Markus Comploj: “In den Gemeindestuben braucht es mehr Wirtschaftsaffinität”

Markt / 21.03.2025 • 10:22 Uhr
Markus Comploj
Markus Comploj ist CEO von Getzner, Mutter & Cie. und Sprecher der Vorarlberger Industrie. FA

Die VN fragen den Unternehmer und Sprecher der Vorarlberger Industrie, Markus Comploj: Drei Fragen, drei Antworten zur Vorarlberger Gemeindepolitik und ihr Verhältnis zur Wirtschaft.

Vorarlbergs Gemeinden haben gewählt – was erwarten Sie sich von den Gemeinden für die Wirtschaft?

So wie die Wirtschaft kooperiert, sollten das auch Gemeinden tun. Viele interne Dienstleistungen können gemeinsam sinnvoller gelöst werden. Komplexe Rechtsfragen sind ebenso besser durch Profis für mehrere Gemeinden zu beantworten. Die regionalen Wirtschaftsgemeinschaften im Walgau und den Hofsteiggemeinden zeigen auf, wie es gehen kann. Auch im Bereich Lebens- und Wirtschaftsraum bietet sich eine übergeordnete Raumplanung an. Interkommunale Zusammenarbeiten sollten in verschiedensten Bereichen verstärkt angedacht werden. 

Unternehmen sind wichtige Steuerzahler in den Gemeinden – wie funktioniert die Zusammenarbeit auf dieser Ebene?

Die Zusammenarbeit ist grundsätzlich gut – gemeinsam werden wir die nicht einfache Zeit gut meistern, da bin ich mir völlig sicher! Dennoch braucht es in den Gemeindestuben mehr Wirtschaftsaffinität und damit ein klareres Bewusstsein, wieviel Einnahmen durch Kommunalsteuer in die Gemeindekasse gespült werden. Es braucht auch ein gutes und strukturiertes Zusammenspiel zwischen den Wirtschaftsgemeinschaften und dem Gemeindeamt.

Zur Bundesregierung: Der neue Wirtschaftsminister will die Abwanderung der Industrie stoppen – was müssen die ersten Maßnahmen sein?

Ein Bekenntnis der Regierung zum Industriestandort Österreich ist gut, noch besser sind konkrete Maßnahmen: Die Lohnzusatzkosten müssen endlich reduziert werden und die Energiepreise gehören für die Industrie, die im internationalen Wettbewerb steht, gedeckelt! Auf der EU-Ebene, die noch wichtiger ist, sind deutlich mutigere Schritte erforderlich. So sollte beispielsweise der ETS, der CO2-Handel, der aus der Zeit gefallen ist, ausgesetzt und zumindest die Gratiszertifikate verlängert werden.