Banker versprechen: “Im zweiten Halbjahr geht es aufwärts”

Bank-Austria Firmenkunden-Vorstand Hengl glaubt an langsame Konjunkturerholung.
Schwarzach Auf Regen folgt Sonnenschein. Nicht umsonst wird die Konjunktur gerne im Wetterberichts-Jargon kommentiert. Denn auch in der Wirtschaft folgt unweigerlich nach dem Tief ein Hoch (und natürlich umgekehrt). Dieter Hengl, Vorstand des Bereichs Corporates der UniCredit Bank Austria, rechnet jedenfalls mit einer leichten Aufhellung der wirtschaftlichen Lage in der zweiten Jahreshälfte, “im zweiten Halbjahr sehen wir positiven Rückenwind.” Dabei beruft er sich auf die Analyse der Bank-Austria-Ökonomen und die Gespräche, die er dieser Tage mit großen Kunden aus der Vorarlberger Industrie vor Ort geführt hat.

Größter Rückgang
Wie berichtet wurde die Vorarlberger Wirtschaft vom internationalen Abschwung besonders getroffen – 2,6 Prozent beträgt der voraussichtliche Rückgang der Wirtschaftsleistung im Jahr 2023 – das bedeutete für den Exportweltmeister am Bodensee den letzten Platz im Bundesländerranking. Genau am Export liegt es aber auch, dass Vorarlbergs Wirtschaft im vergangenen Jahr und nach wie vor im Vergleich mit anderen Bundesländern besonders schwächelt, wie Hengl im Gespräch mit den VN hervorstreicht. “Trotz steigender Preise für ihre Produkte sind die Warenausfuhren im Gesamtjahr 2023 voraussichtlich auf 13,6 Milliarden Euro leicht gesunken”, informiert auch Direktor Claus Jeschko, der das Firmenkundengeschäft der Bank Austria in Vorarlberg verantwortet. Doch die Anzeichen mehren sich, dass der Wendepunkt erreicht sei, so der Banker, von nun an könne es nach oben gehen. Er rechnet mit einem Wachstum von 0,1 Prozent in Vorarlberg und 1,3 Prozent im nächsten Jahr. Und darauf baut seine Zuversicht: Durch die erfolgte Zinssenkung und die Erwartung weiterer Zinssenkungen helle sich die Stimmung auf, auch der Rückgang der Inflation sorge für Entspannung, schließlich sei das Konsumklima besser geworden durch die hohen KV-Abschlüsse, das erhöhe auch die Kaufkraft und Konsumlust. Auch erfreulich: Die von vielen Firmen ob der Lieferengpässe aufgebauten Lager seien langsam wieder abgebaut.
Herausforderungen für Firmen
Allerdings treibe das auch die Produktionskosten der Unternehmen in die Höhe, was im globalen Wettbewerb nicht unbedingt positiv sei. Die Hände in den Schoß legen und des Aufschwungs harren, ist nicht: denn die vergangenen Jahre haben die Wirtschaft kräftig durchgeschüttelt. Die erfolgsverwöhnte österreichische Exportwirtschaft muss sich darauf einstellen. So sind die Lohnstückkosten im Land und in Europa im Vergleich mit anderen Regionen zu hoch, die Wettbewerbsfähigkeit leidet.
Nachteile ausgleichen
Durch die Nutzung von KI bzw. weiterer digitaler Helfer bestehe die Möglichkeit, Nachteile durch die hohen Energiekosten, Lieferengpässe und hohe Lohnkosten auszugleichen, sagt Hengl und leitet über zu den Investitionen der Bank Austria in ihre digitalen Services – etwa für die Auswertung von Bilanzen – die Fachleute, die bisher in diesen Services gebunden waren, nun freispielen, um die Kunden noch intensiver betreuen zu können.

Zum Beispiel für den Ausbau des eigenen digitalen Angebots. Etwa bei der Beratung zur Einhaltung bzw. Erreichung der ESG-Vorschriften der EU (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung), die existenziell für die Wirtschaft sind. “Bei großen Unternehmen wird das bereits umgesetzt, aber auch der unternehmerische Mittelstand und die kleinen Unternehmen sind früher oder später davon betroffen und müssen handeln”, so BA-Landesdirektor Jeschko, der informiert, dass die Umsetzung der Regeln schon jetzt die Finanzplanung wesentlich beeinflussen.