Zu wenig Arbeitskräfte: Immer mehr wollen Teilzeit arbeiten

Markt / 01.04.2024 • 16:00 Uhr
ABD0011_20230713 – WIEN – …STERREICH: ++ THEMENBILD ++ Illustration zu den Themen Arbeitslosigkeit / ArbeitslosenunterstŸtzung / Arbeit / Wirtschaft / AMS. Im Bild: Anmeldung an einem Arbeitsmarktservice (AMS) Terminal; aufgenommen am Montag, 10. Juli 2023, in Wien. (Gestellte Szene!). – FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH
Der Druck am Arbeitsmarkt steigt in Österreich weiter. Das AMS versucht dem mit Qualifizierungsangeboten entgegenzuwirken. Aber es braucht weitere Maßnahmen. APA/HOCHMUTH

Teilzeitbeschäftigung steigt in Österreich und Vorarlberg weiter. Wie das auf den Wirtschaftsstandort wirkt und wie Vollzeitbeschäftigung angekurbelt werden kann.

Wien, Schwarzach 175.000 Menschen sind in Vorarlberg derzeit unselbstständig beschäftigt, knapp über 10.000 sind arbeitslos. Sofort verfügbar waren am 1. März – die neuen Arbeitsmarktzahlen werden erst heute, Dienstag, bekannt gegeben – 4803 Stellen. Trotz einer Beschäftigung auf Höchstniveau und weiteren offenen Stellen leidet Österreich und damit auch Vorarlberg unter dem höchsten Arbeitskräftemangel in Europa. Laut Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, sind in Österreich 4,7 Prozent der Arbeitsplätze nicht besetzt, im EU-Durchschnitt sind es nur 2,7 Prozent. Das bremst selbstredend auch das Wirtschaftswachstum Österreichs, zumal der Arbeitskräftemangel steigt, wie demografische Daten zeigen.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Infogram angezeigt.


Sozialsystem unter Druck

„Damit steigt der Druck weiter“, so der Ökonom und Finanzmathematiker Dénes Kucera vom wirtschaftsliberalen Thinktank Agenda Austria im Gespräch mit den VN. Der Druck nämlich nicht nur für den Wirtschaftsstandort Österreich im internationalen Wettbewerb, sondern auch „der Druck für das Sozialsystem“, das sich deshalb auf „schwierige Zeiten“ vorbereiten müsse. Kucera hat für die aktuellen Zahlen zum Arbeitsmarkt Daten der Statistik Austria und von Wirtschaftsforschungsinstituten ausgewertet.

Zu wenig Arbeitskräfte: Immer mehr wollen Teilzeit arbeiten
Agenda Austria-Ökonom Dénes Kucera hat die Zahlen zum österreichischen Arbeitsmarkt, die die Alarmglocken schrillen lassen. AA

Bereits seit Jahren steigen die Zahlen in Österreich bei der Teilzeitbeschäftigung. Jede zweite Frau ist in Teilzeit, aber auch 13,4 Prozent der männlichen Arbeitnehmer sind in Teilzeitjobs. Tendenz steigend. Von den derzeit Vollzeit beschäftigten Männern würden gerne 19,9 Prozent weniger arbeiten, von den Vollzeit beschäftigten Frauen sind es 25,12 Prozent, die ihre Arbeitszeit gerne reduzieren würden. Von arbeitslosen Männern sind 16,67 Prozent auf der Suche nach einem Teilzeitjob, von den arbeitslosen Frauen 51,65 Prozent.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Infogram angezeigt.

Zu wenig Arbeitskräfte

Ganz anders die Präferenzen der Arbeitgeber: Betrachtet man die offenen Stellen, dann werden 81,4 Prozent als Vollzeitarbeitsplätze angeboten. Für Kucera ist klar, dass die Bedingungen geändert werden müssen, will man die Motivation zur Vollzeitarbeit wenigstens teilweise beheben. „Man muss Anreize setzen, damit Leute in der Vollzeit bleiben“, sagt er in Richtung Staat – auch für Menschen, die aufstocken wollen, müsse das gelten. Vorstellbar sei eine Entlastung gerade bei Menschen, die mittlere Einkommen beziehen. „Wer aufstocken will, zahlt derzeit nämlich drauf“, so der Ökonom, da könne die Regierung durchaus was ändern. Und um Frauen für mehr Arbeitsstunden zu gewinnen, müsse die Kinderbetreuung deutlich verbessert werden.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Infogram angezeigt.

Schließlich sei auch ein höheres Pensionsantrittsalter dringend notwendig. Denn mit der derzeitigen Regelung könne man erstens die Beschäftigung nicht erhöhen und zweitens laufe Österreich in eine Schuldenfalle. Nur aufgrund der Pensionsverpflichtungen, zitiert er eine WIFO-Untersuchung, sei ohne Änderung des Pensionsantrittsalter mit einer Steigerung der Staatsschuldenquote von jetzt 80 Prozent auf 120 Prozent zu rechnen. Es sei ganz einfach: „Wenn wir länger leben, müssen wir auch mehr arbeiten“, so Kucera. Weitere Mittel, um Arbeitskräfte zu mobilisieren, sei die Beschäftigung und Ausbildung von Asylsuchenden und – berechtigten, auch aus der Ukraine, die Reform der Bildungskarenz, die derzeit diskutiert wird, oder auch ein degressives Arbeitslosengeld, so der Ökonom.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Infogram angezeigt.