Zunächst verlieren alle Pensionisten

Politik / 21.09.2025 • 13:02 Uhr
Zunächst verlieren alle Pensionisten
Auf 4,1 Prozent ist die Inflationsrate im August gestiegen. Die Pensionsanpassung mit 1. Jänner des kommenden Jahres wird jedoch maximal 2,7 Prozent betragen. Foto: APA

Wenn überhaupt, wird die derzeit hohe Teuerung erst in mehr als einem Jahr ausgeglichen.

SCHWARZACH. Auf 4,1 Prozent ist die Inflationsrate im August gestiegen. Das hat „Statistik Austria“ nun bestätigt. Trotzdem ist bei kleinen und mittleren Pensionen von einem Teuerungsausgleich die Rede, obwohl sie mit 1. Jänner des kommenden Jahres nur um 2,7 Prozent erhöht werden. Das klingt widersprüchlich. Es ist jedoch erklärbar: Maßgeblich für die Pensionsanpassung ist die Inflation in den zwölf Monaten bis Juli. Sie ist mit 2,7 Prozent noch wesentlich niedriger gewesen.

„Bei der Pensionsanpassung ist man zeitversetzt dran“, bestätigt Sebastian Koch vom „Institut für Höhere Studien“. Steigt die Inflation, wie sie es derzeit tut, kommt es nicht unmittelbar zu einem Ausgleich. Sprich: Alle Pensionen verlieren zunächst an Wert. Würde die Inflation sinken, wäre es umgekehrt.

Sebastian Koch
„Bei der Pensionsanpassung ist man zeitversetzt dran“, bestätigt Sebastian Koch vom „Institut für Höhere Studien”. Foto: IHS/STUDIO MATPHOTO

Die Inflationsrate von 4,1 Prozent im August wird mit der im September und den folgenden Monaten bis zum kommenden Juli erst für die Pensionsanpassung 2027 maßgeblich. Bis dahin kann man sich mit bestehenden Pensionen weniger leisten.

Und das ist noch nicht alles: Sebastian Koch betreibt am „Institut für Höhere Studien“ einen Preismonitor. Die Inflationsrate soll ja zum Ausdruck bringen, wie stark die Teuerung für die Gesamtbevölkerung ausfällt. Im Einzelfall ist das jedoch abhängig vom Konsumverhalten. Und das wiederum ist nach Einkommen genauso unterschiedlich wie nach Alter etwa.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Sonstige angezeigt.

Für Haushalte mit ab 65-jährigen Hauptverdienern, in der Regel also Pensionisten, ist die Teuerung laut Preismonitor besonders hoch: Bei ihnen beträgt sie nicht 4,1, sondern 4,5 Prozent. Bei Älteren, die allein leben, handelt es sich überhaupt um 4,7 Prozent.

Wie Koch analysiert, hat das damit zu tun, dass die Preise für Haushaltsenergie und Lebensmittel stärker angezogen sind. Und dass sie bei ab 65-Jährigen stärker ins Gewicht fallen würden: Im Mittel würden Ältere zum Beispiel sieben Prozent des verfügbaren Einkommens für Haushaltsenergie aufwenden und Jüngere nur halb so viel.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Sonstige angezeigt.

Inflationsraten von über vier Prozent sind bei einer Pensionsanpassung von zunächst maximal 2,7 Prozent besonders schmerzlich. Und selbst diese 2,7 Prozent gibt es nur bis zu einer Bruttopension von 2500 Euro. Praktisch relevant ist jedoch, was netto bleibt. Und hier zeigt sich, dass es schon bei einer Bruttopension von 1750 zum Beispiel nur 2,5 Prozent sind. Bei 3000 Euro handelt es sich um 2,2 und bei 4000 Euro gar nur um 1,7 Prozent.

Außerdem: „Was vollkommen vergessen wird, ist, dass mit der Erhöhung des Krankenversicherungsbeitrags bereits eine Kürzung beschlossen worden ist.“ Das gelte letztlich auch für Bezieher kleiner Pensionen“, so Ferdinand Koller, Vertreter der Armutskonferenz und Geschäftsführer der Wohnberatungsstelle „Dowas“: „Altersarmut ist ein Thema, gerade auch in Vorarlberg“, wo Frauen eher viel weniger Pension bekommen würden als Männer.

Zunächst verlieren alle Pensionisten
„Was vollkommen vergessen wird, ist, dass mit der Erhöhung des Krankenversicherungsbeitrags bereits eine Kürzung beschlossen worden ist”, erklärt Ferdinand Koller. Foto: VN/Serra

Laut Koller sollte auch nicht übersehen werden, dass die Erhöhung des Krankenversicherungsbeitrages von 5,1 auf sechs Prozent weitreichende Folgen habe: „Die Bemessungsgrundlage für die Sozialhilfe ist die Netto-Mindestpension. Also Ausgleichzulagenrichtsatz abzüglich Krankenversicherungsbeitrag. Daher sind sehr viele Menschen von den Kürzungen betroffen, die ohnehin schon am wenigsten haben.“