Vorarlberg Milch: “Eine Chance, die wir nützen müssen”

Vorarlberg Milch – nach dem Beschluss für die Zusammenarbeit mit NÖM wird nun Strategie und Struktur neu ausgerichtet. Rechenschaftsbericht: Im vergangenen Jahr hat Vorarlberg Milch 56 Millionen Euro Umsatz gemacht.
Feldkirch Rund drei Stunden dauerte die Generalversammlung der Genossenschaft Vorarlberg Milch. Der Fragen gab es viele, denn nach so vielen Jahren als eigenständiges und durchaus erfolgreiches Unternehmen war auch zu klären, wie es denn nun in der neuen Konstellation weitergehen wird. Dass Vorarlberg das Käsekompetenzzentrum im Konzern wird, liegt auf der Hand. Gerade erzielten die Feldkircher beim World Cheese Award in Portugal unter den 4.200 eingereichten Käsesorten aus 40 Ländern vier Gold-, zwei Silber- und drei Bronze-Awards.
Investitionen in den Standort
“Wir planen weitere Investitionen in die Molkerei und die Produktionsinfrastruktur und werden insgesamt die Milchverarbeitungsmenge der Vorarlberg Milch in den nächsten Jahren deutlich erhöhen”, umreißt NÖM-Vorstand Josef Simon die wirtschaftlichen Ziele. Dabei kann die Vorarlberg Milch auf eine gut geölte Vertriebs- und Vermarktungsstruktur zurückgreifen, die ihr bislang fehlte. “Wir sind zu klein, um uns mit den Großen der Branche um den Platz in den Supermärkten zu matchen, für den Feinkosthandel aber wiederum zu groß”, verdeutlicht der Vorstandsvorsitzende der Vorarlberg Milch, Norbert Sieber, die Situation.

Natürlich müsse man sich auch in Feldkirch auf die Hinterbeine stellen und die Chancen nützen, die sich jetzt auftun, sieht Sieber auch Handlungsbedarf vor Ort. Die wichtigste Forderung der Genossenschafter ist aber jetzt schon erfüllt. “Über all die letzten Jahre wurde über ein besseres Milchgeld diskutiert, das gibt es jetzt”, sagt er im Gespräch mit den VN. Wichtig sei auch, dass Geschäftsführer Raimund Wachter, der das Unternehmen nach 27 Jahren als Chef verlassen wird, für einen geordneten und erfolgreichen Abschluss der Transaktion und des Strategieprozesses, den er maßgeblich mitgetragen und gestaltet hat, in den nächsten Monaten noch erhalten bleibt. Das bestätigt Wachter auch gegenüber den VN. “Dass die Abstimmung mit diesem Ergebnis ausgegangen ist, bestätigt unsere und meine Arbeit im Vorfeld. Ich bin überzeugt, dass damit der richtige Weg für die Zukunft eingeschlagen wird.” Wenn alles aufgegleist sei, sei nun der Zeitpunkt, um sich neuen Lebensbereichen zu widmen, so Wachter, der mit seiner Ankündigung seines Rückzugs bis nach der Versammlung zuwartete, um nicht unnötig für Unruhe zu sorgen.
Realität ist eine andere
Ein prominenter Genossenschafter ist auch Agrar-Landesrat Christian Gantner, der am Montag ebenfalls seine Stimme abgegeben hat. “Natürlich wäre es uns allen lieber gewesen, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine eigenständige Fortführung ermöglicht hätten. Aber die Realität am europäischen Milchmarkt ist eine andere. Das spüren alle Milchverarbeiter. Die Zusammenarbeit stärkt unsere Käsekompetenz und eröffnet neue Vermarktungskanäle. Sie schafft dadurch aber auch gleichzeitig die Basis, einen attraktiven Milchpreis für unsere Bäuerinnen und Bauern zu bezahlen”, so der Politiker.

Neben dem beherrschenden Thema NÖM wurde bei der Generalversammlung auch über das Wirtschaftsjahr 2024 informiert: Die Vorarlberg Milch eGen verarbeitete im Jahr 2024 mit 125 Mitarbeitenden rund 55 Mio. Kilogramm Milch. Im Durchschnitt konnte das Unternehmen dafür einen Milchpreis von 49,6 Cent je Kilogramm (inkl. MwSt.) ausbezahlen und einen Umsatz von rund 56 Mio. Euro erwirtschaften. 24 Prozent der Vorarlberg Milch-Produkte wurden ins Ausland exportiert.