“Schreibe gerne am Laptop in der Küche”
Andrea Sawatzki über die Verfilmung ihres neuen Bundschuh-Romans.
Berlin Bei dieser Sippe ist immer was los, und meistens liegen die Nerven sämtlicher Familienmitglieder blank: Die Komödie „Familie Bundschuh – Woanders ist es auch nicht ruhiger“ (6. Dezember, ZDF) ist die neue Adaption eines Sawatzki-Romans über den chaotischen Clan, der im Film seinen Wohnsitz von Berlin raus aufs Land verlegt. Andrea Sawatzki spielt wieder die gestresste Hausfrau und Mutter Gundula Bundschuh, Axel Milberg ihren miesepetrigen Ehemann Gerald.
Frau Sawatzki, der neue Film über die Chaos-Familie Bundschuh basiert auf Ihrem fünften Roman über die schräge Sippe. Erkennen Ihre Leser das Buch im Film wieder?
Sawatzki Auf jeden Fall. Die Story, dass die Bundschuhs vor dem Berliner Fluglärm aufs Land flüchten und sich dort ein neues Zuhause suchen, was sie in einem mehr als fragwürdigen Anwesen auch finden, wird so auch im Buch erzählt.
Denken Sie beim Schreiben der Bundschuh-Romane bereits an die Verfilmung?
Sawatzki Schon, weil ich beim Schreiben mittlerweile die Schauspieler vor mir sehe, die mich dann gewissermaßen durch den kreativen Prozess führen. Das war beim ersten Bundschuh-Roman natürlich nicht so, da gab es die Verfilmungen ja noch nicht.
Sie spielen die Hauptrolle der gestressten Familienglucke Gundula. Inwiefern haben Sie denn sonst noch Einfluss auf die Verfilmung genommen?
Sawatzki Es ist so, dass ich die Rechte an den Figuren habe und deshalb darauf aufpasse, dass sie in den Filmen nicht gänzlich in eine andere Richtung gehen als in den Romanen. Ich bekomme lange vor den Dreharbeiten die Drehbücher für die Filme zugeschickt und kann dann ein Veto einlegen, wenn mir was nicht passt. Das ist bisher aber noch kein einziges Mal vorgekommen.
Würde es Sie reizen, auch mal selber ein Drehbuch zu schreiben?
Sawatzki Schon, aber ich glaube, ich könnte es nicht (lacht). Ein Drehbuch für einen Film zu schreiben ist doch eine ganz andere Arbeit als ein Roman. Ich finde, das ist extrem schwer, und da würde ich mich erst mal nicht rantrauen. Ich überlasse die Drehbücher lieber den Profis.
Sie haben vor ein paar Jahren mit dem Schreiben begonnen. Inwiefern hat es Ihr Leben verändert?
Sawatzki Ich würde sagen, es hat mein Leben auf jeden Fall bereichert. Ich hätte auch nie erwartet, dass daraus eine erfolgreiche Fernsehreihe entsteht. Es ist auch schön, mit den Bundschuh-Romanen immer wieder auf Lesereise zu gehen und zu sehen, wie die Fangemeinde wächst. Es ist toll, die Leute mit den Geschichten mal aus ihrem Alltag zu reißen, ihnen in gewisser Weise aber auch einen Spiegel vorzuhalten.
Wer sind denn Ihre Leser?
Sawatzki Zu achtzig Prozent Frauen, die meisten davon wohl in meinem Alter. Zu den Lesungen kommen Frauen mit ihren Müttern, aber auch mit ihren Kindern. Die Bundschuhs sind generationenübergreifend. Aber tatsächlich sind etwa 20 Prozent der Besucher Männer.
Wenn Sie zwischen dem Schreiben und der Schauspielerei wählen müssten: Wie würden Sie entscheiden?
Sawatzki Ich würde mich für die Schauspielerei entscheiden. Das Schreiben ist doch eine sehr anstrengende und vor allem einsame Arbeit. Es gibt Tage, an denen fällt einem partout nichts ein, und welche, an denen man keine Zeit findet, sich mal ruhig in die Ecke zu setzen, um was zu schreiben. Die Schauspielerei dagegen ist meine Leidenschaft, hier kann ich mich austoben.
Ihr Mann Christian Berkel ist ebenfalls Schauspieler und Schriftsteller. Stimmt es denn, dass er im Arbeitszimmer schreibt und Sie in der Küche?
Sawatzki Das stimmt, er bevorzugt das Arbeitszimmer. Ich dagegen schreibe tatsächlich gerne am Laptop in der Küche, aber nicht nur. Ich wandere gern durchs ganze Haus und suche mir ein Plätzchen aus (lacht). Ich kann überall schreiben. Ich stecke mir einfach Ohropax in die Ohren und kann dann für ein paar Stunden abtauchen.
Zeigen Sie sich gegenseitig Ihre Texte?
Sawatzki Nein, während des Schreibprozesses nicht. Wir zeigen uns unsere Texte erst, wenn der Lektor schon drübergeguckt hat und die letzte Fassung vom Verlag abgenickt worden ist.
Mag Ihr Mann die Bundschuhs?
Sawatzki Ich denke schon, er hat jedenfalls noch nie was Negatives über sie gesagt. Und er lacht oft, wenn er die Geschichten liest.
Warum spielt er denn in den Filmen nicht mit?
Sawatzki Das wollte er nicht. Ich hatte ihn zwar für die Rolle des Ehemannes Gerald im Auge, aber er hatte dann die Sorge, dass man uns mit den Bundschuhs zu sehr vergleicht. Es ist schon besser, dass Axel Milberg die Rolle spielt, und er macht das ja auch ganz toll. maw
„Ich stecke mir Ohropax in die Ohren und kann dann für ein paar Stunden abtauchen.“