Immobilien in Vorarlberg nicht billiger, aber der Zeitpunkt zum Kauf ist gut

Die vergangenen Jahre haben in der Immobilien- und in der Baubranche ebenso tiefe Spuren hinterlassen wie bei potenziellen Käufern. Eine Studie zeigt, wie sich der Immobilienmarkt entwickelt und wie hoch die Chancen auf Wohneigentum sind.
Bregenz Alle zwei Jahre unterzieht Raiffeisen Research den österreichischen Immobilienmarkt einer fundierten und breiten Analyse, die für die Branche und natürlich potenzielle Käufer auch einen Ausblick gestattet. Den Zeitraum seit Erscheinen der letzten Analyse im Jahr 2023 bis heute bezeichnet der verantwortliche Analyst, Seniorökonom Volkswirtschaft und Immobilienmarkt, Matthias Reith, etwas verharmlosend als “keine leichten Jahre” und als “ziemlich schwierigen Markt”. Das zeigen die Zahlen und die Realität, doch jetzt sieht er genauso wie die Geschäftsführerin von Raiffeisen Immobilien Vorarlberg, Martina Rietzler, und Manfred Miglar, stv. Vorstand der Raiffeisen Landesbank, “Licht am Ende des Tunnels”.

Gegenüber dem Vergleichszeitraum im vergangenen Jahr ist heuer die Nachfrage um 70 Prozent gestiegen – natürlich immer noch auf niedrigem Niveau, aber immerhin. Immerhin sehen wieder mehr Menschen, mehr Familien, eine Chance, eine Wohnung oder ein Haus zu finanzieren. “Wir raten immer zuerst zu einem Gespräch mit der Bank, um abzuklären, ob und was möglich ist”, so Martina Rietzler, die auch betont, dass das Angebot gewachsen ist. Es sind rund 25 bis 30 Prozent mehr Immobilien am Markt. Die Preise sinken nicht, sie steigen derzeit aber nicht mehr so stark, “es ist eher eine Seitwärtsbewegung”, so die Immobilienfachfrau. Allerdings: Studienautor Reith rechnet ab 2026 wieder mit Preissteigerungen. Was sich geändert habe, sind aber die in den letzten Jahren stark gestiegenen Einkommen, die eine Finanzierung in vielen Fällen wieder möglich machen. Und natürlich die sinkenden Zinsen.
Ermessensspielraum
Dass in wenigen Tagen die KIM-Verordnung ausläuft, wird indes nicht zu einem großen Boom führen, betont Raiffeisen-Vorstand Miglar. Denn auch ohne Verordnung erwartet die Finanzmarktaufsicht von den Banken ähnlich strenge Regeln wie bisher. Wie die aussehen, wird am 17. Juni präsentiert. Was anders wird: Es gibt für die Banken wieder etwas größere Ermessensspielräume oder die Möglichkeit, mit Zwischenfinanzierungen den Kauf von Wohnungen oder eines Hauses zu realisieren.
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Insgesamt bleibt Vorarlberg im Österreich-Vergleich ein teures Pflaster. Das hat zum einen natürlich damit zu tun, dass in einem geografisch kleinen Bundesland wie es Vorarlberg ist, einfach der Platz weniger und Grundstücke teurer werden. Es hängt aber auch damit zusammen, dass Vorarlberg nach Wien den stärksten Bevölkerungszuwachs verzeichnet, ganz im Gegensatz zum Burgenland, zur Steiermark und zu Kärnten, wo die Bevölkerung abnimmt. Zudem schwächt sich das Bevölkerungswachstum in Vorarlberg langsamer ab als in Österreich insgesamt, nach durchschnittlich +0,8 Prozent im Jahr (2013–2024) wird immerhin noch ein Einwohnerzuwachs von knapp 0,5 % im Jahr unterstellt. “Keine demografischen Verschiebungen werden innerhalb Vorarlbergs prognostiziert. Zwar dürften bis 2035 sämtliche Bezirke spürbar langsamer
wachsen als in den Jahren 2013 bis 2024, an der Reihung sollte sich jedoch nichts ändern”, erklärt Reith. Demnach stehe dem Spitzenfeld Dornbirn und Feldkirch das demografisch etwas schwächer bzw. weniger stark aufgestellte Duo Bregenz und Bludenz gegenüber.
Bedarf an Wohnraum steigt
Dieser Entwicklung steht gegenüber, dass die Aktivitäten der gewerblichen Bauträger in den vergangenen Jahren praktisch zum Erliegen gekommen sind, derzeit wird verkauft, was bereits gebaut wurde. Der Bedarf an Wohnraum – egal ob im Eigentum oder zur Miete – steigt unweigerlich und damit sei auch keine Reduzierung der Preise zu erwarten, sind Rietzler, Miglar und Reith realistisch und können das auch mit Zahlen aus der umfangreichen Untersuchung untermauern.