“Nachhaltigkeit muss profitabel sein”

Markt / 22.02.2024 • 18:25 Uhr
Gespräch Prof. Dr. Oliver Gassmann
Prof. Dr. Oliver Gassmann von der Universität St. Gallen ist überzeugt, dass eine nachhaltigere Welt nur gemeinsam von und mit allen gelingen kann.” Bei der TUN-Veranstaltung erklärte er den Mitgliedern, wie das funktionieren kann.VN/Paulitsch

Experte: “Alle müssen von nachhaltigen Maßnahmen profitieren”.

Bregenz Prof. Dr. Oliver Gassmann ist Leiter des Institute for Technology Management der Universität St. Gallen und beschäftigt sich in seiner Forschung mit den Erfolgsfaktoren von Geschäftsmodell-Innovation, insbesondere mit globalen Innovationsprozessen und Technology Management. Er zählt zu den Top 45 der herausragendsten Wissenschaftlern weltweit und ist einer der meistzitierten Forscher im Bereich Management. Am Donnerstag war Gassmann auf Einladung des Vereins TUN, einem Verein von 22 Mitgliedsunternehmen aus Vorarlberg, die sich gemeinsam für die Entwicklung und Umsetzung innovativer Lösungen zum Klimaschutz engagieren, zu Gast, um unter dem Titel “Win-Win-Win” Geschäftsmodelle für Sustainability, also Nachhaltigkeit, und ihre Vorteile vorzustellen.

Gespräch Prof. Dr. Oliver Gassmann
Prof. Dr. Oliver Gassmann im Gespräch mit den VN: “Nicht überall, wo Grün draufsteht, ist auch Grün drin”. VN/Paulitsch

Eine einfache Aufgabe ist es nicht, wie Gassmann im Gespräch mit den VN betont, doch klar ist auch, dass kein Weg an einer nachhaltigen Wirtschaft vorbeiführt. “Alle reden grün, und keiner tut was”, so der Professor. Es reiche nicht, Non-Profit-Organisationen zu unterstützen, “der große Impact gelingt nur mit den großen Firmen”. Win-win-win bedeute auch, dass der Kunden einen Mehrwert bekomme, nicht unbedingt monetär, er könne auch im Kopf stattfinden. “Nachhaltigkeit muss profitabel sein, damit sich was ändert”. Vereinigungen wie TUN seien ein wichtiger Bestandteil, weil sie auf dieses Ziel hinarbeiten. Sein Tipp: “Denke groß, starte klein und versuche möglichst günstig zu scheitern.” Wichtig sei, dass wir schneller lernen, als sich die Umgebung ändert, so der Technology und Nachhaltigkeitsexperte. Dazu brauche es die gesamte Wertschöpfungskette und vernünftige Maßnahmen.

Gutes Beispiel Kalifornien

Ein Beispiel für gut gemeint, aber womöglich nicht gut getroffen seien für ihn Brillen, die aus recycelten Fangnetzen von der Nordseeküste erzeugt werden. “Wenn man die dafür durch ganz Europa transportiert und verarbeitet, wäre es besser, wir werfen sie in Hamburg in die Verbrennungsanlage wirft”. Nicht überall, wo Grün draufstehe, ist auch grün drin”, schaut er kritisch auf die Sustainability-Aktivitäten.

Zur Wirtschaft: Sie muss nicht nur nachhaltig sein, wichtig sei, dass sie sich gut entwickeln könne. Dass dieses Modell funktioniere, zeige sich am Beispiel Kalifornien, das schon vor Jahren mit strengen Maßnahmen den Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft eingeschlagen habe. “Es sind zwar einige gegangen, aber viele neue Branchen und Unternehmen sind zugewandert.” Gassmann setzt für die Zukunft auf PPP: “Profit, People, Planet” und das langfristig: “Wir denken aber nicht langfristig, derzeit wird das Klimathema von den großen gesellschaftspolitischen Herausforderungen verdrängt”, obwohl das Klimathema drängend sei und wir viele negative Folgen zu spüren bekommen werden.

