Notarin im Chefsessel

Cornelia Rieser lenkt interimistisch die Geschicke der Gemeinde Lech.
Lech Dass sie irgendwann im Sessel des Bürgermeisters von Lech Platz nehmen wird, war in ihrer Lebensplanung nicht vorgesehen und nie das Ziel von Cornelia Rieser. Jetzt kam es doch dazu. Grund dafür lieferte der quasi über Nacht erfolgte Rückzug von Stefan Jochum als Gemeindechef von Lech. Jochum hatte wie in den VN berichtet, nach nur einem Jahr das Handtuch geworfen. Rieser, die seit der Gemeindewahl 2020 als Vizebürgermeisterin fungiert, sprang in die Bresche und wird bis zur Bürgermeisterdirektwahl am 6. Februar 2022 die Geschäfte führen. Mit welchem Führungsstil und welchen Zielen geht die Mutter einer Tochter an diese Aufgabe heran?
Von Jochums Rückzug überrascht
„Mein Team würde vermutlich sagen: empathisch und sehr klar in den Aussagen. Ich glaube, man weiß bei mir immer ganz genau, woran man ist. Und ich bin ein Teamplayer. Ich mag Menschen um mich und glaube, dass man gemeinsam mehr erreicht“, betont Rieser, die mit zwei Partnern im benachbarten Landeck als Notarin tätig ist. Vom abrupten Rückzug Jochums war sie offenbar überrascht: „Überforderung und Anstrengung waren ihm deutlich anzusehen. Nachdem ich aber weiß, wie sehr er das Amt angestrebt hat und sich einen Kindheitstraum erfüllt, hätte ich nie mit einem Rücktritt gerechnet.“ Jetzt gehe es darum, den Blick in die Zukunft zu richten, betont Rieser, die für die Liste „Zusammen uf Weg“ in die Gemeindevertretung gewählt worden war.
Zentrumsbau Teil des Dorfes?
Welchen Themen wird sie besonderes Augenmerk schenken? Rieser: „Es ist wie Bergsteigen. Zuerst muss man sich orientieren und dann ganz langsam Schritt für Schritt weitergehen. Genau das werde ich tun. Sonst geht einem die Luft aus. Genau das werde ich tun.“ Ihr Blick auf den Gemeindezentrumsbau sei bislang überaus kritisch gewesen, meint Rieser. Inzwischen sei sie aber in einer anderen Rolle und ihr Blickwinkel habe sich geändert: „Ich betrachte die beiden Gebäude mit anderen Augen, sie werden ganz leise Teil unseres Dorfes. Manchmal ertappe ich mich sogar bei dem Gedanken, dass sie mir sogar gefallen könnten. In der Sache selbst werde ich mir vor allem im Hinblick auf die Kostensituation ein Bild machen.“ Was ihren möglichen Nachfolger oder Nachfolgerin an der Spitze der Gemeinde betrifft, so hat sie eine klare Haltung: „Diese Person muss verbindend im Sinne von Menschen verbinden sein und das Gemeinsame vor das Trennende stellen.“ Mit einem besorgten und auch verständnislosen Gefühl blickt Rieser in die Wintersaison: „Besorgt, weil der Tourismus unsere Lebensader ist, eine Wiederholung des letzten Winters darf es nicht geben. Und verständnislos, weil es immer noch Menschen gibt, die Impfen als Privatsache betrachten. Ich halte es für einen Akt der Solidarität, gesundheitlich und wirtschaftlich.“ VN-TW
„In Krisensituationen des Lebens versuche ich immer den Blick auf das zu richten, was funktioniert.“


Zur Person
Mag. Cornelia Rieser
übernahm interimistisch das Bürgermeisteramt in Lech
Geboren 8. Juli 1977
Familie Partnerschaft, eine Tochter
Beruf Notarin
Ausbildung Studium der Rechtswissenschaften
Lebensmotto „Love it, change it or leave it“