„Bin ein Freund guter Manieren“
Jürgen von der Lippe über sein TV-Comeback.
Berlin Jürgen von der Lippe, das Urgestein unter den deutschen Showmastern, hat sich zuletzt auf dem Bildschirm rar gemacht, jetzt feiert der Mann mit den bunten Hawaiihemden ein TV-Comeback. Im Comedytalk „Nicht dein Ernst!“ bespricht er mit prominenten Gästen knifflige Alltagsfragen.
Herr von der Lippe, in Ihrer neuen TV-Sendung geht es um knifflige Anstandsfragen. Wie wichtig ist Ihnen gutes Benehmen?
Von der Lippe Ich bin ein großer Freund guter Manieren, gerade weil sie vielfach nicht mehr vorhanden sind. Das sehe ich mit einem gewissen Bedauern.
Wo ist die Etikette Ihrer Meinung nach auf dem Rückzug?
Von der Lippe Es ändert sich einiges in Zusammenhang mit Emanzipation und MeToo. Ich bin ein großer Fan der alten Schule, wo man einer Dame den Mantel abnimmt, wo man ihr den Stuhl zurechtrückt. Heute muss man aber damit rechnen, dass einem das um die Ohren geschlagen wird, dass eine Frau sagt: „Hören Sie mal, ich bin kein Kind, ich kann das alleine.“
Im Fernsehen sah man Sie zuletzt nicht mehr so oft…
Von der Lippe Fernsehen ist für mich kein Hauptthema. Ich bin mein eigener Unternehmer, und solange die Leute in meine Veranstaltungen kommen, bin ich zufrieden. Ich habe das Glück, mit 71 ständig ausverkauft zu sein.
Bei Ihren Auftritten sind die blumigen Hemden immer noch Ihr Markenzeichen. Lassen Sie sich nach wie vor echte Hawaiihemden aus Amerika importieren, oder tragen Sie nur noch alte Exemplare auf?
Von der Lippe Mittlerweile müssen sie nicht mehr importiert werden, das war ja auch lästig für die Kostümbildner, die mussten immer zum Zoll, um die Ware abzuholen. Heutzutage kriegen Sie das im Internet.
Was reizt Sie daran, jetzt mit der Show „Nicht dein Ernst!“ wieder mal im Fernsehen aufzutreten?
Von der Lippe Die Idee ist bestechend einfach: Zwei Gastgeber, ein Gast, ein Thema – fertig, das ist die Show.
Sie sind 71 Jahre alt und reden ja ziemlich locker über Ihr Alter. Kann man das Älterwerden mit Humor besser aushalten?
Von der Lippe Mit Humor hält man alles besser aus. Das Älterwerden finde ich auch nicht schlimm, weil ich mich bei einigen Dingen zu meinem Vorteil verändere. Ich werde gelassener, ich rege mich nicht mehr so schnell über jeden Mist auf, ich genieße auch meinen Erfahrungsschatz. Physische Sachen gehen halt nicht mehr so.
Was zum Beispiel?
Von der Lippe Tennis habe ich früher zwei Stunden gespielt, da bin ich jetzt froh, wenn ich eine Stunde schaffe. Früher bin ich gereist und fand das toll, heute bin ich froh wenn ich in meinen eigenen vier Wänden sitze, in meinem Buchregal stöbere, oder wenn ich mal wieder dazu komme, für Leute zu kochen. Also ich hadere nicht mit dem Älterwerden. SKI