Meister des Humors

Die Wiener Bühnenlegende Otto Schenk feiert den 90. Geburtstag.
Wien Otto Schenk stand bis kurz vor Beginn der Coronakrise noch auf der Bühne im Wiener Theater an der Josefstadt. Die Kritiker waren wie üblich begeistert von seinem Auftritt. „Aber man weiß in meinem Alter natürlich nicht, ob man die Mumie feiert oder den talentierten Schauspieler“, scherzte Schenk. Der spitzbübische Spaßmacher mit Tiefgang feiert am Freitag seinen 90. Geburtstag. Schenk blödelt sich seit Jahrzehnten in die Herzen seines Publikums. Dabei bescherte ihm die stillere Arbeit als Opernregisseur eine Weltkarriere: Er inszenierte an allen wichtigen Häusern der Welt – von der New Yorker Met bis zur Mailänder Scala.
An Rente will Schenk, obwohl körperlich gezeichnet, nicht denken. Bei dem Dreh für den im März erschienenen ORF-Fernsehfim „Vier Saiten“, erkrankte er schwer, doch auch das hält ihn nicht auf: „Ich kann nicht anders.“
Schenk kam 1930 in Wien zur Welt. Seine Jugend war als Sohn eines Vaters jüdischer Herkunft von den Gräueltaten des Nationalsozialismus geprägt. Zunächst begann er seinem Vater zuliebe ein Jura-Studium, das er aber schnell wieder abbrach. Erst dann folgte er seiner Leidenschaft: Auf dem Reinhardt Seminar lernte er sein Handwerk – und seine Frau kennen. Es folgten erste Rollen an Wiener Theatern, zudem trat er als Kabarettist auf. Im Laufe seiner Karriere war Schenk in mehr als 130 Rollen zu sehen. Zwischen 1990 und 2009 spielte er allein 470 Vorstellungen des Dauerbrenners „Othello darf nicht platzen“ in den Wiener Kammerspielen. An den Münchner Kammerspielen inszenierte er Horváth-Stücke, am Hamburger Schauspielhaus und am Münchner Residenztheater Shakespeare. In der Titelrolle in „Der Bockerer“ trat er unter anderem im Münchner Volkstheater auf.
Auch in Vorarlberg war Schenk öfter zu Gast. Im Jahr 1983 wurde seine „Freischütz”-Inszenierung bei den Bregenzer Festpielen gezeigt. Auch mit seinen Kabarett-Programmen begeisterte Schenk das Vorarlberger Publikum.
Fast zehn Jahre lang leitete er bis 1997 das Theater in der Josefstadt. Das Publikum liebte „den Schenk“, der stets skandal- und allürenfrei lebte. Schon lange tourt er, meist in schwarz gekleidet, erfolgreich mit seinen humoristischen Lesungen durch die Länder. Außerdem diktiert er regelmäßig Bücher, die es in die Bestseller-Listen schaffen.

