Was Familie Kessler in Hirschegg mit Künstlicher Intelligenz vorhat

Vorzeige-Bio-Hotel prüft Möglichkeiten mit KI Gästen Gutes zu tun und Mitarbeiter zu entlasten.
Hirschegg Seit über 500 Jahren ist das Naturhotel Chesa Valisa ein Ort der gelebten Gastlichkeit, seit dem Jahr 2002 ein Leuchtturm der Vorarlberger Architektur im Kleinwalsertal und seit 2007 das erste Bio-Hotel in Vorarlberg. Sollte es bald auch das erste Hotel im Land werden, das die Künstliche Intelligenz nutzen wird? Genau das planen die jungen Gastgeber Magdalena und David Kessler, die das Hotel, das ihre Eltern Sieglinde und Klaus Kessler von der Pension Schuster zum Biohotel Chesa Valisa transformierten, in der mittlerweile 14. Generation in die Zukunft führen.

Sie haben einen Betrieb übernommen, der mit dieser eher prosaischen Bezeichnung nichts zu tun hat. Das Haus ist ein Refugium, in dem das Angebot für die Gäste mit den inzwischen mehreren Gebäuden und wiederholten Erweiterungen korrespondiert. Für die ist seit dem Umbau zu Beginn der 2000er- Jahre Architekt Hermann Kaufmann verantwortlich, der auch den nächsten schon geplanten Schritt des Naturressorts begleiten wird, wie Magdalena Kessler im Gespräch mit den VN berichtet.
Auf neuen Wegen geschritten
Vater Klaus Kessler hat für den neuen Weg, der zu Anfang im Tal für Skepsis sorgte, die Grundlage geschaffen. Er hat für das bis dahin für Ausländer geschlossene Königreich das Tourismuskonzept entscheidend mitentwickelt und seine Schlüsse für die eigene Tätigkeit als Gastgeber daraus abgeleitet. Ihren Weg sind Sieglinde und Klaus dann konsequent gegangen und sie konnten ihre Begeisterung für das Gastgeben und ihren Zugang dazu an zwei ihrer vier Kinder weitergeben.

Nun ist es an Magdalena und David, nicht die Asche anzubeten, sondern das Feuer weiterzugeben. Ein Weg dies zu tun, ist die Künstliche Intelligenz, auch wenn man gerade Bio und Natur nicht unbedingt in diesem Zusammenhang sieht. Und eines ist gewiss: Mit KI ist nicht etwa der niedliche Roboter gemeint, der neuerdings in Restaurants fehlendes Personal ersetzt, erklärt Magdalena Kessler. Auch nicht eine digitale Stimme am Telefon oder als Check-in-Automat.
KI, wo sie Sinn macht
„Die KI soll unseren Mitarbeitern und uns Arbeit abnehmen und einen echten Mehrwert bringen. Wir besprechen das auch regelmäßig in unserem Team und setzen die KI nur ein, wo es Sinn macht, wo es die Mitarbeiter unterstützt”, so Kessler zum Einsatz des digitalen Helfers. „Künstliche Intelligenz ist gut, wenn es der Gast nicht weiß”, sagt die gelernte Hotelmanagerin, die im Chesa Valisa auch für das Marketing zuständig ist, doch sie weiß auch, „dass KI das nächste große Ding nach dem Internet ist”.

Digitale Präsenz ist ihr wichtig, um Gäste und neue Zielgruppen anzusprechen: Die Homepage und der Instagram-Kanal haben mit der Generation, die jetzt rund 30 Jahre alt ist, eine komplett neue Gästeschicht gebracht. Eine Schicht, die vor allem eines lernt, ist sie erst einmal im Naturhotel angekommen: Digital Detox, also digitale Entgiftung, gehört zum Konzept. „Wir haben die Fernseher in den Zimmern abgehängt und machen mit der Beschriftung Fernsehen auf die Aussicht aufmerksam. Nur ein Angebot an die Gäste im Naturhotel, das auch zu den besten Spa-Hotels zählt und erst vor Kurzem vom RelaxGuide als bestes Yoga-Hotel Österreichs ausgezeichnet wurde. „Wir haben sieben Yogalehrer, die die unterschiedlichen Arten des Yoga unterrichten. Da kann jeder Gast für sich die richtige finden”, erklärt Magdalena Kessler das Angebot, das außerdem Ayurveda, Sauna und Alpine Wellness umfasst.
Regional und biologisch
Und als Biohotel, das die Coronazeit genutzt hat, um für die Mitarbeiter Wohnungen zu errichten, „die so schön sind wie unsere Zimmer”, ist alles klimaneutral durchgetaktet. Der Pool ist nachhaltig, Solarenergie selbstverständlich – gebaut wird beim nächsten Projekt und bei den vergangenen Erweiterungen des Stammhauses mit Handwerkern aus der Region, also Walsertal und Allgäu und Vorarlberg – vom Lehmbauer Martin Rauch bis zum Leuchtenproduzenten Georg Bechter. „Alles, was angeboten wird, ist bio und klimaneutral”, kann sie mit gutem Gewissen berichten. „Eine Aufgabe an jede Abteilung” ist diese Vorgabe. Für die Gastronomie, die vom Gault Millau als „Entdeckung des Jahres 2023″ bezeichnet wurde, werden nur regionale Lebensmittel von 23 Lieferanten verwendet, das Fleisch kommt von Bauern im Tal.
Aber zurück zur KI: Noch sind die Geschwister Kessler auf der Suche nach der richtigen Software, nach dem richtigen Partner. Übers Knie brechen werden sie die Investition nicht. „Wir haben Zeit zu vergleichen, in einem Jahr lichtet sich der Nebel”, ist sie sicher. Sowohl jetzt, in der Entwicklungsphase passender Software, als auch in Zukunft setzen die Kesslers auf eine nachhaltige Partnerschaft. Es wäre auch verwunderlich, wenn es anders wäre.