Vom sozialen zum Ehrenmann

Menschen / 19.08.2021 • 18:07 Uhr
Eine Kundin gemeinsam mit Suitner beim Einkauf in einem Laden von Somaro.
Eine Kundin gemeinsam mit Suitner beim Einkauf in einem Laden von Somaro.

Der 39-jährige Simon Suitner erhielt Ende Juli das Goldene Verdienstzeichen.

Bukarest Gute Landjäger und Vorarlberger Bier – diese zwei Dinge dürfen bei der Heimreise nach Rumänien auf keinen Fall im Gepäck von Simon Suitner fehlen. Der Feldkircher lebt seit über zwölf Jahren in Bukarest. Nachdem er das Gymnasium abgebrochen hatte, absolvierte er seinen Zivildienst bei der Caritas in Feldkirch und arbeitete bei der Beratungsstelle Hiob. 2002 verschlug es ihn im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres das erste Mal nach Bukarest, wo er mittlerweile lebt. Das freiwillige soziale Jahr brach er zwar frühzeitig ab, blieb seiner Berufung aber treu und erhielt dadurch 19 Jahre später das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich.

„Hat mich immer interessiert“

Danach kehrte Suitner nach Innsbruck zurück, wo er ein Jahr lang als Taxichauffeur arbeitete. Nach der Studienberechtigungsprüfung in Stams absolvierte er das Diplomstudium Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt auf Management von NGOs am MCI in Innsbruck. „Meine Tätigkeit für Somaro ist keine klassische soziale Arbeit, eher ein Zwischending zwischen sozialem Unternehmen und sozialer Arbeit“, sagt Suitner. Neben dem Studium an der FH betätigte er sich in der Villa Mentl, einer Notschlafstelle für Drogensüchtige.

Zwischen Bukarest und Innsbruck

Später zog es Suitner wieder nach Rumänien, wo er im Urlaub seine spätere Partnerin kennenlernte. Danach pendelte er, der Liebe wegen, vier Jahre zwischen Bukarest und Innsbruck. Während dieser Zeit absolvierte er Praktika bei einer Außenstelle der österreichischen Botschaft. Durch einen Workshop kam er schließlich auch zu seinem heutigen Herzensprojekt „Somaro“. Somaro ist eine Organisation, die drei Sozialmärkte für bedürftige Familien in Rumänien betreibt. Die Einrichtung orientiert sich an zwei grundlegenden Werten: Einerseits der soziale, der es Familien mit geringem Einkommen ermöglicht, dort einzukaufen, sowie der umwelttechnische, denn es werden vor allem Dinge verkauft, welche ansonsten entsorgt worden wären. 2015 übernahm Suitner die nationale Leitung der Organisation. „Die größte Challenge, vom ersten Tag bis heute ist es, Zulieferer zu finden“, sagt der 39-Jährige. In seiner knapp bemessenen Freizeit fährt Suitner oft Motorrad und verbringt Zeit mit der Familie und Freunden. Er reist gerne, bevorzugt in Österreich oder auf dem Balkan, Kurzurlaube werden am liebsten im Zelt verbracht. Am meisten vermisst er an Vorarlberg den Bergkäse, obwohl er zwei Mal pro Jahr jeweils ein bis zwei Wochen in der alten Heimat verbringt, um seinen Söhnen ihre Vorarlberger Wurzeln näherzubringen.

Goldenes Verdienstzeichen

Ende Juli bekam der zweifache Vater das Ehrenzeichen der Republik Österreich verliehen. „Ich war mir am Anfang nicht sicher, ob es nicht zu groß ist. Ich habe mich natürlich sehr darüber gefreut“, schmunzelt Suitner. In Zukunft hofft der Fußballfan auf eine Zusammenarbeit mit in Vorarlberg ansässigen Firmen, die in Rumänien tätig sind. Dies wäre eine Bereicherung, damit auch die Rumänen in den Genuss Vorarlberger Produkte kommen können. VN-MEH

„Ich glaube, dass es selten passiert, dass ein kleines Projekt im Ausland so hoch dekoriert wird.“

Mit der österreichischen Botschafterin und der Bürgermeisterin des ersten Bezirks in Bukarest.
Mit der österreichischen Botschafterin und der
Bürgermeisterin des ersten Bezirks in Bukarest.
Simon Suitner im Juli 2011 zusammmen mit dem damaligen österreichischen Botschafter in Bukarest Dr. Michael Schwarzinger.
Simon Suitner im Juli 2011 zusammmen mit dem damaligen österreichischen Botschafter in Bukarest Dr. Michael Schwarzinger.
Gespräch mit einem Mitarbeiter. Es wird versucht, die Regale möglichst abwechslungsreich zu befüllen.
Gespräch mit einem Mitarbeiter. Es wird versucht, die Regale möglichst abwechslungsreich zu befüllen.

Zur Person

Simon Suitner

Alter 39

Geboren 22.07.1982 in Feldkirch

Wohnort Bukarest

Familie In einer Partnerschaft, zwei Söhne

Ausbildung Diplomlehrgang Soziale Arbeit am MCI Innsbruck

Beruf Nationaler Leiter von Somaro in Rumänien

Hobbys Motorradfahren, Zeit mit der Familie verbringen, Fußball, Reisen
Spendenkonto Rumänienhilfe: IBAN: AT45 2060 4031 0172 3694, BIC: SPFKAT2BXXX