Weltblick auf die Politik

Sabine Neyer (44) achtet darauf, dass im Parlament alles mit rechten Dingen zugeht.
Wien, Schruns Wer an das Parlament denkt, hat meist die Sitzungen des Nationalrats im Kopf und sieht die Politik, die streitet und Gesetze beschließt, vor seinem geistigen Auge. Doch das Parlament ist viel mehr, das wissen auch 470 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Parlamentsdirektion. Diese sorgen für einen reibungslosen Ablauf des parlamentarischen Betriebs. Eine von ihnen ist die Schrunserin Sabine Neyer, die seit 2020 als Leiterin der Abteilung für Globale Entwicklungen im internationalen Dienst tätig ist.
Doch wie schafft man aus dem beschaulichen Schruns den Einzug in die große Wiener Politik? Das sei ganz einfach, berichtet die 44-Jährige: „Über Brüssel.“ Nach der Matura am Bludenzer Gymnasium und dem Jusstudium in Innsbruck arbeitete sie im Amt der Tiroler Landesregierung und bekam so die Möglichkeit, für drei Monate in das Büro des Landes nach Brüssel zu wechseln: „Das habe ich dann einfach mal gemacht.“
Internationales als Schwerpunkt
Das war 2006, damals hatte Österreich noch die zweite EU-Ratspräsidentschaft inne: „Eine spannende Zeit“. Dennoch folgte auf Brüssel doch ziemlich schnell Wien: „Ich habe mich in Ministerien beworben, war dann bei Lisl Gehrer und Beatrix Karl im Wissenschaftsministerium.“ Aber die belgische Hauptstadt ließ Neyer nicht los, zwischenzeitlich kehrte sie zurück, an die Ständige Vertretung Österreichs, zuständig für Angelegenheiten im Bereich der Wissenschaft und Forschung.
Ihr Weg führte Sabine Neyer 2011 ins Parlament in Wien, zunächst als Referentin im ÖVP-Klub, dann eben seit 2020 als Abteilungsleiterin in der Parlamentsdirektion: „Das Parlament ist viel aktiver im internationalen Bereich, als der Durchschnittsbürger denken würde.“ Es gebe zum Beispiel viele Gremien, in denen österreichische Mandatare vertreten sind, „die werden von uns serviciert“. Dazu gehöre auch die Information der Abgeordneten von National- und Bundesrat über aktuelle internationale Entwicklungen: „Wir schreiben Dossiers, die wir dann aussenden – aktuell zum Beispiel über die afrikanische Freihandelszone.“
Die Freude über Internationales zieht sich auch durch Neyers Freizeit, „wenn gerade kein Lockdown ist, besuche ich zum Beispiel Sprachkurse oder gehe auf Reisen.“ Zumindest privat. Im Beruflichen organisiere sie die Flüge der Abgeordneten zwar, selbst mit dabei ist sie in der Regel aber nicht: „Das überlasse ich den Fachreferenten zu den bestimmten Themen.“
Neue Tätigkeitsfelder
Eine klassische juristische Berufsausbildung habe Sabine Neyer nie angestrebt, erklärt sie eindeutig, das Studium sei ihr jetzt aber auch im neuen Beruf hilfreich. So arbeitet sie seit einiger Zeit in der Abwicklung der Plenarsitzungen und der Ausschüsse mit: „Das sind neue Felder, die sich da auftun. Wir achten darauf, dass die Geschäftsordnung eingehalten wird, dass alles mit rechten Dingen zugeht.“
Zum Schluss ihres Gesprächs mit den VN kommt Neyer auf ihre Schulzeit zu sprechen, immer noch im Kopf habe sie den Geruch der Suchard-Fabrik. „Den habe ich jetzt fast genauso wieder, wo ich doch im 17. Bezirk bei der Manner-Fabrik wohne.“ Da reicht dann der internationale Blick sogar heim bis nach Vorarlberg. MAX
„Das Parlament macht sehr viele internationale Tätigkeiten, das würde man gar nicht glauben.“

Mittendrin war Sabine Neyer auch bei verschiedenen Treffen in der Europäischen Union, hier bei einem Rat der Wissenschaftsminister.


Mit EU-Kommissar Johannes Hahn, Ministerin Beatrix Karl und Sektionschef Friedrich Faulhammer war Sabine Neyer Teil der Delegation (v.r.n.l).
Zur Person
Sabine Neyer
ist seit vergangenem Jahr Abteilungsleiterin in der Parlamentsdirektion in Wien
Geboren 11.11.1977 in Schruns
Wohnort Wien
Ausbildung Matura am Gymnasium in Bludenz, Studium der Rechtswissenschaften in Innsbruck
Beruf Leiterin der Abteilung für Globale Entwicklung, Informationsaufbereitung und Organisation im Internationalen Dienst der Parlamentsdirektion
Familie ledig
Hobbys Reisen, Neues Entdecken (Sprachen), Leben in Wien