“Ich mag ihre preussische Haltung”

Claudia Michelsen ist eine der gefragtesten deutschen Schauspielerinnen.
Claudia Michelsen über die Tanzschul-Saga „Ku’damm 63“ und ihre Rolle als strenge Mutter.
Berlin Das Nach „Ku‘damm 56“ und „Ku‘damm 59“ startet im ZDF am 21. März die dritte Staffel der Miniserie um die Berliner Familie Schöllack. Claudia Michelsen verkörpert in „Ku’damm 63“ erneut Caterina Schöllack, die strenge Tanzschul-Chefin und gebieterische Mutter von drei Töchtern.
Frau Michelsen, in der Fortsetzung der „Ku’damm“-Saga spielen Sie wieder Caterina Schöllack, die strenge Inhaberin einer Berliner Tanzschule. Waren Sie in Ihrer Jugend selber im Tanzkurs?
Michelsen Ich war in der Tanzschule, das war in der DDR völlig normal. Ich kann nur allen Jugendlichen empfehlen: Macht das. Da geht es ja nicht nur darum, Walzer oder Foxtrott zu lernen, sondern das hat auch etwas mit dem richtigen Umgang miteinander zu tun, auch das ist Kultur.
Die Tanzschule als Benimmschule – legen Sie großen Wert auf Etikette?
Michelsen Ich halte nicht krampfhaft an den ganz alten Formen fest – aber ich habe ehrlich gesagt auch nichts dagegen. Es geht um Respekt dem anderen Geschlecht gegenüber. Männer und Frauen müssen respektvoll und gleichberechtigt miteinander umgehen können.
Die neue Staffel der populären Serie macht einen Sprung von 1959 ins Jahr 1963. Was ändert sich alles?
Michelsen Das war natürlich immer noch eine männerdominierte Zeit, und soweit ich das beurteilen kann, gab es für Frauen zunächst noch keine riesigen Fortschritte. Die dritte Staffel ist mehr ein Ensemblestück als die vorherigen, die jüngere Generation rückt noch stärker in den Mittelpunkt. Caterina selber ist um einiges älter geworden. Es passiert ja gleich am Anfang etwas, sie hat einen Unfall.
Caterina wird angefahren und erleidet eine Rückenverletzung…
Michelsen Am Anfang, als ich die Bücher gelesen habe, war ich kein Freund dieser Entscheidung, da diese Figur sich sehr über das Körperliche definierte. Ihre preußische Haltung, dieses etwas adrette und fast schon schrullige. Nun hat man dieser Figur quasi das Rückgrat gebrochen, aber es war natürlich eine Herausforderung für mich.
War es für Sie schwer, diese strenge, oft lieblose Mutter von drei Töchtern zu mögen?
Michelsen Nein, überhaupt nicht. Ich finde es spannend zu fragen: Wieso ist sie so? Niemand wird so geboren. Es gab sehr viele Reaktionen von Zuschauern, die solche Frauen aus der eigenen Familie kannten. Durch den Krieg waren die Männer und Väter nicht da, Frauen mussten die Kinder allein durchbringen. Das erforderte eine geradezu preußische Disziplin. Und daher kommt Caterina, es hat einen Grund, dass sie so ist.
Die Dreharbeiten mussten wegen Corona zwischendurch gestoppt werden. Wie war das für Sie?
Michelsen Als Schauspieler ist man energetisch auf einem Level, wo man weiß, welche Szene bevorsteht und was man erzählen will. Wenn dann Monate dazwischen liegen, in denen so viel passiert, verändert das auch unterbewusst die Sichtweise auf Dinge. Aber ich bin dankbar, dass wir weiterdrehen durften und die Geschichte zu Ende bringen konnten. ski