„Lieber WM-Titel als ein Finale pfeifen“

Simon Lubetz erstmals bei der Radball-WM als UCI-Kommissär im Einsatz.
Höchst Die Liebe zum Hallenradsport wurde Simon Lubetz sprichwörtlich in die Wiege gelegt. Mama Ingrid war durch ihren Bruder Rudi seit vielen Jahren beim RC Höchst ehrenamtlich tätig und Papa Heimo leitete als Quereinsteiger, ohne jemals selbst den Hallenradsport aktiv ausgeübt zu haben, als Obmann von 1991 an über 30 Jahre die Geschicke des erfolgreichsten Radballvereins der Gegenwart. Durch die elterlichen Aktivitäten war es vorgegeben, dass Simon Lubetz wie seine älteren Brüder Jochen und Andreas bereits in Kinderjahren viel Zeit in der Radlerhalle der Rheindeltagemeinde verbrachte. Nach einer Stippvisite bei den Kunstradlern hat sich der jüngste Spross der Lubetz-Dynastie mit zehn Jahren dem Radballsport zugewandt und ist ihm bis heute treu geblieben.
Kollegialer Umgang und Respekt
Bei der Weltmeisterschaft am Wochenende in Stuttgart feiert der 34-jährige Höchster sein Debüt als Kommissär bei einem UCI-Championat. Bereits mit 16 Jahren, während seiner Zeit als Aktiver, legte er die nationale Schiedsrichterprüfung ab und 2017 folgte die Prüfung beim Weltverband (UCI). „Natürlich habe ich davon profitiert, selbst als Aktiver tätig gewesen zu sein. Die Radballszene ist ein überschaubarer Kreis von Leuten und man kennt die Vorlieben der einzelnen Spieler“, erklärt Lubetz. „Oberstes Gebot ist der kollegiale Umgang und Respekt für die Leistungen, egal ob als Sportler oder als Schiedsrichter.“
Dass die eigene sportliche Karriere nur sporadisch von Erfolgen gekrönt war, führt der Masterabsolvent der Fachrichtung Mechatronik an der FH Vorarlberg auf die enorme Dichte an exzellenten Radballern im Ländle zurück. „Egal ob in der Schülerklasse oder später in der Elite. Das Niveau in Österreich ist enorm hoch. Bestes Beispiel dafür ist mein Heimatverein RC Höchst. Wir haben seit Jahrzehnten in allen Altersklassen nicht nur ein, sondern mehrere Spitzenteams. Dies erhöht zwar die Qualität im Training, ist aber auch ein Nachteil im Vergleich zu anderen Sportarten, da im Radball bei Großevents nur ein Team pro Nation startberechtigt ist. Damit bist du in der Qualifikation als Zweiter schon der erste Verlierer.“ Neben Achtungserfolgen auf nationaler und internationaler Ebene war der Gewinn der Bronzemedaille bei der Junioren-EM 2005 zusammen mit Florian Fischer der herausragende Erfolg von Lubetz, der 2014 seine aktive Karriere beendete. Trotz seines Fachwissens kam ein Trainerjob bislang nicht in Frage. „Dies liegt an meiner beruflichen Tätigkeit und der begrenzten Freizeit. Der Radballsport war und ist ein wichtiger Teil in meinem Leben. Doch an erster Stelle steht die Familie. Vielleicht ändert sich das, wenn mein Sohn Anton einmal zum Radball wechselt. Im Moment spielt er lieber Handball in Hard und damit kann ich gut leben. Genauso wie Tochter Johanna, die gerade mit Mama Claudia als Trainerin ihre ersten Erfahrungen als Volleyballerin macht.“ Prioritäten setzen heißt es für Lubetz auch bei seinem WM-Debüt. Da der Höchster einer von sechs UCI-Kommissären ist und Österreich seit 2011 immer im Endspiel vertreten war, spekuliert er im WM-Finale nicht mit einem Einsatz: „Natürlich wäre ein WM-Endspiel vor 6000 Zuschauern der absolute Hammer. Hier schlägt aber mein Herz zu sehr für die Sportkollegen und deren Erfolg steht über den persönlichen Interessen. Mir ist lieber, Patrick und Stefan (Anm. Schnetzer/Feurstein) holen den WM-Titel und ich drücke als Zuschauer die Daumen als umgekehrt.“ VN-JD
„Da Österreich seit 2011 immer im Endspiel vertreten war, konnte ich nie ein ÖRV-Schiedsrichter ein WM-Finale leiten.“




Zur Person
Simon Lubetz
Der 34-jährige Höchster ist bei der Hallenrad-WM in Stuttgart erstmals als UCI-Kommissär im Radball im Einsatz.
Geboren 6. Mai 1987
Ausbildung Matura HTL Bregenz für Maschinenbau; Bachelor- und Masterstudium Mechatronik FH Vorarlberg
Beruf Gruppenleiter in der Produktentwicklung bei der Blum Group in Höchst
Familie verheiratet mit Claudia, Kinder Anton (5) und Johanna (4)