„Kräuter geben mir Halt“

Menschen / 01.12.2020 • 22:06 Uhr
Kräuterexpertin Elisabeth Maria Mayer empfiehlt für das Immunsystem Brennnessel zu verarbeiten. Raider
Kräuterexpertin Elisabeth Maria Mayer empfiehlt für das Immunsystem Brennnessel zu verarbeiten. Raider

„Ein Stückchen Erde mit Pflanzen kann ein ganzes Universum sein“ ist Mayer überzeugt.

Schwarzach, Lochen Am See Die Vorarlberger Gartenplanerin, Kräuterfee und Buchautorin Elisabeth Maria Mayer lebt mit ihrer Familie und arbeitet in Lochen am See. Seminare gibt sie derzeit nicht, aber schöpft Kraft aus der Natur.

 

Welche Kräuter empfehlen Sie, um das Immunsystem zu stärken?

Mayer Also essentiell nährend und stärkend ist zu jeder Jahreszeit die Brennnessel, diese kombiniere ich jetzt in der kalten Jahreszeit mit der Vogelmiere. Bis vor kurzem war es auch noch möglich, Spitzwegerich zu ernten. Aus diesen Kräutern bereite ich gerne in der kühleren Jahreszeit einfache Suppen zu: Etwas Vollkornmehl in Butter anschwitzen, mit Wasser aufgießen und etwas einkochen lassen. Erst zum Schluss die Kräuter beigeben, diese sollen ja nicht lange kochen. Dann kann man die Suppe pürieren, würzen und mit Rahm verfeinern. Auch Kürbis verarbeite ich zu Suppen und gebe Brennnesselsamen dazu.

 

Wie sieht Ihr Alltag seit Corona aus?

Mayer Natürlich hat Corona alles verändert. Viele VN-Leser kennen mich von Veranstaltungen, wo ich mit „Eisfee-Eis zauberhafte Eiskreationen aus dem Kräutergarten“, aber auch mit meinen Büchern, die ich in Fachvorträgen vorstelle, unterwegs bin. Leider konnte ich heuer fast keine Aktivitäten durchführen, ein geschäftliches Horrorjahr. Ich hoffe jetzt auf Verkäufe durch meinen Webshop. Natürlich hat sich durch Corona auch meine Tagesroutine geändert, ich habe sehr viel Zeit zu Hause, in meinem Garten, mit meiner Familie und mit unseren Tieren. Auch finde ich es sehr schön, meine Kinder beim Homeschooling begleiten zu können.

 

 Was nehmen Sie Positives aus diesen widrigen Umständen für sich mit?

Mayer Positives zu sehen, ist in dieser Zeit besonders wichtig, denn Dankbarkeit und Achtsamkeit hängen eng mit Lebensqualität und Lebenskraft zusammen. Ich genieße es sehr, heuer viel „geschenkte“ Zeit zu haben. Im ersten Lockdown sind wir in den Frühling gedriftet und es war wunderbar, den Garten erwachen zu sehen und die ersten Kräuter bewusst zu verwenden. So im Alltag ist die Kräuternutzung mehr versteckt. Mit Corona war, wie ich finde, etwas von der alten Zeit zu spüren, als die Frühlingskräuter essenziell für die Ernährung und die Heilung nach der kargen Winterzeit erwartet wurden. Jetzt im Herbst ist es anders, wir gehen in die ruhige, karge Jahreszeit hinein, da fragt man sich, ob es genügend Kräutervorräte gibt, um Familie, Freunde und Verwandte zu versorgen. Ich konnte heuer meine Vorräte an mediterranen Kräutern nicht auffüllen, weil wir nicht verreist sind. Da denke ich mit Sehnsucht an meine Sammelstellen für Salbei und Bohnenkraut in Kroatien.

 

Führen Sie Kräuter-Workshops jetzt digital durch?

Mayer Für meine Kräuterkurse, brauche ich Planungssicherheit. Diese war 2020 nicht gegeben, daher habe ich alle Kurse auf 2021 verschoben. Online ist für mich keine Option, denn der unmittelbare Bezug zur Pflanze, die Sinnlichkeit so eines Tages, kann ich nur im direkten Kontakt vermitteln. Es wird ja auch viel gerochen, gekostet und gekocht. Es gibt ja zum Glück meine Bücher.

 

Wie oft sind Sie noch in Ihrer Heimat Vorarlberg?

Mayer Sehr gerne und so oft es die Zeit zulässt. Ich habe ja auch Familie hier und ich freue mich immer, wenn ich meine berufliche Tätigkeit mit längeren Besuchen  verbinden kann.

 

Ihr Buch neues Buch „Kräutercocktails“ passt, um sich für die kalte Jahreszeit zu wappnen?

Mayer Ja natürlich. Hier findet sich so einiges aus Wildfrüchten und Kräutern, was das Immunsystem stärkt und die Lebensgeister weckt. Einfache Rezepte zum selber machen. Auch vieles, was sich noch als selbstgemachtes Weihnachtsgeschenk eignet, wie Liköre und Bitters.

 

Was machen Sie, um sich zu stärken?

Mayer Ich liebe es in der Natur zu sein, am See, im Wald, in meinem Garten, was Neues zu planen und umzusetzen. Im ersten Lockdown habe ich den alten Schafstall, einen Bauwagen, in ein tinyhouse umgebaut, wo ich künftig meine Kurse machen möchte. Kräuter geben mir Halt, ihr Duft, der Geschmack, sich hinzusetzen und Kräuter zu verarbeiten, das ist etwas, was unsere Vorfahren gemacht haben.