiben und vorankommen. „Ich wollte unbedingt zur Schule gehen. Man hat mir aber gesagt, dass ich nicht mehr schulpflichtig bin.“ Nachdem er den Direktor der Mittelschule Dornbirn überzeugt hatte, hat er den Pflichtschulabschluss gemacht. „Die Lehrer waren sehr freundlich. Mit manchen habe ich heute noch Kontakt. Frau Walter war einfach die Beste. Sie hat mich immer unterstützt, ich verdanke ihr sehr viel“, sagt er lächelnd. Mittlerweile befindet er sich im ersten Ausbildungsjahr zum Elektriker. 

Stets wird Zahir von der Sozialpädagogin Sabine Flatz betreut. „Jeder hat einen primären Betreuer. So kann eine Beziehung und Vertrauen entstehen. Den Jugendlichen fällt es dann leichter, über ihre Probleme und Sorgen zu sprechen“, sagt Flatz. Sie besucht Zahir ein Mal in der Woche und versucht ihn überall zu unterstützen. „Nasehulla entwickelt sich sehr gut. Ich bereite ihm auf das eigenständige Leben vor. Sei es Haushaltsführung oder die Finanzen“, erzählt sie. Denn er darf nur bis zu seinem 21. Lebensjahr beim betreuten Außenwohnen des SOS-Kinderdorfs bleiben.

Festliche Tage

Vor ein paar Tagen hat Nasehulla Zahir gemeinsam mit Sabine Flatz und anderen Betreuern sowie Jugendlichen der Organisation ein Weihnachtsfest gefeiert. „Wir haben gemeinsam gegessen und haben Geschenke bekommen“, sagt er. Für ihn ist das nichts Neues: „Seit ich hier bin, also seit vier Jahren, feiere ich Weihnachten.“ Für ihn ist es inzwischen selbstverständlich. „Ich akzeptiere und mag alle Religionen. Das ist mir wichtig, vor allem wenn ich hier lebe“, fügt er hinzu. Der 19-Jährige ist glücklich darüber, seine Wurzeln in Vorarlberg schlagen zu können. VN-PEM