“Wir versuchen, wegzukommen von der Saison-Logik”

Der Tourismus in Österreich geht neue Wege, um Gäste ins Land zu holen, wie die Geschäftsführerin der Österreich Werbung anlässlich ihres Besuches des Vorarlberger Tourismustages berichtet.
Bregenz In Österreich geben Winterurlauber im Schnitt 177 Euro pro Tag und Person aus – eine erkleckliche Summe, die nicht nur den klassischen Tourismusbetrieben zugutekommt, sondern zahlreichen Betrieben in den Talschaften. Und trotz dieser hohen täglichen Ausgaben gilt Österreich als Destination mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Kein Wunder: In Aspen kostet allein die Tageskarte 300 Euro. Da lohnt es sich, statt nach Colorado an den Arlberg zu kommen.

Der Winter ist nach wie vor die wichtigste Saison für die Branche, doch man arbeite daran, “wegzukommen von der Saisonlogik”, sagt Astrid Steharnig-Staudinger. Sie ist seit 2023 CEO der Österreich Werbung, die seither die nationale Tourismusorganisation auf “Kurs Zukunft” trimmt. Der Winter, so sagt sie am Rande des Vorarlberger Tourismustages, der am Montag im Bregenzer Festspiel- und Kongresshaus über die Bühne gegangen ist, bleibt wichtig. Für heuer ist jedenfalls angerichtet und die Aussichten sind positiv: “Wir haben das Winterpotenzial abgefragt bei 10.000 Personen aus unseren zehn wichtigsten Märkten”, so Steharnig-Staudinger, “und rechnen mit einem Wachstum von einem Prozent gegenüber dem ebenfalls schon starken Vorjahr”.
Mehr als Ski und Snowboard
Von den Gästen kommen 63 Prozent tatsächlich, um dem Wintersport zu frönen – aber sie wollen wie die anderen 27 Prozent mehr erleben als Ski- und Snowboardfahren. Kulinarik ist dafür ein Thema, ebenso die Kultur – auch Wellness-Angebote, in Vorarlberg auch die Architektur, wie die Tourismusmanagerin, übrigens ein ausgewiesener Vorarlberg-Fan, betont: “Vorarlberg ist dafür gut vorbereitet”. Es gehe darum, den Tourismus weiterzuentwickeln, nicht zum Overtourism (“Das haben wir gut im Griff”), sondern zu einem qualitätsvollen und achtsamen Tourismus, der auch eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung habe. Was derzeit auch der Fall sei, wie Umfragen zeigen. Mit 154 Millionen Nächtigungen im Jahr trägt die Branche auch 6,3 Prozent zum österreichischen Bruttoinlandsprodukt bei, in Vorarlberg sind es, so Branchensprecher Markus Kegele, noch ein bisschen mehr, nämlich 7,1 Prozent.

Deutschland und die Niederlande werden auch in Zukunft die wichtigsten Märkte für den österreichischen und Vorarlberger Tourismus bleiben, aber man habe zusammen mit anderen Ländern in Kooperation auch neue Märkte im Visier, so Steharnig-Staudinger. Etwa die USA und China, wo es ein Potenzial von rund zehn Millionen Menschen gibt, die zwischen acht und zehn Tagen nach Europa kommen. Oder der Markt im Nahen Osten – mit einer Alpen-Adria-Kooperation oder mit einem gemeinsamen Auftritt der Alpenländer wolle man diese Gäste abholen. “Wir haben auch erste Schritte in Brasilien gemacht”, berichtet die Touristikerin über die Aktivitäten, die auch vor Skihallen nicht Halt machen.
Sisi und die Skilehrer
“In der Shenzhen Huafa Snow World, dem größten Indoor-Skizentrum der Welt, sind österreichische Skilehrer für die Grundausbildung verantwortlich”, freut sich die Österreich Werbung-Chefin und zählt weitere Skihallen auf, die mit österreichischem Charme für die ersten Schwünge sorgen. Botschafterin ist aber auch eine KI-generierte Kaiserin Sisi, die das bekannte traditionelle Österreich und das neue, innovative Österreich vereint: “Ohne Wurzeln keine Flügel”, kommentiert sie Sisis Social-Media-Auftritte. Mit den Bundesländer-Vermarktern arbeite die Österreich Werbung gut und friktionsfrei zusammen und sei auf gutem Weg in die Zukunft, auch was die Nachhaltigkeit und die gesamte Mobilität betreffe. Und nicht außer Acht gelassen werden soll auch die Wertschöpfung für die Betriebe in der Tourismusbranche.