“Einmal pro Monat kommen Selbstzweifel”
Simon Schwarz über sein aktuelles und künftige Projekte.
Wien Seine Filmographie wies bereits Ende 2019 mehr als hundert Titel auf. Der Wiener Simon Schwarz, 49, ist aber nicht nur einer der meistbeschäftigten Schauspieler im deutschen Sprachraum, sondern gewiss auch einer der besten. Eben drehte er unter der Regie von Catalina Molina in Salzburg und Wien die Komödie „Das Glück ist ein Vogerl“ nach dem gleichnamigen Roman von Ingrid Kaltenegger.
Die Geschichte handelt vom Irrsinn des Alltags, von unsterblichen Lebensträumen und den wahnwitzigen Umwegen, die Leben und Liebe nehmen können. Sie spielen den Musiklehrer Franz, für den es gar nicht gut läuft. Was ist ihm passiert?
SCHWARZ Den Traum vom Rockstar hat er fast aufgegeben, er blickt auf eine zerbrochene Karriere zurück. Eigentlich auf eine, die nie stattgefunden hat. Auch in seiner Ehe kriselt es, und seine Tochter pubertiert. Seine Frau will die Ehe noch retten und schleppt ihn zum Lebenshilfeseminar „The Elevator Of Happiness“. In diesem Moment taucht ein Geist auf.
Ein Geist? Ein echter?
SCHWARZ Ja. Ein alter Mann namens Egon, gespielt von Nikolaus Paryla, kommt bei einem Autounfall ums Leben. Franz begegnet dem Unfallopfer, das nun ein Geist ist, der keine Ruhe finden kann. Die beiden handeln einen Deal aus. Geist Egon möchte einen Weg finden, wie er seine alte Liebe zurückholen kann. Dafür würde er das Privatleben von Franz in Ordnung bringen. Es wird zusehends unklarer, wer hier eigentlich wen erlösen soll.
Wie löst man die Sache mit dem Geist optisch?
SCHWARZ Das ist technisch sicher eine Herausforderung. Für mich ist er menschlich real, für die anderen ist er nicht vorhanden. Wenn ich mit ihm rede, spreche ich in ihren Augen faktisch mit der Luft.
In Ihren Filmen sind Sie oft ein tollpatschiger, gutmütiger Loser. Auch als Franz?
SCHWARZ Auf gewisse Figuren festgelegt zu werden, zählt zu den größten Problemen eines Schauspielers. Da muss man gut aufpassen. Aber ich darf mich nicht beschweren. Zumindest einmal pro Jahr darf ich einen Psychopathen spielen. Lustigerweise war ich bereits in meinem ersten Kinofilm „Tempo“ ein Loser. Aber einer mit Hoffnung.
Was bedeutet Glück für Sie?
SCHWARZ Da gibt es meiner Meinung nach zwei verschiedene Arten. Einerseits die theoretische, die sich rein im Kopf abspielt. Andererseits die praktische, dass ich gesund bin und immer Arbeit habe. Eines braucht Glück aber auf jeden Fall: dass man selbst versuchen muss, damit zurechtzukommen.
Zweifel an sich selbst müssten Sie aber längst abgelegt haben?
SCHWARZ Mindestens einmal pro Monat kommen sie, kommen Momente, in denen ich sehr deprimiert bin. Die Schauspielerei ist eben ein Beruf, der sehr viel mit Demütigung zu tun hat. Meine Filmtochter in „Das Glück ist ein Vogerl“ möchte gerne Schauspielerin werden. Ich rate ihr: „Überleg dir das gut!“ Und da weiß ich genau, wovon ich rede.
Wie geht es bei Ihnen beruflich weiter?
SCHWARZ Zunächst mit einer Komödie fürs ZDF. Es folgen zwei Mal 90 Minuten „Eifelpraxis“, danach drehe ich dann zwei Kinofilme, darunter die jährliche Rita-Falk-Verfilmung. Diesmal ist das „Kaiserschmarrn-Drama“ an der Reihe. LH