Umfrage: Was tut Ihr Unternehmen für eine nachhaltige Wirtschaft?

Gespräch Prof. Dr. Oliver Gassmann

Brot ist wertvoll, deshalb sind wir bestrebt, dass es verwertet wird. Was übrig bleibt, geben wir an Tischlein deck dich, an “To good to go”, ans Kinderdorf. Wir klären Kunden über die Verwertung auf. In der Firma haben wir z. B. Elektroautos, PV und eine CO2-Anlage zur Wärmerückgewinnung. Florian Haag, Bäckerei Mangold

Gespräch Prof. Dr. Oliver Gassmann

Wir haben vor 25 Jahren mit Fairtrade begonnen und damit die Spur gelegt. Wir optimieren alle Bereiche, von der Verpackung bis zu den Prozessen. Wichtig ist, dass die Geschäftsführung dahintersteht. Wir haben auch ein Team aufgebaut, dass unsere Aktivitäten initiert und auch begleitet. Marie-Luise Dietrich, Pfanner Holding

Gespräch Prof. Dr. Oliver Gassmann

Als Versicherung haben wir gute Möglichkeiten in Sachen Nachhaltigkeit und auch die Pflicht, etwas zu tun. Aufgrund der Kapitalstärke können wir Gelder nachhaltig investieren. Wir hinterfragen bei Schäden auch, ob es nicht besser ist zu reparieren statt zu ersetzen. Nur einige von vielen Maßnahmen. Robert Sturn, VLV

Tun Green Deal Vorarlberg

Die Klimabewegung der Vorarlberger Unternehmen

Der Verein ist ein Zusammenschluss von 22 Mitgliedsunternehmen aus Vorarlberg, die sich gemeinsam für die Entwicklung und Umsetzung innovativer Lösungen zum Klimaschutz engagieren. Der Verein verfolgt das Ziel, den Herausforderungen des Klimawandels wirkungsvoll entgegenzutreten, Chancen zu nützen und einen aktiven Wissensaustausch zu fördern.

„Unsere Vision ist es, eine aktive, inspirierende und gemeinschaftliche Umgebung zu schaffen, in der unsere Mitglieder Lösungen zum Klimaschutz entwickeln und damit die Zukunft ihrer Unternehmen und des Standortes aktiv gestalten und verbessern können“,  fasst Vereinspräsident Hubert Rhomberg die Vision des Vereins TUN.GreenDeal zusammen. Damit soll an dem Konzept, das an den European Green Deal anknüpft und die Reduktion der Netto-Emissionen von Treibhausgasen auf null vorsieht, festgehalten und gleichzeitig die Strategie zur Umsetzung auf Ebene der Unternehmen weiter geschärft werden.

Die Mitglieder

▪ 11er Nahrungsmittel GmbH
▪ AAT Abwasser- und Abfalltechnik GmbH
▪ ALPLA Werke Alwin Lehner GmbH & Co KG
▪ Julius Blum GmbH
▪ Gebrüder Weiss GmbH
▪ Getzner, Mutter & Cie. Gesellschaft m.b.H. & Co. KG

▪ Haberkorn GmbH
▪ illwerke vkw AG
▪ IMA Schelling Group GmbH
▪ Inhaus Handels GmbH
▪ Bäckerei Mangold GmbH
▪ MAWERA GmbH
▪ Hermann Pfanner Getränke GmbH
▪ RAUCH Fruchtsäfte GmbH & Co OG
▪ Rhomberg Bau GmbH
▪ Ganahl Aktiengesellschaft
▪ Schwärzler Hotel Management Anstalt
▪ Sutterlüty Handels GmbH
▪ Tomaselli Gabriel Bau GmbH
▪ Vorarlberger Landes-Versicherung V.a.G.
▪ Vorarlberger Sparkassen
▪ Wirtschaftskammer Vorarlberg