„Wir haben viel gelacht“

Ulrich Tukur über Bettszenen mit Martina Gedeck und Dreharbeiten im Coronamodus.
Berlin Er gehört zu Deutschlands feinstem Schauspieladel und liefert auch in der Scheidungskomödie „Und wer nimmt den Hund?“ ein weiteres Kabinettstück ab: Filmschauspieler Ulrich Tukur spielt den gelangweilten Ehemann Georg, der seine Gattin Doris (Martina Gedeck) für eine Jüngere verlässt – was Doris sich nicht bieten lässt. Mit dem Film beginnt am 29.6. die „Sommerkino“-Reihe der ARD, immer montags und dienstags laufen in der Ferienzeit große Kinoproduktionen als TV-Premieren. Seit 2010 ist der preisgekrönte Starschauspieler regelmäßig als „Tatort“-Ermittler Kommissar Murot im Einsatz, die Krimis aus Wiesbaden sprengen regelmäßig die Grenzen des Formats.
Herr Tukur, Sie stehen neuerdings nach der Corona-bedingten Drehpause wieder vor der Kamera. Sind Sie froh, endlich wieder drehen zu dürfen?
Tukur Wer wäre es nicht? Es ist großartig, dass wenigstens der Film wieder funktioniert. Dramatisch ist nach wie vor die Lage des Theaters und der Konzertveranstalter.
Für Filmproduktionen gilt ein umfangreicher Regelkatalog zum Schutz vor dem Virus. Wie hinderlich sind diese Maßnahmen bei den Dreharbeiten?
Tukur Sie sind blödsinnig. Wir sind alle negativ getestet und müssen dieses absurde Theater täglich neu über uns ergehen lassen. Ich weiß nicht einmal, wie meine Maskenbildnerin aussieht.
Manche Leute glauben, dass in der Coronakrise auch eine Chance liegt – dass die Menschen in der westlichen Welt einen Gang zurückschalten, weniger konsumieren. Sehen Sie das auch so?
Tukur Ach, wäre das schön, wenn diese schreckliche Globalisierung und der Ausverkauf von Natur, Würde und Anstand endlich aufhörte oder wenigstens etwas zurückgefahren würde. Aber die Macht des Geldes und die grenzenlose Dummheit der Menschen werden sicher dafür sorgen, dass die Dinge früher oder später wieder genauso weiterlaufen wie vor der Krise.
Was haben Sie während des Lockdowns gemacht, als Sie nicht drehen konnten? Haben Sie vielleicht ältere Filme von sich angeschaut – zum Beispiel Ihre „Tatort“-Einsätze als Felix Murot?
Tukur Ich habe den Stillstand genossen. Ich stand aber auch nicht mit dem Rücken an der Wand wie viele meiner Kollegen. Das hat den Spaß an dieser unerwarteten Verschnaufpause doch etwas getrübt. Ich habe gelesen, Klavier gespielt und nur selten einen meiner ganz frühen Filme angeschaut, die noch schwarz-weiß mit Kurbelkamera und stumm gedreht wurden (lacht).
Im Herbst läuft die neue Folge „Die Ferien des Monsieur Murot“. Wie geht es danach mit dem „Tatort“ aus Wiesbaden weiter?
Tukur Der Tatort, dessen Titel an Jaques Tati erinnert, ist sehr schön geworden. Wieder etwas ganz Besonderes. Martin Rauhaus schreibt gerade an einem Drehbuch für einen neuen „Tatort“, den Rainer Kaufmann inszenieren wird.
Rainer Kaufmann hat auch den Film „Und wer nimmt den Hund?“ inszeniert, in dem die Ehe von Georg und Doris nach 25 Jahren scheitert. Was haben die zwei falsch gemacht?
Tukur Sie haben nichts wirklich falsch gemacht. Eine Beziehung ist so sterblich wie der Körper eines Menschen, der eine Beziehung zu einem anderen unterhält. Nach langer Wegstrecke streben die Dinge der Auflösung entgegen. Man muss aufpassen und bewusst daran arbeiten, eine Ehe am Leben zu erhalten.
Glauben Sie an die ewige Liebe, sind Sie ein Romantiker?
Tukur Ich glaube an Seelenverwandtschaft und daran, dass es zwei Menschen miteinander ein ganzes Leben gut aushalten können. Ich versuche gerade, den Beweis dafür anzutreten. Romantiker bin ich sowieso.
Der untreue Mann, die verlassene Frau – der Stoff des Films ist ein
Klassiker. Was hat Sie daran
gereizt?
Tukur Die glänzenden Dialoge von Martin Rauhaus, die einfühlsame Regie von Rainer Kaufmann und meine wunderbare Kollegin Martina Gedeck als Partnerin. Ich kenne Martina schon lange. Wir sind wohl das, was man ein eingespieltes Team nennt.
Und wie haben Sie die Bettszenen empfunden?
Tukur Wir haben viel gelacht.
Der gelangweilte Ehemann Georg ist der Direktor eines Aquariums. Mögen Sie Fische?
Tukur Fische mag ich sehr, am liebsten in der Bratpfanne. In Georgs Leben haben das Wasser, das Meer und die Quallen sicher eine tiefere Bedeutung. Es hat bestimmt einen Sinn, dass er sich mit der primitiven Meeresfauna beschäftigt und nicht mit Sport oder Kirchenmusik. Ich kann nur nicht sagen, welchen.
Der titelgebende Hund des Ehepaars stirbt in dem Film. Für Sie als langjährigen Hundebesitzer eine sehr emotionale Szene?
Tukur Nicht so wirklich. Der Hund hat ja seinen Tod schadlos überlebt. SKI
Zur Person
Ulrich Tukur
Deutscher Schauspiel-Adel
Geboren 1957 in Viernheim als Ulrich Gerhard Scheurlen
Ausbildung Schauspielstudium in Stuttgart
Hobbys Musiker (Band „Ulrich Tukur und die Rhythmus Boys“), Romanautor „Der Ursprung der Welt“
Wohnort Berlin
Familie verheiratet