Wo nächste Woche 2350 junge Vorarlberger ihre Karriere starten

Markt / 26.08.2024 • 14:47 Uhr
Peter Dach Lehrlinge 2024
Berufsnachwuchsvon Peter Dach in Götzis vor dem Start: Benedikt Wolf aus Dornbirn macht die Lehre als Spengler, Fabian Seewald aus Götzis, Philipp Berger aus Fraxern sowie Manuel Böckle aus Muntlix jeweils die Doppellehre Dachdecker und Spengler. FA

Nächster Jahrgang startet in die Ausbildung: Wieso die Zahlen in der beruflichen Lehre in Vorarlberg leicht zurückgehen. Und wo Jugendliche jetzt noch eine Lehrstelle bekommen.

Feldkirch, Götzis, Wien Vorarlberg ist die Hochburg der dualen Ausbildung, auch ab nächstem Montag, 2. September, werden wieder tausenden Burschen und Mädchen ihren ersten Arbeits- bzw. Ausbildungstag erleben. Als in anderen Bundesländern die Zahlen für die Lehre stetig zurückging, entschieden sich im Land trotzdem über die Hälfte der Jugendlichen für eine Lehre. Das ist noch immer so, doch auch in Vorarlberg nimmt die Zahl der Lehrlinge ebenso ab wie die Zahl der Ausbildungsbetriebe.

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Derzeit haben 2350 Jugendliche ihren Lehrvertrag in der Tasche und starten in das Abenteuer Berufsleben. Vier, die sich definitiv auf ihre Ausbildung freuen, sind Benedikt Wolf, Fabian Seewald, Manuel Böckle und Philipp Berger, die bei Peter Dach ihre Lehren als Spengler bzw. Spengler/Dachdecker beginnen. Zu den 2350 Jugendlichen, die eine Lehrstelle antreten, „kommen definitiv weitere Lehrlinge dazu“, weiß aus Erfahrung der Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg, Christoph Jenny, der über viele Jahre die Lehrlingsstelle leitete.

WKV-Direktor Christoph Jenny: „Vorarlberg ist Land der Lehre“.  FA
WKV-Direktor Christoph Jenny: „Vorarlberg ist Land der Lehre“.  FA

Dass weniger Betriebe ausbilden, bestätigt er im Gespräch mit den VN. Das liege aber weniger daran, dass die Firmen nicht ausbilden wollen, sondern daran, dass die Demografie Tribut fordert – es gibt schlicht und einfach weniger Jugendliche. Der Geburtenrückgang ist ein Problem, das auch weiterbildende Schulen Kopfzerbrechen macht. „Es sind vor allem kleinere Betriebe, die derzeit nicht ausbilden“, präzisiert Jenny, „die haben einfach keinen Lehrling gefunden.“ Das bestätigt auch AMS-Geschäftsführer Bernhard Bereuter auf VN-Anfrage. Wie Jenny beurteilt Bereuter aber den Lehrstellenmarkt im Land als stabil: „Die Betriebe würden gerne mehr Lehrlinge aufnehmen, denn der Lehrstellenmarkt im Land ist nach wie vor sehr gut.”

791 offene Lehrstellen

Auch, dass die Zahl der Jugendlichen, die heuer eine Lehre beginnen noch steigt, ist indes nicht dem Bauchgefühl des WKV-Direktors geschuldet: Derzeit sind beim Arbeitsmarktservice Vorarlberg 381 sofort verfügbare Lehrstellensuchende vorgemerkt – 130 von ihnen haben eine Einstellzusage für die kommenden Wochen. Dem gegenüber stehen 791 offene Lehrstellen, die in den nächsten Wochen besetzt werden können, so Rene Schneider vom AMS.  Die meisten offenen Lehrstellen gab es im Juli im Einzelhandel (78 offene Lehrstellen), als Restaurantfachfrau- bzw. -mann (69), als Koch oder Köchin (58) sowie als Metalltechniker (39).

Ziel im Ausbildungszentrum Hohenems ist es, dass die Jugendlichen während der Ausbildungszeit in ein Unternehmen wechseln.  AZV
Ziel im Ausbildungszentrum Vorarlberg (Bild: Hohenems) ist es, dass die Jugendlichen während der Ausbildungszeit in ein Unternehmen wechseln.  AZV

„Wir versuchen auch Jugendliche, die aus verschiedenen Gründen keine Lehre antreten können, durch die Ausbildung in den Vorarlberger Ausbildungszentren fit zu machen, um nach einem Jahr oder eineinhalb Jahren in eine betriebliche Ausbildung einsteigen zu können“, informiert Bereuter und weist darauf hin, dass man alle Potenziale nutzen müsse, denn der Mangel an Fachkräften werde nicht abnehmen.

AMS-Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter bei Vorarlberg LIVE.
AMS-Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter: “Der Lehrstellenmarkt im Land ist nach wie vor sehr gut.” VN

Mit Ende des Jahres 2023 waren in Vorarlberg 6664 Lehrlinge in einem aufrechten Lehrverhältnis, nach wie vor eine Höchstmarke im Bundesländervergleich, wie die kürzlich von Wirtschaftsminister Martin Kocher präsentierten Zahlen zeigten. Insgesamt haben sich damit 48,78 Prozent der Jugendlichen für eine Lehre entschieden. Österreich sind es 39 Prozent der Jugendlichen.