“Es braucht viel Konzentration”

Menschen / 28.05.2020 • 22:05 Uhr
Hubert von Goisern hat seinen ersten Roman veröffentlicht. Im Sommer soll sein neues Album „Zeiten & Zeichen“ erscheinen. APA
Hubert von Goisern hat seinen ersten Roman veröffentlicht. Im Sommer soll sein neues Album „Zeiten & Zeichen“ erscheinen. APA

Hubert von Goisern legt als Hubert Achleitner mit „flüchtig“ seinen ersten Roman vor.

Wien Als Musiker hat er große Erfolge gefeiert, die Donau bereist und unterschiedlichste Kulturen erkundet. Nun wird Hubert von Goisern mit 67 nochmals zum Debütanten: Unter seinem bürgerlichen Namen Hubert Achleitner veröffentlicht er sein Romandebüt „flüchtig“. Im Interview mit der APA sprach er über sein Buch.

 

Ihr erster Roman ist erschienen, für den Sommer haben Sie ein neues Album angekündigt. Wie geht es Ihnen angesichts dieser Vorzeichen als Künstler mit dem Shutdown aufgrund des Coronavirus?

Von Goisern Mir geht es gut. (lacht) Nein, es ist so, wie es ist. Das ist wie das Wetter: Es hat keinen Sinn, sich darüber aufzuregen. Für die Fertigstellung des Albums war der Shutdown ein Segen, weil wir so gut wie alle Aufnahmen im Kasten hatten. Wäre es zwei Wochen früher gewesen, hätten wir wirklich eine Krise gehabt, weil doch einige Leute herumreisen mussten.

 

Mit „Stromlinien“ haben Sie bereits ein Buch über Ihre Schiffstournee geschrieben. Was hat Sie nun an der Romanform gereizt?

Von Goisern Die Uridee dazu hatte ich 2003: Eine Frau verlässt die Wohnung und kommt nicht mehr zurück. Eigentlich die Umkehrung des Klischees. Ich habe mir immer schon gewünscht, einen Roman zu schreiben. Beim Sachbuch über meine Donaureise habe ich wirklich gelitten, weil du einfach bei den Fakten bleiben musst. Damals habe ich mir geschworen: Ich muss Fiktion schreiben! Dann kann ich meiner Fantasie freien Lauf lassen.

 

Wieso hat es jetzt geklappt mit dem Roman?

Von Goisern Es ist mir bisher immer die Musik dazwischengekommen. Es braucht viel Konzentration, bis man wirklich gestartet ist. Jetzt habe ich mir ein Jahr Zeit genommen, darüber nachzudenken, und dann angefangen zu schreiben. Und trotzdem habe ich innerhalb der ersten sechs Monate des Romanschreibens mehr als die Hälfte der kommenden Platte komponiert.

Beim Komponieren eines Lieds geht es nicht zuletzt um den richtigen Moment, es dann loszulassen, zu einem Ende zu finden. War es schwer, das Ende des Romans zu finden?

Von Goisern Ich habe mir das Ende nicht vorstellen können, bis ich es hatte. Der Roman hat sich irgendwie selber geschrieben. Man hat eine Grundidee, entwickelt die Figuren, und irgendwann beginnen sie zu leben.

 

Wird ein weiterer Roman folgen?

Von Goisern Ich kann mir das vorstellen, aber ich habe keinen Plan. Als der Roman fertig war, war ich schon sehr froh. Mittendrin hatte ich mehrmals die Befürchtung: Das kriege ich nie hin. Der Grund, warum ich nicht das Handtuch geworfen habe, waren in erster Linie meine Kinder. Denen sage ich immer: Wenn ihr etwas beginnt, dann bringt es auch zu einem Ende. Also konnte ich niemals sagen, ich habe aufgegeben.