Verrücktes Gequassel: Kultserie „Gilmore Girls“ ist 20 Jahre alt
Die „Gilmore Girls“ gehören zu den erfolgreichsten Serienfiguren der Fernsehgeschichte.
Berlin Allein dieses Städtchen. Die Welt in der Fernsehserie „Gilmore Girls“ ist eigentlich immer ein bisschen zu schön. Da hängen Lichterketten über Plätzen, es wird Zuckerwatte verkauft und durch Strohlabyrinthe gerannt. In den USA lief vor 20 Jahren – im Oktober 2000 – die erste Folge, in Deutschland gibt es bis heute viele Fans. Warum traf die Serie über eine Mutter und deren Teenietochter einen Nerv? Schauen wir auf die allererste Folge. In der fiktiven Kleinstadt Stars Hollow betritt Lorelai Gilmore (Lauren Graham) das Café. Sie will Kaffee: „Bitte, Luke. Bitte, bitte, bitte!“ „Wie viele Tassen hast du dir heute schon genehmigt?“, fragt der Cafébesitzer. „Keine.“ „Bis auf?“ „Fünf, aber deiner ist besser.“ Ein fremder Typ spricht Lorelai an und fragt, ob sie einen Namen habe. „Sicher habe ich einen Namen“, lässt sie ihn auflaufen, „aber ich bin wirklich verabredet, deshalb…“ Kurz darauf kommt ihre 16-jährige Tochter Rory (Alexis Bledel) dazu, auch sie lässt den Typen abblitzen. Dann teilen Mutter und Tochter ein wenig Lipgloss.
Rund 150 Folgen der „Gilmore Girls“ gibt es. Im Oktober 2000 lief laut Datenbank imdb die erste Folge im US-Fernsehen. In Deutschland strahlte später Vox die Serie aus. Heute läuft sie beim TV-Sender Sixx und beim Streamingdienst Netflix, der auch vier neue Episoden drehen ließ. Bei Fans sorgte das für Diskussionen. Sah Lorelai schon immer so aus? Und war Rory schon immer so selbstbezogen und nervig?
Was die Serie jedenfalls immer auszeichnete, ist eine selbstbestimmt weibliche Perspektive, mit ziemlich schnellen Dialogen und so vielen popkulturellen Anspielungen, dass man kaum hinterherkommt. Und eine Mutter-Tochter-Beziehung, die eher etwas von Freundschaft hat, und trotzdem auf die Probe gestellt wird. Irgendwie beruhigend. Noch heute gleichen die „Gilmore Girls“ einer Mischung aus Coming-of-Age-Drama und Kleinstadt-Märchenstunde. Eine Autorin der britischen Zeitung „The Guardian“ schrieb kürzlich, sie habe sich nachmittags auf eine Sache immer gefreut, egal wie trübselig sie gewesen sei: in die „fast pathologisch gemütliche, leicht verrückte Welt“ der „Gilmore Girls“ einzutauchen. Man kennt die Charaktere und kann sich berieseln lassen. Manche Darstellungen scheinen heute ziemlich aus der Zeit gefallen. Aber die Produktion hatte – wenn auch nicht immer konsequent durchgezogen – eine Botschaft: Klar kann man als Frau alleine ein Kind großziehen, ohne heiraten zu müssen. Und natürlich dürfen Mädchen klug sein, sehr sogar. Die Erfinderin der Serie, Amy Sherman-Palladino, hat auch an anderer Stelle TV-Geschichte geschrieben. Ihre Serie „The Marvelous Mrs. Maisel“ über eine Komikerin in den 1950ern gewann bereits mehrere Emmys und Golden Globes.