“Ich habe meine Ziele erreicht”

Dieter Hallervorden über seine Rollen als Charakterdarsteller und seine Kunstfigur “Didi”.
Berlin „Palim, palim!“: Mit seiner Kunstfigur Didi brachte Dieter Hallervorden in den 70er Jahren in Film und Fernsehen viele Millionen Zuschauer zum Lachen. Inzwischen hat er sich mit Alterskomödien wie „Sein letztes Rennen“ oder Til Schweigers „Honig im Kopf“ einen Ruf als Charakterdarsteller erarbeitet. In der Komödie „Mein Freund, das Ekel“ (Donnerstag, 23.4., 20.15 Uhr, ZDF) spielt der 84-Jährige einen verbitterten Witwer.
Herr Hallervorden, im Film „Mein Freund, das Ekel“ spielen Sie einen verbitterten Miesepeter. Steckt in diesem älteren Herrn irgendetwas von Ihnen selber?
Hallervorden Nein, da steckt gar nichts von mir drin. Ich bin kein Misanthrop und kein Ekel. Ich glaube zwar, dass ich auch eklig sein kann, aber das ist nicht der Grundzug meines Wesens.
Wann werden Sie denn eklig?
Hallervorden Das ist situationsabhängig. Wenn die Nacht kurz war und mir schon drei Läuse über die Leber gelaufen sind, dann kocht mir vielleicht auch mal aus eher nichtigem Anlass die Galle über. Aber das geht glaube ich jedem so.
Das Ekel im Film wird ja letztlich bekehrt – dank einer jungen Mutter, die mit ihren drei Kindern bei ihm einzieht. Ist der Film ein Plädoyer für ein stärkeres Miteinander der Generationen?
Hallervorden Ehrlich gesagt suche ich mir Filme nicht nach der Thematik aus, sondern nach der Qualität des Drehbuchs. Ich möchte, dass die Leute unterhalten werden. Ich glaube nicht daran, dass Fernsehspiele die Gesellschaft verändern. Sie können zwar Flagge zeigen und Aspekte anschneiden, die unsere Gesellschaft beschäftigen, das sollte aber nie zeigefingerhaft sein.
„Honig im Kopf“, „Sein letztes Rennen“ und „Mein Freund, das Ekel“ sind alles Filme rund ums Älterwerden. Was macht ein erfülltes Leben im Alter aus?
Hallervorden Wenn man im Rückblick sagen kann: „Ich habe die Ziele, die ich mir gesteckt habe, erreicht“. Wenn außerdem auch noch das persönliche Umfeld und die Gesundheit stimmen, ist das Leben schon relativ erfüllt.
Wie halten Sie sich körperlich fit?
Hallervorden Ich beginne seit mehr als einem Jahr jeden Tag mit einer Stunde Sport, das heißt Trimmdich, Fahrradfahren, Schwimmen, ein paar Dehnübungen. Wenn es geht, kommt noch ein Saunagang dazu.
Sie drehen mit Ihren 84 Jahren noch Filme, stehen auf der Bühne, leiten in Berlin das Schlosspark-Theater und das Kabarett „Die Wühlmäuse“. Wie bewältigen Sie dieses Pensum?
Hallervorden Erstens bin ich ein absoluter Pflichtmensch. Wenn ich etwas zugesagt habe, dann mache ich das auch, und zwar so gut wie nur irgend möglich. Zweitens bin ich generell energiegeladen. Drittens ist mein Beruf ja aus einem Hobby heraus entstanden, es macht mir deshalb Spaß, ihn auszuüben.
Beim Fernsehpublikum wurden Sie in den 70er Jahren vor allem als Slapstick-Komiker bekannt. Sind Sie stolz darauf, dass Sie seit einigen Jahren als Charakterdarsteller anerkannt werden?
Hallervorden Stolz ist vielleicht das falsche Wort. Aber es ist für mich eine Genugtuung, dass die Leute gemerkt haben, dass ich die Zuschauer auch auf anderen Ebenen unterhalten kann als sie nur zum Schmunzeln oder zum Lachen zu bringen.
Dann blicken Sie wohl mit gemischten Gefühlen auf Ihre Karriere als beliebte Comedyfigur Didi zurück?
Hallervorden Ich werde in diesem Punkt oft missverstanden. Ich habe den Didi selbst geschaffen und ich habe ihn wirklich gerne gespielt. Ich habe nichts gegen Didi, ich mag ihn nach wie vor. Ich wollte nur nicht ein Leben lang Didi sein. Aber ich bin ihm dankbar, er hat mir viel Geld in genau das Portemonnaie gescheffelt, mit dem ich das Schlosspark-Theater wieder aufgemacht habe. Da greifen die Dinge ineinander. ski